Fuer den Rest des Lebens
in der letzten Zeit wirklich komplett verrückt, glaub ja nicht, es wäre mir nicht aufgefallen, ich habe mir nur nicht vorgestellt, dass es so weit geht.
Wie leicht fällt es euch doch, uns für verrückt zu erklären, wenn unsere Bedürfnisse den euren entgegenstehen, sagt sie voller Hohn, obwohl sie insgeheim nicht sicher ist, ob ihr in diesem besonderen Fall wirklich viele Frauen beistehen würden, und er schaut sie kalt an, weißt du was? Vielleicht hast du recht, vielleicht sollte ich, was dich betrifft, wirklich keine Diagnose stellen, also sage ich dir nur, was ich empfinde: Zu mir passt das nicht. Ich bin nicht daran interessiert, ein kleines Kind aufzuziehen, du kannst mir das nicht aufzwingen. Es tut mir wirklich leid, dich zu enttäuschen, wenn du darauf bestehst, dann bin ich weg.
Und wie um seine Worte zu verdeutlichen, steht er auf und geht, in einer Sekunde, ihr scheint, er habe noch nicht einmal ein Hemd oder Sandalen angezogen, plötzlich ist er verschwunden, während sie noch mit zitternden Händen das Geschirr zur Spülmaschine trägt, sie betrachtet den leeren Balkon, den leeren Stuhl, sie hat noch nicht einmal die Tür ins Schloss fallen gehört, vielleicht ist er ja doch zu Hause, aber was spielt das für eine Rolle, die Frage ist nicht, wo Gideon sich in diesem Moment befindet, sondern was sie tun wird, nachdem er ihr seinen Standpunkt klargemacht hat, was wird sie tun mit dem Rest dieses Tages, mit dem Rest ihres Lebens.
Siebtes Kapitel
Der Geruch verfolgt sie, der Geruch dringt durch das offene Fenster und erfüllt die Wohnung, klebt an den Laken und an der Haut, der Geruch nach Feuer und Staub, der Geruch des für immer brennenden Torfs tief unter den Mooren. Wie hatten sie glauben können, dass dieser Boden sich für die Landwirtschaft eignet? Sie wollten Baumwolle auf den Feldern wachsen lassen, Weizen, Gerste, Zuckerrohr, aber hatte nicht der Fachmann, den sie aus Holland geholt hatten, gesagt, nichts wird dieser Torfboden bringen, nur Staub und ständige Brände, die Erde wird schnell oxidieren, hatte er gewarnt, sie wird schrumpfen und versteinern, sie wird von selbst unter der Oberfläche in Brand geraten, ohne Zutun eines Menschen, und viele Wochen lang brennen, ihr könnt euch anstrengen, so viel ihr wollt, es wird euch nicht gelingen, diese Brände zu löschen.
Schon seit ewigen Zeiten ereignete sich am Chulasee das einzigartige Wunder von Feuer und Wasser, die aufeinandertrafen und sich zwischen den Fächern der Papyrusstauden gegenseitig entflammten, bis das Wasser verschwunden war und das Feuer seinen Sieg feierte. Und der Wasserspiegel senkte sich und aus der Tiefe stieg ein böses Lachen auf, das alle in ihre Häuser trieb, wo sie die Fenster schlossen, obwohl man sich nicht vor ihm schützen konnte. Jahrelang waren ihre Speisen in den Geruch brennenden Torfs gehüllt, die Weißbrote und die Kuchen, die sie buken, die Kleider, die sie trugen und wuschen, und sogar die Babys, die ihnen geboren wurden, vor allem ihre Dina, die schmal und traurig auf die Welt kam, verströmte den Geruch des Feuers, den Geruch des Irrtums, den Geruch des verbrannten Traums.
Dieser Geruch war es, der sie letztlich aus dem Kibbuz vertrieben hatte, unter ungeeigneten Bedingungen, im falschen Alter, zu spät oder zu früh, aber wie naiv war sie, zu glauben, sie könnte ihm entkommen, Tatsache ist, der Geruch hat sie schließlich gefunden, bis hierher hat er sie verfolgt, und das Feuer kommt ihr sowieso jeden Tag näher, schließlich wird man ihre Leiche in die brennende Erde legen, ihr Herz wird mit dem Herzen der Erde verschmelzen, wie der Torf wird sie anfangen zu brennen, ohne Zutun eines Menschen, wie er wird sie schrumpfen, versteinern, versinken, und wie die Torferde hat sie versagt, sie ist der Boden, der zu nichts taugt.
Mach das Fenster zu, möchte sie schreien, aber nur ein heiseres Jammern kommt aus ihrer Kehle, der Geruch ist schwer und greifbar, wie eine Hand, die sich um ihren Hals legt, sie hat das Gefühl, ein Feuerstreifen von den Hängen des Hermon flöge auf sie zu, der Kuss des Feuers, der nur für sie bestimmt ist, jahrelang ist er ihr gefolgt, ist von einem Haus zum nächsten geeilt, um sie zu suchen, und bald wird er sie finden, nun, da sie nicht mehr gehen kann, dabei waren ihre Schritte noch nie kräftig gewesen. Wie hätte man auch sicher dahinschreiten können, wenn unter der Erde ein ewiger Kampf stattfand, Jahr um Jahr, ohne dass einer der Beteiligten aufgab,
Weitere Kostenlose Bücher