Fuer den Rest des Lebens
traurige Melodie summt. Was ist mit Nizan los, als sie sich gestern Abend verabschiedet hat, war noch alles in Ordnung, bestimmt ist dieser Junge schuld, nur Liebeskummer treibt junge Mädchen weinend ins Bett, und als sie das Haus betritt, kommt Gideon schon die Treppe herunter, sie hat ihn fast einen Monat lang nicht gesehen, und ihr Herz fliegt ihm entgegen, dann hast du also gar keine Tochter im Haus gehabt, denkt sie, du hättest zu mir kommen können.
Sag mir Bescheid, wenn du etwas aus ihr herausbekommst, sagt er kurz, und sie sagt, klar, kommst du um vier zurück? Ich habe Nachmittagsunterricht, und er antwortet, kein Problem, und schon ist er verschwunden, und sie steht in der Wohnung, die ihr gegen die Wohnung ihrer Mutter plötzlich geräumig vorkommt, und sie ist überrascht, als sie erkennt, dass die Wohnung sie offenbar gar nicht nötig hat. Sauber und aufgeräumt liegt sie vor ihr, im Spülbecken steht kein Geschirr, der Kühlschrank ist voll, der Kater, dick und gepflegt, schläft auf dem Sofa, und sie betritt Nizans Zimmer, der Vorhang bläht sich über dem Bett, ein kalter Wind dringt herein, und sie will schnell das Fenster schließen, aber ein lauter Aufschrei hält sie zurück, nicht zumachen, ich bekomme keine Luft, ich ersticke.
Was ist passiert, Nizani, sie setzt sich neben sie und versucht, den zerbrechlichen Körper an sich zu ziehen, aber ihre Tochter weicht ihr aus, lass mich, schreit sie und zieht die Decke über sich, sie hat ein rotes Gesicht und geschwollene Lider, und Dina fordert sie auf, erzähl mir, was passiert ist, lass mich dir helfen, und ihre Tochter schüttelt weinend den Kopf, mir kann niemand helfen, ich möchte sterben.
Beruhige dich, meine Süße, jetzt fühlst du dich so, aber in ein paar Tagen ist alles anders, verspricht sie, was ist los, hat er Schluss gemacht?, und Nizan wirft ihr unter ihren feuchten Haaren einen erstaunten Blick zu, einen Moment lang verwirrt, woher weißt du das? Und Dina sagt, ich habe euch doch hier zusammen gesehen, vor ein paar Monaten, ich verstehe noch immer nicht, warum du mich damals belügen musstest.
Weil er erwachsen ist, jammert Nizan, ich hatte Angst, wenn du weißt, wie alt er ist, wirst du mir verbieten, ihn zu treffen, er ist neun Jahre älter als ich, und Dina sagt, das ist wirklich ein großer Altersunterschied, sie wundert sich, dass ihre Tochter ihr so viel Autorität zutraut, die Kraft, ein verliebtes Paar zu trennen. Ihr wart also die ganze Zeit zusammen?, erkundigt sie sich vorsichtig, und Nizan setzt sich auf, sie lehnt sich mit dem Rücken an die Wand und wischt sich mit dem Handrücken die Tränen ab, nicht richtig, sagt sie, er wollte unbedingt, aber ich hatte Angst, es hat ewig gedauert, bis ich einverstanden war, und jetzt bereue ich es, wieder hört sie auf, zieht die Decke über sich, und Dina fragt, was bereust du?
Am Schabbat hatte ich sturmfreie Bude, sagt sie schnell und leise, Papa war nicht da, deshalb habe ich ihn eingeladen und wir waren den ganzen Tag zusammen, und am Schluss ist es passiert, du weißt schon was, zum ersten Mal, weil ich die ganze Zeit warten wollte, ich hatte das Gefühl, es sei für mich zu früh, aber am Schabbat ging es uns wirklich gut zusammen, ich habe gedacht, warum eigentlich nicht, ich liebe ihn so sehr und er liebt mich, und dann hat er nicht angerufen, aber ich habe mir überhaupt keine Sorgen gemacht, ich dachte, er hat zu tun, und gestern bin ich zu ihm gegangen, nachdem ich bei dir war, und er war so kalt, als würden wir uns nicht kennen, und schließlich hat er gesagt, es wäre alles anders, er habe seine Ex getroffen und festgestellt, dass er eigentlich zu ihr zurückmöchte, und ausgerechnet, nachdem wir miteinander geschlafen haben, ich werde nie wieder mit jemandem zusammen sein, und Dina hört ihr schweigend zu, ihr Körper ist zusammengesunken und die Worte treffen sie wie Faustschläge. Es ist nicht geschehen, warum ist es geschehen, sie wird dafür sorgen, dass es nicht geschieht, aber es ist bereits geschehen, jetzt ist es so weit, dass du nichts für sie tun kannst, wie bitter ist die Hilflosigkeit einer allmächtigen Mutter, wie leicht war es, sie glücklich zu machen, als sie noch ein Kind war, ein Lutscher, eine Portion Eis, der Mond am Himmel, und jetzt hat sie die Liebe verlassen, auf der Schwelle zu ihrem Leben, und sie hat das Gefühl, sie könnte diesen jungen Mann in Stücke reißen, wie konntest du es wagen, ihre Jugend zu zerstören, wie Zwillinge
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