Fuer den Rest des Lebens
und er sagt, aber damals bin ich zu früh weggegangen, und jetzt gehe ich zu spät, und sie schaut ihn nachdenklich an, ich bin nicht sicher, Avni, mir scheint, für dich ist es genau der richtige Zeitpunkt.
Und am ersten Abend, nachdem er seine Kleidung in den Eichenholzschrank geräumt hat, zu ein paar Sachen, die sie zurückgelassen hat, und zu ein paar Sachen des Toten, ich komme im Sommer und packe alles ein, hat sie versprochen, streckt er sich auf dem Sofa aus, auf dem Rafael Alon seinen letzten Atemzug gemacht hat, und ein freudiger Schmerz erfüllt ihn. Ich wusste nicht, dass es solche Zufälle gibt, denkt er, wer weiß, was mich noch alles erwartet, und in der Nacht schläft er in ihrem Bettzeug, deckt sich mit ihrer doppelt breiten Daunendecke zu, sie hat so viele Dinge zurückgelassen, Handtücher und Küchengeräte und Bücher, im ganzen Haus gibt es kaum Platz für seine eigenen Sachen, denkt er, nachdem sie beide, sie und der Tote, das Haus auf die gleiche endgültige Art verlassen haben, als gäbe es keine Berufungsmöglichkeit, nur ihre Sachen bleiben auf eine endgültige Art hier, vielleicht leben sie irgendwo in der Ferne zusammen, so wie sie es sich erträumt hatten, vielleicht sind sie zusammen gefahren und werden zusammen zurückkehren, und er wird hierbleiben, wie ein Priester im Tempel, um für sie das Feuer zu hüten, damit es nicht ausgeht, oder beide sind gestorben, zusammen, die schmerzhafte Kluft zwischen ihnen ist verschwunden.
Auch ich werde noch einmal eine solche Liebe erleben, betet er zwischen dem weißen Bettzeug. Er hat sich offenbar schon an das harte Bett im Haus seiner Mutter gewöhnt, denn er hat auf einmal das Gefühl, in der weichen Matratze zu versinken, ein Schauer überläuft ihn, er klammert sich an das Bettgestell, in seinen Ohren hallt die Geschichte seiner Mutter nach, von den Mooren am See, und wie sie wie Krokodile darübergekrochen waren, um nicht zu versinken, und er fragt sich, ob er nicht ebenfalls wie ein Krokodil kriecht, schon seit Jahren, aber wie ermüdend ist das, vielleicht ist es an der Zeit, aufzugeben. Halb dösend lässt er das Bettgestell los, ein seltsames Vergnügen hüllt ihn ein, als er im Moor versinkt, das man vor seiner Geburt trockengelegt hat, und am Morgen ist er überrascht, aufzuwachen, ich lebe noch, noch lebe ich, sagt er, als er das Haus verlässt und zum Haus seiner Kinder geht, um Tomer zur Schule zu bringen, er schließt das Tor hinter sich ab und erinnert sich an die große, knabenhafte Frau, die ihm Wasser angeboten hat, als ihm an der Straßenecke schwindlig wurde, ich habe zu ihr gesagt, dass ich hier wohne, deshalb wird sie mich hier finden, wenn sie will, denn sie hat mir geglaubt, obwohl ich gelogen habe, und siehe da, aus der Lüge ist Wahrheit geworden.
Dreizehntes Kapitel
Es wird so lange dauern wie eine Schwangerschaft, in neun Monaten werden Sie ein Kind haben, hat man ihr versprochen, als sie den Vertrag unterschrieben hat, vielleicht sogar ein bisschen früher, es gibt auch erfreuliche Überraschungen, und tatsächlich ist sie schon überrascht, wie sehr die freudige Erwartung sie verändert und ihre Tage strahlen lässt, es gibt keine Zerstreutheit mehr, keine Zeitverschwendung, plötzlich widmet sie jede freie Stunde den jüdischen Gemeinden in Spanien, die vor der Vernichtung stehen, die sich zwischen der Vertreibung und dem Religionsübertritt entscheiden müssen, zwischen dem Herumwandern und dem Verzicht auf den Glauben ihrer Väter. Kann die Treue zu einem Glauben als Ersatz für eine Heimat dienen, für ein Land, für Sicherheit, dabei ist Glaube noch abstrakter als Liebe, und dennoch gab es Menschen, die sagten, der Glaube ist eine unverzichtbare Sicherheit, Reste von Familien, Reste von Gemeinden segelten in fremde Länder, nur um nicht auf ihren Glauben zu verzichten. Welche Rolle spielte das Heilige Kind von La Guardia bei jener grausamen Entscheidung, vor die Hunderttausende von Menschen gestellt wurden? Einem Kind, das es nicht gab und nie geben wird, dessen Leiche nie gefunden wurde, dessen Existenz niemand bezeugte, gelang es, einen Sturm zu verursachen, der zum Befehl der Vertreibung der spanischen Juden führte, denn trotz der falsehen Zeugenaussagen und trotz der fehlenden Beweise wurden einige Juden von La Guardia des Ritualmordes beschuldigt. Gerüchte wurden verbreitet, es wurde beschrieben, dass die Erde bebte und die Sonne sich verfinsterte, als man dem Jungen das Herz aus dem Leib
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