Fuer den Rest des Lebens
Lippen, als habe sie damit, dass sie die Tür öffnete, etwas Erwachsenes und Verantwortungsbewusstes getan, und da fällt sie ihr schon um den Hals, schmiegt sich mit der alten Innigkeit an sie. Wie vollendet ist diese Umarmung, eine Umarmung von Körper und Seele, wie vollendet die Ruhe, die sie begleitet, und plötzlich spürt sie, dass alles gut werden wird, sie hat Angst zu atmen, um diesen heiligen Moment nicht zu zerstören, sie hat Angst, einen Finger zu bewegen, um die Umarmung nicht zu unterbrechen, damit ihr ja niemand die wiedergewonnene Liebe ihrer Tochter nehmen könne, die ihr neues Leben einflößt. Sie hat das Gefühl, als stünden sie stundenlang bewegungslos da, als wäre die Sonne schon untergegangen und würde bald wieder aufgehen, als wären Jahre vergangen, als würden sie in die Vergangenheit zurückkehren, als wehe der Wind sie in eine geheimnisvolle Zukunft, was war und was sein wird, Geburt und Tod, Greisentum, Erwachsenendasein und Säuglingsalter, das alles ist nichts gegen die Schönheit der Seele, die ein so starkes, konzentriertes Gefühl hervorrufen kann, und in dieser Umarmung begreift sie, dass niemand ihr diese Schönheit nehmen kann, noch nicht einmal Nizan selbst, auch kann niemand ihr das Glück nehmen, das sie und Nizan sich einander seit dem Tag ihrer Geburt geschenkt haben, nichts ist verloren gegangen, deshalb tut ihr auch nichts mehr leid, und sie wird von einem festlichen Gefühl erfasst, einer Freude über die Existenz ihrer Tochter, auch wenn sie sich von ihr entfernt, denn ihre Existenz bestätigt die Wunder, die sie gemeinsam erlebt haben.
Danke, mein Liebstes, flüstert sie, streichelt über die vollen, weichen Haare, und Nizan löst sich von ihr, Mamale, sagt sie in ihrem singenden Tonfall, ich bin froh, dass du gekommen bist, und sie nimmt ihre Hand und führt sie mit gemessenen Schritten, als handle es sich um eine Zeremonie, in ihr altes, gehasstes Jungmädchenzimmer, dort sitzt ihr Bruder Avner im Sessel, mit einem dünner gewordenen Gesicht, sodass ihm plötzlich Anzeichen seiner früheren Schönheit anzusehen sind, und im Bett, mit faltigen Lidern und geschlossenen Augen, liegt ihre alte Mutter, mit einem kleinen, zufriedenen Lächeln auf den Lippen.
Schön, dass du gekommen bist, Dini, sagt ihr Bruder, wir haben viel über deinen Plan gesprochen, wir drei, und sie ist erstaunt, wirklich? Was habt ihr denn gesagt?, und er antwortet, wir sind der Meinung, dass du sehr mutig bist, und sie widerspricht, mutig? Ich habe noch nichts getan, einstweilen ist es nur ein Traum, und ihr Bruder sagt, auch für einen Traum braucht man Mut, und wie ich dich kenne, wirst du den Traum in die Tat umsetzen, und ich glaube wirklich, dass man kaum etwas Größeres und Schöneres in diesem Leben tun kann, auch wenn das zu Problemen mit deiner Familie führt. Sein Blick wandert zu Nizan, nie hat er sie so angeschaut, er hat sie überhaupt nie wirklich angeschaut, Nizan hat sich manchmal darüber beklagt, dass der einzige Onkel, den sie habe, gar kein richtiger Onkel sei, er interessiere sich nicht für sie und sei nicht nett zu ihr, und Dina zahlte es ihm heim durch ihre unterkühlte Beziehung zu seinen Kindern, doch nun ist sein Blick warm und aufmunternd, und ihre Tochter reagiert sofort, wir haben darüber gesprochen, dass du nicht darauf verzichten darfst, wenn es dir wirklich wichtig ist, ich verstehe dich jetzt besser, wenn es dir so wichtig ist, darfst du nicht darauf verzichten, nicht meinetwegen, und Dina lächelt ihr aufgeregt zu, danke, mein Mädchen, es ist so schön, das, was du sagst, es ist mir sehr wichtig, aber ich bin Teil einer Familie, ich will euch nicht wehtun, ich habe gehofft, dass wir es zusammen tun könnten.
Das wird vermutlich nicht gehen, sagt ihre Tochter weich, die Frage ist, ob das wirklich ein Grund ist, darauf zu verzichten, ich brauche Zeit, um mich an die Idee zu gewöhnen, aber ich ziehe meinen Widerstand zurück, vielleicht reicht das nicht, aber das ist es, was ich im Moment sagen kann, wenn du wirklich ein Kind adoptieren willst, dann solltest du nicht meinetwegen darauf verzichten, es wird mir schwerfallen, wenn du es tust, und Dina schüttelt erstaunt den Kopf, ihre Augen bleiben aus irgendeinem Grund an dem runden Tisch hängen, der beladen ist mit Medikamenten, was hatte sie damals im Laden geweint, sie hatte geglaubt, dass dieser Tisch ihr Zimmer zu ihrem Zimmer machen würde, ihr Leben zu ihrem Leben. Was hast du mit meiner Tochter
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