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Fuer den Rest des Lebens

Fuer den Rest des Lebens

Titel: Fuer den Rest des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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bis ihr Vater starb und das Feuer das Wasser besiegte. Wie hoch waren die Flammen aufgelodert nach seinem Tod, dichte Rauchwolken standen über dem Ackerland, und sie war ins Zimmer ihrer Mutter geplatzt, nimm ihn dort heraus, er verbrennt, das Feuer kommt immer näher zu ihm, man muss ihn herausholen, und ihre Mutter hatte sie traurig angeschaut, beruhige dich, Chemdale, das Feuer kommt nicht bis zum Friedhof, es wird nichts passieren, sie seufzte, schließlich ist die Tragödie schon passiert.
    Woher weißt du, was in der Erde geschieht?, hatte sie gejammert, du hast doch keine Ahnung! Und ihre Mutter hatte ihr befohlen, beruhige dich, Vaters Seele ist mit uns, alles andere ist egal. Was für ein seltsamer Anblick war die Mutter ohne den Vater, was für ein seltsamer Anblick war die Mutter, aber auch sie selbst war schon Mutter, da ist Dinas Mama, sagten die Kinderpflegerinnen, wenn sie das Babyhaus betrat, und immer meinte sie, Spott und Kritik in ihren Stimmen zu hören, denn Dina lag nie ruhig in ihrem Bettchen, sie beschämte sie vor den anderen Müttern mit ihrem Geschrei, sie würgte, wenn sie versuchte, sie zu stillen, verspritzte die weiße Flüssigkeit nach allen Seiten, und ihr Geruch, der Geruch, den ihre überraschend braune Haut verströmte, war der Geruch des Feuers.
    Macht das Fenster zu, fleht sie, Dini, Avni, habt ihr mich allein gelassen, und wo ist diese Frau mit den glänzend schwarzen Haaren, die sie an die Pflegerin in ihrem ersten Kibbuz erinnert, Schula, sie erinnert sich an den Namen, wer von ihnen hieß Schula? Macht das Fenster zu, aber die Wohnung ist still und dunkel, sie atmet hastig, wirft den Kopf auf dem Kissen hin und her. Wenn sie nur weglaufen könnte, wenn sie nur das Fenster erreichen könnte, aber sie ist so schwach und ihre Beine schmerzen, sie wird sich noch nicht einmal aufrichten können, das Telefon liegt neben ihr und sie packt es, drückt wahllos auf die Tasten, als handle es sich bei dem Gerät um einen geheimnisvollen Tresor, in dem der Schatz der Rettung eingeschlossen ist, aber wie soll sie die richtige Nummer finden, und was ist überhaupt die richtige Nummer, und seit wann ist die Nummer ihrer Tochter die richtige?
    Ich werde sie mit meinem Herzen rufen, murmelt sie, Dini, meine Dini, ein Erinnerungsfetzen huscht durch ihr Bewusstsein, der erste Regen fiel, stark und wild, und sie ging mit ihrem Baby zum Grab ihres Vaters, niemand sah, wie sie aus dem Babyhaus rannte, und sie setzte sich auf die neue, nasse Basaltgrabplatte, hielt ihre Tochter auf dem Schoß, streichelte ihre Haare und erzählte ihr eine Geschichte.
    Ich war das erste Baby des Kibbuz, erzählte sie ihr leise, und alle versammelten sich im Speisesaal, um zu sehen, wie ich laufe, und plötzlich erschien das erste Lächeln auf dem Gesicht des kleinen Mädchens und ihre Augen unter der hohen, leicht nach vorn gewölbten Stirn bekamen einen vernünftigen, aufmerksamen Blick, und sie erzählte und erzählte, die Kleine fest an sich gedrückt, damit man sie nicht mehr trennen könnte, bis das Baby zu weinen begann und sie verriet, ihr Mann und ihre Mutter und die Kinderpflegerin kamen sofort, nahmen ihr die Tochter ab, die nass war und vor Kälte zitterte, als hätte sie ihr etwas angetan, und danach ließen sie sie nicht mehr mit ihr allein, doch das wollte sie ohnehin nicht mehr, sie hatte das Vertrauen zu ihr verloren, beide hatten das Vertrauen zueinander verloren, denn nie wieder zeigten die Augen ihrer Tochter diesen Blick, nur Zweifel und Unbehaglichkeit fand sie in ihren Augen, deren Farbe immer heller wurde.
    Sie liebt mich nicht, sagt sie leise, mein Baby liebt mich nicht, und Chemda nimmt das Kissen und hebt es hoch, kleine Dina, flüstert sie, meine arme Kleine, das Kissen ist zu dick gestopft, sie versucht, es in Form zu drücken, mit schmalen Hüften, ein leises Rascheln steigt aus dem Kissen auf, ein fast unmerkliches Lebenszeichen, und sie drückt es an die Brust, mein Baby, jammert sie, als hätte sie ihre Tochter seit damals nicht mehr gesehen. Sie hatten sie grob angeschrien, sie hatten sie ihr weggenommen und waren verschwunden, was hatte sie denn getan, was war schon dabei, wenn das Baby ein bisschen nass wurde? Der Regen hatte sie gütig eingehüllt, der Regen hatte das Feuer und die Leiche ihres Vaters gelöscht, so viele Geschichten hatte sie ihrer kleinen Tochter erzählen wollen, so viele Leichen von Geschichten lagen in ihrem Inneren begraben, hilf mir, hilf mir.
    Wie hätte

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