Fuer den Rest des Lebens
Systeme beherrschte, jedoch nichts über ihre Tochter Chemda wusste, die nun unter dem Hochzeitsbaldachin stand und von einer Welle der Niederlage überschwemmt wurde, sodass sie sich nur danach sehnte, zu fliehen, sie hätte am liebsten ihr Kleid angehoben und wäre zu ihrem See gerannt, der tosend auf sie wartete, umgeben von blasigen Sümpfen, denn genau so hatten sie im Speisesaal um sie herumgestanden, als sie ein Jahr alt gewesen war, gierig darauf, ihre ersten Schritte zu sehen, und damals war es ihr nicht gelungen, ihnen das Geschenk zu machen, das sie erwartet hatten, und auch jetzt, da alle um sie herumstanden und erwartungsvoll lächelten, war sie wieder wie gelähmt, fiel sie wieder auf den Rücken und brach in Weinen aus, aber diesmal sah es keiner und keiner hörte es, sie hatte im Lauf der Jahre gelernt, es zu verbergen, und manchmal kam es ihr sogar vor, als wäre dies das Einzige, was sie von ihrem ersten Jahr bis zum Tag ihrer Hochzeit gelernt hatte. Vielleicht sah und begriff nur er es, ihr Vater, der aufrecht und gespannt neben ihrer Mutter stand, seine Haare waren dünn und seine Stirn faltig geworden, aber seine Schönheit war noch immer beeindruckend, und er beobachtete gespannt jeden ihrer Schritte, mit drohendem Blick, würde er sie wieder zu Ärzten schleppen, so wie zu jener Zeit, meine Tochter weigert sich zu laufen, hatte er damals zu ihnen gesagt, und nun würde er sagen, meine Tochter weigert sich zu lieben.
Wie stark war die Kraft der Ablehnung, ihr schien es, als könne sie sich nur durch diese selbst spüren, den mageren Knochen, den man ein kurzes Glück nannte. Wie stark war ihr Widerstand, ihren Mann zu lieben, ihre Tochter zu lieben, die erst nach vielen Jahren Ehe auf die Welt gekommen war, und dann als Avner geboren wurde, schmolz plötzlich die innere Weigerung und sie empfand Vergnügen, Mitleid und Lust, ein ganzer See aus Gnade tat sich in ihr auf, ganze Felder von Seerosen, Wolken von rosaweißen Pelikanen, die über ihre Köpfe flogen, aber die Beschwerden ihres Mannes nahmen zu, sogar jetzt, unter der Decke, schreckt sie vor dem Widerwillen auf, an den sie sich erinnert. Fast jeden Abend hatte sie die Hoffnung auf seinem Gesicht gesehen, eher als sie seine Hand an ihrem Rücken spürte, und sie hatte gemurmelt, ich bin müde, Elik, und sich schlafend gestellt, ihr Körper war verwirrt und abgestoßen von seiner ewigen Lust. Ihr Körper weckte diese Lust und stellte sie zugleich in Frage, was will er eigentlich und von wem will er es? Er sehnt sich doch nicht so hartnäckig und stur nach mir, ein Zwangsarbeiter in der Dunkelheit verrußter Minen, und sie wälzte sich nachts auf dem Bett, fragte sich, ob die Dinge auch in den Nachbarhäusern so ablaufen, sie wunderte sich über sich selbst, dass sie sich seit ihrer frühen Kindheit an die düstere Entschlossenheit ihres Vaters gewöhnt hatte, er hatte sich vollkommen auf sie konzentriert, aber ohne Freude, und ihr kommt es so vor, als sei sie unabsichtlich dort stecken geblieben, fixiert auf das wütende Gesicht der Liebe, denn nur durch die Macht der Düsternis hatte sie sich die Macht der Liebe vorstellen können.
Deshalb wurde auch ihre eigene Lust nie befriedigt, denn sie wollte mit ihrem Mann die Liebe zum Kind teilen, die Momente der Gnade und des Zaubers, sie sehnte sich danach, dass er ihm Wärme und Liebe schenkte, es sollte ihm an nichts fehlen, alles, was sie tat, war nur darauf gerichtet. Was für ein törichtes Bestreben, jetzt, unter der Decke, läuft ihr ein Schauer über den Rücken, es soll ihm an nichts fehlen! Sie sieht ihren Sohn vor sich, der sich schon viele Jahre durch die Welt bewegt, in immer kleiner werdenden Kreisen, schwer und gefangen, unbefriedigt, die schönen Augen verschwindend wie zwei sterbende Seen.
Sechstes Kapitel
Aus irgendeinem Grund hat er es nicht eilig, sein Auto abzuholen, er tut es weder am selben Abend noch am Tag darauf, er stellt sich vor, dass sein Wagen als ein treuer Abgesandter vor dem Tor mit der Traueranzeige steht und alles sieht: jene, die dort ein und aus gehen und deren Trauer er aufsaugt, und ausgerechnet an diesem Morgen erwartet Schlomit, dass er Tomer zur Schule fährt, sie ist schon spät dran, und er antwortet trotzig, das macht doch nichts, dann soll er eben zu Fuß gehen, uns hat man doch auch nirgendwo hingefahren, als wir Kinder waren, glaubst du etwa, es ist gesund für ihn, wenn er sich kaum bewegt? Ist dir aufgefallen, wie dick er geworden
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