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Fuer den Rest des Lebens

Fuer den Rest des Lebens

Titel: Fuer den Rest des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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ist?
    Er ist nicht der Einzige, der hier dick geworden ist, zischt sie, aber ich bin ja überglücklich, dass du ihn überhaupt mal anschaust, und bevor er antworten kann, fragt sie, wo hast du das Auto eigentlich stehen gelassen? Und er sagt, in der Werkstatt, da war was mit den Scheibenwischern, und sie sagt zweifelnd, mit den Scheibenwischern? Seit wann braucht man im Sommer Scheibenwischer? Doch er bleibt dabei, und wie, glaubst du, macht man die Scheiben sauber? Aber warum solltest du es auch wissen, wann hast du zum letzten Mal etwas sauber gemacht? Und während sie weiter streiten, sieht er Tomers Gesicht in der Küchentür, seine Wangen sind rot, als habe man ihn geohrfeigt, und er geht zu ihm und streicht ihm über die Haare, seine Finger erschauern bei der fettigen Berührung. Guten Morgen, Süßer, sagt er mit Mühe, das Auto ist in der Werkstatt, deshalb gehen wir beide zu Fuß, so haben wir Zeit, um uns zu unterhalten, in Ordnung? Der Junge schaut ihn erstaunt an und Schlomit entscheidet, das geht nicht, er wird nicht rechtzeitig ankommen, wenn ihr zu Fuß geht, du hättest mir vorher sagen sollen, dass du kein Auto hast, zieh dich schnell an, Jotam, ich bringe sie beide, wie üblich.
    Ich verstehe dich nicht, protestiert er, du beschwerst dich, dass ich keine Zeit für ihn habe, und wenn ich mit ihm zusammen sein will, machst du es unmöglich, aber darauf fällt sie nicht rein, du hättest unendlich viele Möglichkeiten, mit ihm zusammen zu sein, sagt sie, sein Kalender ist nicht voller Verabredungen mit Freunden, wie du weißt, warum soll es also auf Kosten der Schule gehen? Bitte, hol ihn am Nachmittag ab, und er knurrt, am Nachmittag habe ich einen Gerichtstermin, und sie hebt die Hände in einer groben Bewegung, als würde sie sagen wollen, na also, das sage ich doch schon immer, aber dann spricht ihr ältester Sohn, mit schlaffem Bauch und hängenden Schultern: Ich habe Freunde, Mama, ich mag sie nur nicht nachmittags treffen, es reicht mir, sie in der Schule zu sehen, und Avner schenkt ihm ein ermunterndes Lächeln, es ist in Ordnung, Tomeri, ich hatte in deinem Alter auch nicht viele Freunde, am wichtigsten ist es, dass du dich mit dir selbst nicht langweilst, und Schlomit nutzt die Vorlage sofort, auch heute hast du nicht besonders viele Freunde, was soll das dem Jungen helfen?
    Ich habe wirklich keine, sagt er, und warum helfen, er lässt sie mit dem Jungen in der Küche allein, sie schneidet ein Brötchen auf und belegt es mit einer Scheibe Schafskäse, wie jeden Morgen, ihre Finger sind dick und kräftig, ihre Fingernägel abgekaut wie die eines kleinen Mädchens, und er denkt, mit diesen Händen, an denen ein paar Käsekrümel kleben, wird sie nachher schmerzende Glieder massieren, sie anpacken und bewegen, erste Schritte nach einer Operation überwachen, und einen Moment lang tut ihm das Herz weh und Scham packt ihn, als sei er eines beschämenden wie überflüssigen Delikts überführt worden, zum Beispiel des Diebstahls eines billigen Kaugummis oder einfacher Bonbons, die man in seinen Taschen gefunden hat, er bleibt in der Küchentür stehen, vielleicht soll er hingehen und den Arm um ihre Schultern in dem abgetragenen Nachthemd legen, doch schon faucht sie ihn an, was stehst du da rum? Wie wenig hilfreich Männer doch sein können! Zieh Jotam an, und er geht zum Kinderzimmer, der Kleine sitzt im Bett, ein Bilderbuch in den Händen, und spricht vor sich hin wie ein Lehrer, der einen Schüler prüft, was ist das? Und sofort antwortet er zufrieden, das ist ein Haus, und was ist das? Eine Katze oder ein Hase? Jotam kichert, weil er an die Katze denkt, die er besonders liebt, die Katze von Dina und Gideon.
    Papa, da ist Papa!, verkündet er, als er Avner in der Tür stehen sieht, er springt auf und streckt ihm die Arme entgegen, er ist ganz nackt, die Windel für die Nacht ist ihm, weil sie so schwer war, von den Hüften auf die Matratze gerutscht, und Avner schaut sich heimlich um, Papa? Wer ist hier der Papa? Er hebt den kleinen Körper vom Bett, die Haut des Jungen ist so glatt, dass er ihm fast aus den Händen rutscht. Wie unbekümmert fröhlich Jotam morgens ist, wie lange wird es noch anhalten, fragt er sich, während er in den Kommodenschubladen wühlt, Schlomit nutzt seine kindliche Hilflosigkeit aus und zieht ihm zerrissene Sachen an, macht einen Bettler aus ihm, aber heute wird er in seiner ganzen Pracht im Kindergarten erscheinen, in kleinen Jeans und mit einem gestreiften Hemd,

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