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Fuer den Rest des Lebens

Fuer den Rest des Lebens

Titel: Fuer den Rest des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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sie über die Wohnung, die sie noch gar nicht kennen, nichts mehr zu sagen haben, erzählt sie ihm von ihrer Scheidung, ich habe meinen Mann angefleht, in unserer Nähe zu wohnen, für die Kinder wäre das so wichtig, aber er sieht immer nur sich selbst, er hat eine Wohnung in Modi’in gekauft, die Kinder können ihn nur am Wochenende besuchen, und auch das fällt ihnen nicht leicht, weil sie auf ihre Freunde und auf Hobbys verzichten müssen, ich finde es toll, dass Sie so an Ihre Kinder denken, fügt sie anerkennend hinzu, ich werde alles tun, um für Sie eine Wohnung zu finden, die möglichst nahe bei Ihren Kindern ist, wo wohnen sie? Und er nennt den Namen der Straße genau in dem Moment, als sie nicht weit entfernt davon das Auto abstellt.
    Was die Lage angeht, ist es perfekt, ich hoffe nur, dass auch die Wohnung passt, manchmal beschreiben die Leute ihre Wohnung als einen Palast, und wenn ich ankomme, stellt sie sich als unbewohnbare Ruine heraus, Sie haben keine Ahnung, wie unverschämt manche Menschen sind, deshalb schaue ich immer vorher nach, ich habe noch nie einen Kunden zu einer Wohnung gebracht, die ich nicht selbst gesehen habe, aber er hört ihr schon nicht mehr zu, denn sie biegt mit raschen Schritten und klappernden Pfennigabsätzen in die schmale, dunkle Seitenstraße ab, die er so gut kennt, dass er sich blind zwischen den engen Mauern hätte hindurchtasten können, und er fragt sich, ob sie ihn durch diese Straße nur führt, um den Weg abzukürzen, oder ob sich hier die Wohnung befindet, in diesem Fall kann er sie nicht akzeptieren, er kann nicht so nah bei ihr wohnen und zusehen, wie sie kommt und geht, wie sie die Tür öffnet und sofort zuschlägt, nein, eine solche Quälerei wird er sich nicht antun, und seine Kehle ist trocken, als er versucht, die Maklerin etwas zu fragen, die ohne Pause weiterplappert, und als sie an dem verschlossenen Tor vorbeigehen, zieht sie einen Zettel aus der Manteltasche, verdeckt ihn vor ihm und sucht nach der Hausnummer.
    Ich habe den Vertrag im Büro vergessen, sagt sie, Sie müssen ihn auf dem Rückweg unterschreiben, und er schnaubt, wenn die Wohnung hier in dieser Straße ist, dann passt es mir nicht, aber sie hört nicht zu, sie macht ein paar Schritte und ihr Finger mit dem roten Fingernagel drückt auf die bekannte Klingel, und bevor er widersprechen kann, geht die Tür auf und er sieht sie, sehr blass gegen die farbenfrohe Maklerin, nur ein verschwommenes Gesicht in Schwarz-Weiß, in einem langen dunklen Rollkragenpullover, die etwas kürzeren Haare feucht und zu einem Knoten zusammengesteckt, sie sieht aus wie ein verlassener, trauriger Junge, und die Maklerin sagt schnell, ich möchte Ihnen einen ernsthaften Interessenten vorstellen, das ist die Besitzerin der Wohnung, sie drängt sie, als wären sie schüchterne Kinder, die man dazu überreden müsse, sich miteinander anzufreunden.
    Sollen wir nicht hineingehen?, schlägt sie vor, denn beide bleiben wie erstarrt auf der Stelle stehen, verlegen und verletzt, als hätten sie sich gegenseitig so sehr verprügelt, dass sie sich nicht mehr rühren könnten, und es gibt niemanden, auf den man böse sein kann, denn niemand hat schuld, und trotzdem ist der Zorn allgegenwärtig, und die Maklerin ist schon hineingegangen, erobert den kleinen Garten und sie sieht die beiden, wie sie voreinanderstehen, bis schließlich auf Talias Gesicht ein leichtes Lächeln erscheint, ich habe nicht an dich gedacht, sagt sie, schade, wir hätten uns die Maklergebühr sparen können.
    Diese Worte begleiten ihn den ganzen Tag und auch in den folgenden Tagen, als er durch die bekannten Zimmer geht, als er den Vertrag unterschreibt, ohne ihn überhaupt durchgelesen zu haben, er erschrickt nur einen Moment, als er seinen Namen neben ihrem sieht, als handle es sich um einen Ehevertrag, wir hätten uns die Maklergebühr sparen können. Es sei alles so schnell gegangen, hat sie gesagt, sie habe das Angebot erst vor einer Woche bekommen und habe von heute auf morgen beschlossen, zu fahren, sie müsse hier weg, und er packt seine wenigen Sachen, die er in die Wohnung seiner Mutter mitgebracht hat, schade, wir hätten uns die Maklergebühr sparen können, das ist es, was sie zu mir gesagt hat, erzählt er Dina, die seine Anziehsachen sorgfältig zusammenlegt und in eine Tüte packt. Sie lächelt, wieder gehst du vor mir weg, wieder lässt du mich mit Mutter allein, ich habe schon gedacht, dass wir für immer so weitermachen, wir drei,

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