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Fuer den Rest des Lebens

Fuer den Rest des Lebens

Titel: Fuer den Rest des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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Frauenkörpers unterdrücken, wer hat dir diesen Blödsinn eingeredet? Ich will so etwas nicht mehr hören! Ist es Elik gewesen? Es ist ihr immer schwergefallen zu glauben, dass er sie offen betrogen haben könnte.
    Ich war jung und mein Vater war tot, und du warst kein bequemes Kind, wir haben viel Zeit gebraucht, um uns aneinander zu gewöhnen, doch sie hat es nie geschafft, diese einfachen Worte auszusprechen, sie hat alles nur heftig zurückgewiesen und damit die Kränkung ihrer Tochter zunichtegemacht, und jetzt starrt sie angestrengt in die Dunkelheit, bist du da, Dini?, fragt sie, hat ihre Tochter ihre uralten Erinnerungen gehört, hat sie sie deutlich ausgesprochen, eine Beichte, die den Rest Nähe zwischen ihnen zerstören würde, und sie stößt ein nervöses Lachen aus, du wirst es nicht glauben, sagt sie im Plauderton, stolz auf ihre Schlauheit, ich habe von einem Baby geträumt, ich habe geträumt, ich hätte ein Baby bekommen und würde es lieben, betont sie, als handle es sich um etwas Außergewöhnliches, aber der Sessel ihr gegenüber schweigt, vielleicht ist sie eingeschlafen, oder es ist die Pflegerin, die dort schläft, und vielleicht ist gar niemand da, wie im Kinderhaus, als sie krank war, man hatte einen leeren Stuhl an ihr Bett geschoben und darauf eine Decke gelegt, und in ihren Fieberträumen hatte sie ihre Mutter gesehen, wie sie dort saß und sie mit besorgten Augen betrachtete, auf den Lippen ein leichtes, beherrschtes Lächeln.
    Ich bin bald wieder gesund, Mama, mach dir keine Sorgen, hatte sie geflüstert, denn das hatte ihr Vater ihr wieder und wieder gesagt, man darf Mama keine Sorgen machen, und eigentlich weiß sie bis heute nicht, warum, sie erinnert sich nur genau, was für eine schwere Prüfung die Kinderkrankheiten für manche Eltern gewesen waren, manche hielten es nicht aus und schlichen sich nachts heimlich ins Kinderhaus, auch Chemda stellte sich gern vor, ihre Mutter würde an ihrem Bett sitzen und ihren Schlaf bewachen, und trotz ihrer Zweifel war ihr diese Vorstellung lieber als die Sicherheit, dass es nicht so war, aber jetzt, hustend, gefesselt vom Geruch des Feuers, kann sie den Zweifel nicht ertragen, Dina, ruft sie laut, warum machst du das Fenster nicht zu?
    Das Fenster ist zu, Mama, hört sie Dinas Stimme, so zu wie dein Herz, und sie zittert, genug, Dini, es reicht, was willst du von mir? Ich habe von meiner Mutter viel weniger bekommen und trotzdem habe ich sie sehr geliebt, nie habe ich an ihrer Liebe gezweifelt, warum machst du mir immerzu Vorwürfe? Aber ihre Tochter unterbricht sie, frag dich lieber, was du von mir willst, ich habe doch nur gesagt, dass das Fenster zu ist.
    Wie spät ist es, fragt sie, haben wir schon Morgen? In den letzten Wochen genießt sie die Zeit, die sie einhüllt, ohne Einschränkungen und ohne Grenzen, und sie wandert durch ihre Weiten wie durch einen riesigen Obstgarten, pflückt eine süße Feige, eine sonnenwarme, im Mund schmelzende Pflaume und fühlt sich so frei, wie sie sich nie gefühlt hat, und auch die Zeit verzichtet ihr zuliebe auf die festen Gesetze von Früh und Spät, ob etwas war oder nicht war, ignoriert die kleinen Sünden. Eine Gesetzesbrecherin der Zeit ist sie in diesen Wochen geworden, und in ihrer Not ist sie glücklich und in ihrer Einsamkeit trotzdem von Menschen umgeben, sie holt sich jeden zu sich, den sie möchte, sie ist Gast in ihrem Leben, sie besucht sich selbst an ihren Stationen der Zeit, verweilt dort, solange sie möchte, doch nun, ihrer Tochter gegenüber, muss sie sich zusammenreißen, immer ist es ihr schwergefallen, in ihrer Anwesenheit zu schlafen, ihre Anwesenheit macht sie unruhig, und nachdem sie den Kibbuz verlassen hatten und zusammen in eine Wohnung gezogen waren, war es das größte Problem gewesen, das sie sich denken konnte, einzuschlafen, während ihre Tochter sich im Nebenzimmer befand.
    Sie fühlte sich ununterbrochen von Dina beobachtet, die versuchte, ihre Gedanken zu lesen, in ihre Träume einzudringen, den Worten zu lauschen, die sie im Schlaf gesagt hatte, und auch jetzt muss sie die ganze Kraft ihrer Erinnerung auf einen Körper konzentrieren, auf eine Zeit, wie viel Uhr ist es?, fragt sie, aber es kommt keine Antwort, nur ein Hauch erstickender Wärme dringt vom Sessel zu ihr herüber, Feuerfinger kommen näher zu ihr, sie sind ihr so vertraut, dass ihr der Atem stockt, als die Decke angehoben wird und jemand sich ins Bett schiebt, alles ist schon einmal geschehen und wird

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