Fuer den Rest des Lebens
der an allen Fronten ausbricht, sich Nizan von ihr entfernte, als wären sie nie eingehüllt gewesen in Zuneigung, und statt von der Wärme, die ihre Tochter ihr jahrelang entgegengebracht hatte, wurde sie plötzlich von Hitzewellen überfallen, begleitet von Schwindelgefühlen und drohender Ohnmacht, und während sie hilflos versuchte, Gideons Liebe zurückzugewinnen und Schwangerschaftsberatungsstellen aufsuchte, wurde klar, dass sie nicht mehr auf die frühere Verschmelzung hoffen konnte, auf diese heilige Geistesverwandtschaft, die sie vorhin auf dem Gesicht ihrer Studentin gesehen hat, die ihr so viel Zorn und Schmerz bereitet hat.
Als sie im Auto sitzt und vom Parkplatz fährt, sieht sie sie, noch immer etwas schwerfällig von der Schwangerschaft, an der Bushaltestelle stehen und ungeschickt mit dem Kinderwagen hantieren, dem Baby, der Tasche und der überflüssigen Decke, die vom Arm rutscht, und sie bremst mit rotem Gesicht, willst du mitfahren, Abigail, komm, ich bring dich, wohin du willst, ich habe Zeit, aber die Studentin schüttelt den Kopf, nicht nötig, mein Autobus wird gleich kommen, und Dina versucht es noch einmal, es tut mir leid, er hat mich gestört, ich konnte mich nicht konzentrieren, auch wenn er nicht geweint hat, und Abigail drückt das Baby an die Brust, kein Problem, sagt sie hochmütig, ich werde ihn nicht mehr mitbringen.
Doch obwohl ihr verziehen wurde, kann sie nicht lockerlassen, sie will unbedingt diese Mutter und das Baby in ihrem Auto haben, sie sollen ihre Gefangenen sein. Lass es mich wiedergutmachen, sie lächelt die Frau an, und Abigail gibt schließlich nach und verstaut ihre Sachen im Kofferraum, viele schwere Sachen, als wäre sie ein Kriegsflüchtling.
Mit dem schlafenden Baby im Arm setzt sie sich auf den Rücksitz und hantiert mit dem Sicherheitsgurt, und Dina beobachtet sie im Rückspiegel, während sie das Auto beschleunigt, fasziniert von den ungeschickten Bewegungen, von der Vernachlässigung und der Schwerfälligkeit, wie gepflegt ist sie doch noch vor wenigen Monaten gewesen, in eng anliegenden Kleidern und mit hohen Absätzen, trotzdem ist sie jetzt siebenmal schöner, denn ihre Handlungen dienen einem höheren Zweck: Wenn sie isst, dient es auch dazu, ihr Kind zu nähren, und wenn sie schläft, dient der Schlaf dem Wohl ihres Kindes, und es ist die Frage, ob man für diesen Zweck, der sich im Lauf der Jahre auflösen wird, überhaupt jemals einen Ersatz findet.
Wo wohnst du?, fragt sie, doch eigentlich ist sie bereit, zu jedem Ort zu fahren, um diese quälende Nähe in sich aufzusaugen, die sie vorhin nicht aushalten konnte und von der sie sich jetzt nicht trennen kann. Kein Problem, meine Mutter wohnt dort in der Nähe, ich wollte sie heute sowieso besuchen, versichert sie schnell und verspottet sich insgeheim, warum sollst du nicht ihre Fahrerin sein, warum bietest du ihr nicht deine Dienste als Babysitterin an, und nicht nur ihr, vielleicht hängst du Anzeigen auf: Babysitterin, verantwortungsbewusst, älter, Akademikerin, fast Doktorandin, Dozentin in einem College - dich erwartet eine glänzende Karriere, und während sie durch die ziemlich leeren, von der Sonne heißen Straßen fährt und im Spiegel ihre Gefangene mit dem strahlenden Gesicht, mit den vollen Brüsten und mit dem schlafenden Baby im Arm sieht, kommt ihr ein grausamer und doch gnädiger Plan in den Sinn, wie sie die junge Mutter loswerden kann, sie könnte sie mitten in der Wüste absetzen und allein mit dem Baby bleiben, was für eine Überraschung würde ihre Familie erwarten, ein neues Baby, ein neues Leben. Nizan würde begeistert um das Baby herumhüpfen und sogar sie aufgeregt und liebevoll umarmen, und Gideon würde ihr sein zurückhaltendes Lächeln schenken, den Fotoapparat anheben, der um seinen Hals hängt, so nah würden sie einander sein, dass ein einziger Kuss für beide reicht. Wieder und wieder schüttelt sie den Kopf, um diese teuflische Illusion loszuwerden. Ja, da, im Spiegel, liegt das Glück, nah und unerträglich weit, und sie wagt nicht, es anzusprechen, denn was kann sie zu der jungen Mutter sagen, die sich in einem erhabenen und einzigartigen Zustand befindet, soll sie sie fragen, wie alt das Baby ist, wie der Kleine heißt und wie er nachts schläft? Ein neidisches Krächzen wird aus ihrer Kehle dringen, wenn sie den Mund aufmacht, außerdem sind diese kleinen Details nebensächlich, man vergisst sie schnell, erinnert sie sich etwa genau an Nizans Entwicklung? Nur
Weitere Kostenlose Bücher