Fuer den Rest des Lebens
in einer Gebärmutter haben sie auf diesem Bett gelegen, sagt sie sich, halb angezogen, wie hat dich dieser Anblick getroffen, hast du ihnen das Verlassenwerden schon damals angesehen, denn genauso hat ihr Zwillingsbruder sie verlassen, an der Schwelle ihres Lebens hat er sie allein zurückgelassen wie ein verschrecktes Kaninchen.
Es tut mir so leid, meine Schöne, sagt sie seufzend, streichelt vorsichtig über den dünnen Arm, das ist wirklich sehr schwer, aber jeder macht das auf die eine oder andere Art mit, du darfst dir nur keine Schuld geben, du darfst nicht zulassen, dass er dein Selbstbewusstsein zerstört, und Nizan unterbricht sie, ach, Mama, natürlich bin ich schuld, ich habe ihn enttäuscht, Tatsache ist doch, wenn er mich so sehr wollte, warum ist das jetzt anders? Und Dina widerspricht, wieso denn, das Phänomen ist doch bekannt, es gibt Männer, die das Interesse verlieren, wenn sie erreicht haben, was sie wollten, das Problem liegt bei ihm, warum willst du dir selbst die Schuld geben? Solche Gedanken sind Gift, schlage sie dir aus dem Kopf. Ist dir das auch einmal passiert?, jammert Nizan, und sie ist fast bereit, für sie eine solche Geschichte zu erfinden, nur um ihre Tochter zu trösten. Nicht direkt, gibt sie zu, aber es ist mir deshalb nicht passiert, weil ich solche Angst vor einer Zurückweisung hatte, dass ich lieber allein blieb, stell dir vor, ich hatte meinen ersten Freund mit vierundzwanzig, und mit ihm war ich eigentlich auch nur zusammen, weil er mich haben wollte, und Nizan seufzt, vielleicht ist das gesünder, so hat dich wenigstens keiner verletzt, aber Dina unterbricht sie, was ist daran gesund? Ich habe mich selbst verletzt, keiner kann uns mehr verletzen als wir uns selbst.
Bist du auch mit Papa nur zusammengeblieben, weil er dich wollte?, fragt Nizan, und Dina sagt, nein, mit Papa war es anders, da war meine Liebe zu ihm vermutlich größer als meine Angst, aber du kannst mir glauben, dass auch ich einige Male verlassen worden bin, Nizani, nur wer sich nicht auf eine Beziehung einlässt, wird auch nicht verlassen, und wer sich auf keine Beziehungen einlässt, lebt nicht, er stellt sich nicht, er wächst nicht, es tut mir leid, mein Mädchen, das ist der Preis des Lebens, dafür, dass man etwas wagt, verzichte ja nicht darauf, das hast du selbst zu mir gesagt, verzichte nicht auf das, was du für richtig hältst, und Nizan sagt, es reicht, Mama, was für ein Pathos, und zum ersten Mal erscheint ein Lächeln auf ihrem geschwollenen Gesicht, und Dina ist verwirrt, ich glaube wirklich daran, und Nizan sagt, natürlich, aber warum hört es sich an, als würdest du dich von mir trennen.
Als sie nach dem Unterricht ins Auto steigt, fährt sie fast automatisch die Straße entlang, die zu ihrem Haus führt, und sie wundert sich nicht darüber, dass ihre Hände und Füße sie dorthin bringen, schließlich fährt sie nach Hause, wie sie von dort weggefahren ist, fast selbstverständlich, ohne Erklärungen und Versprechungen, und auch wenn sie später zum ersten Mal seit Wochen zu dritt um den Tisch sitzen und zu Abend essen werden, wird es wie selbstverständlich sein, und vielleicht wird es auch so sein, wenn sie den Termin für die Reise bekommt, um den Jungen zu treffen, das ist er, der Junge, willst du seine Mutter sein? Dann ist die Stunde der Wahrheit gekommen, stehst du sie durch? Ich kenne dich, hat Gideon gesagt, du wirst kalte Füße bekommen, du wirst weglaufen, und was ist, wenn er recht hat, denn an diesem Abend, als sie zwischen beiden sitzt, fehlt ihr nichts, da ist Nizan, die voller Appetit das Spiegelei isst, das Gideon zubereitet hat, die frisches Brot in das Eigelb tunkt und aussieht, als habe sie sich ein bisschen erholt, und Dina stellt erstaunt fest, wie die tröstende mütterliche Kraft langsam zurückkommt.
Nie wäre sie auf die Idee gekommen, dass ihre Mutter ihr bei irgendwelchen Problemen hätte helfen können, im Gegenteil, sie hatte immer anklagend mit dem Finger auf sie gezeigt, ich habe es dir ja gesagt, ich habe dich gewarnt, und erst jetzt, da sie kaum mehr spricht und vielleicht auch nichts mehr versteht, hat sie das Gefühl, von ihrer Mutter unterstützt zu werden, sie ist sogar bereit, sich an diesen Strohhalm zu klammern, die strohige Umarmung ihrer vertrockneten Arme anzunehmen, wer weiß, vielleicht ist Nizan deshalb stärker als ich, denkt sie, wäre ich an ihrer Stelle gewesen, hätte ich die ganze Zeit geweint, ich hätte weder frisches Brot
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