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Fuer den Rest des Lebens

Fuer den Rest des Lebens

Titel: Fuer den Rest des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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zuliebe immer anziehen. Das sagt alles über dich, nur nach dem Äußeren zu suchen, nicht nach dem Eigentlichen, nach einem Kleidungsstück und nicht nach dem Ehebruch, der Ehebruch ist doppelt, so wie die Trauer doppelt ist, man trauert um einen geliebten Menschen und um sich selbst, aber ihre Trauer ist sogar tiefer, denn sie wird auch um das trauern, was sie nicht hatte, darüber, dass sie nicht mit ihm leben konnte, dass sie keine gemeinsamen Kinder hatten, um all die Jahre, die sie ohne ihn gelebt hat, und um all die Jahre, die sie ohne ihn leben wird, und all die Autos, die erstaunlich ruhig und erstaunlich geordnet dahinfahren, sehen plötzlich aus, als wären sie Teil eines Trauerzugs, einem endlosen Trauerzug für ihre heimliche Liebe, deren zufälliger Zeuge er geworden war, doch nachdem er dort war, nach allem, was er gesehen und gehört hatte, war es, als hätte er einen Auftrag bekommen.
    Geheimnisvoll ist dieser Auftrag, noch unklar, nur wenn er sie wiedertrifft, wird er es wissen, vorläufig muss er sich damit begnügen, dass sein Auto noch dort steht, vor dem Haus des Toten, und diese Tatsache verleiht ihm ein warmes Gefühl der Zugehörigkeit, als habe er eine Wurzel geschlagen, aus der eine Erkenntnis wachsen würde, und schon überlegt er, wie lange er das Auto dort stehen lassen kann, vielleicht für immer, denn er braucht es kaum. Zum Büro kann er zu Fuß gehen, wie heute, eine Viertelstunde schnelles Laufen, dann ist er dort, und zum Gericht nimmt er sowieso lieber ein Taxi, und die Kinder werden meist von Schlomit herumgefahren, seine Besuche in den besetzten Gebieten sind immer seltener geworden. Eigentlich braucht er das Auto nicht, deshalb kann er es für immer dort lassen, manchmal wird er es besuchen, er wird sein langsames Verlöschen beobachten, bis es von trockenen Blättern und Staub bedeckt ist und die Reifen platt sind und es zu einer Art Denkmal wird. Ein Denkmal wofür?, fragt er sich verwundert, für eine geheime Zuneigung und eine Schicksalsgemeinschaft? Für die Niederlage der Liebe? Die Aufgabe von Denkmälern ist es doch, Siege zu verewigen, keine Niederlagen.
    Als er an dem Cafe in der Nähe seines Büros vorbeikommt, dessen schöner hebräischer Name durch eine zarte Punktierung betont wird, sieht er Dutzende von Menschen schweigend um das Schild herumstehen, auf das neben eine Liste von Namen eine kleine Fackel gemalt ist, zehn Namen junger Leute wie zehn Hingerichtete, die hier vor genau zwei Jahren ihr Leben verloren haben, er beschleunigt seine Schritte und senkt den Blick, damit sie ihn nicht erkennen, bei einem solchen Anlass führt der Schmerz dazu, dass alle Schranken fallen. Das ist der Rechtsanwalt, der die Mörder vertritt, hat man ihm mehr als einmal entgegengeschrien, er verteidigt die Ungeheuer, die unsere Kinder getötet haben, obwohl er nie jemanden verteidigen würde, der eines Attentats angeklagt ist, es sei denn, er wäre von seiner Unschuld überzeugt. Doch wie kann man das trauernden Familien erklären, und er erinnert sich an jenen Morgen, an dem Ali in sein Büro kam, verzweifelt und voller Panik, du musst mir helfen, sie haben Ibrahim verhaftet!
    Ibrahim verhaftet, warum?, schrie er, bereit, seine jahrelange Erfahrung einzusetzen, um den Sohn seines palästinensischen Freundes zu schützen. Zusammen hatten sie viele Stunden beim Militärgericht verbracht und sich gegenseitig schätzen gelernt, und Ali sprach weiter, sie sagen, er sei an den Vorbereitungen für ein Attentat auf das Cafe Schechar beteiligt, aber das glaube ich nicht, es stimmt, dass er in der letzten Zeit radikaler geworden ist und sich von uns entfernt hat, aber ein Attentat, das kann nicht sein, und Avner sagte, im Schechar? Seine Stimme zitterte, als handle es sich tatsächlich um sein Wohnzimmer, dort ist Schlomit während des Mutterschutzes gern mit Jotam hingegangen, und manchmal hat er das Büro verlassen und sich ihnen für ein spätes Frühstück angeschlossen, nun stellte er sich sofort sein laut weinendes Baby vor, das verletzt neben seinen leblosen Eltern liegt, von allen schrecklichen Möglichkeiten war es die erste, die ihm einfiel, der kleine Jotam würde leben und sie beide wären tot, und der Gedanke war so furchtbar, dass es ihm den Atem nahm. Im Schechar? Hier unten?, fragte er noch einmal, und Ali nickte, so sagt man, und Avner schüttelte langsam den Kopf, betrachtete ihn konzentriert, damit er sich für immer an dieses Gesicht erinnern wird und nicht nur das,

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