Fuer dich mein Glueck
du sie flachgelegt hast“, half Bo aus.
„Ja, es war in dem Bootshaus oben im Camp Kioga. Shane Gilmore hat es, glaube ich, mitbekommen.“
„Na, besser hätte es nicht kommen können. Ich kann den Kerl nicht ausstehen“, sagte Eddie. „Aber warum stört dich das?“
„Mich stört es nicht, aber Sonnets Vater bewirbt sich um ein Amt als Senator, und Gilmore fährt mit einem Delvecchio-Aufkleber auf dem Auto herum, also unterstützt er eindeutig den Gegner.“
„Wow, ich wusste gar nicht, dass sie Jeffries Tochter ist“, sagte Bo.
„Ich sagte ja, es ist kompliziert. Wie auch immer, ich habe im Internet ein ganz dummes Gerücht gelesen, dass die Tochter eines Kandidaten für den Senat es auf einer Hochzeit ganz wild getrieben haben soll. Habe ich erwähnt, dass das zwischen uns auf Daisy Bellamys Hochzeit passiert ist?“
Bo füllte Zachs Bierglas auf. „Trink aus. Das wird eine lange Nacht.“
Sonnet huschte fast zehn Minuten zu spät in das Restaurant. Im Foyer traf sie Orlando, der energisch auf die Tasten seines Handys drückte.
„Tut mir leid“, seufzte sie atemlos. „Ich bin im Berufsverkehr aufgehalten worden.“
Er steckte das Handy weg und streifte mit seinen Lippen sanft über ihre Wange. Er war ein beeindruckender Mann, der dank seiner Klasse und seiner guten Erziehung eine spürbare Präsenz ausstrahlte. Sein wunderbares Aussehen verdankte er seiner kubanischen Mutter und seinem afroamerikanischen Vater. Nach Ende seiner Dienstzeit in West Point hatte Orlando an der Columbia University Politikwissenschaften studiert und sich auf die Koordination von politischen Wahlkämpfen spezialisiert. Er war einer der Besten und kannte keine Grenzen, wenn es darum ging, seinen Kandidaten ganz nach vorne zu bringen.
„Ich bin nur neugierig“, sagte er leicht ironisch. „Kommt der Berufsverkehr jeden Tag völlig überraschend?“ Er milderte die Kritik mit seinem markanten Lächeln.
Sonnet fuhr mit einer Hand durch ihr Haar, das dank der Eile und des Regens jetzt ziemlich zerzaust war. Als sie die U-Bahn verlassen hatte, war der Sonnenschein heftigem Regen gewichen, und Sonnet hatte natürlich keinen Regenschirm dabei.
„Ich bin in den Regen gekommen“, gab sie zu.
„Du solltest immer einen Schirm dabeihaben.“
Sie hasste es, in Orlandos Gegenwart zerstreut zu wirken. Er war ein Musterbeispiel für Disziplin und Strukturiertheit, während Sonnet von einem Fettnäpfchen ins nächste tapste. Sie hatte den Schlüssel zu seiner Wohnung verloren. Sie hatte ihr Handy verloren. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, war sie auch noch zu spät.
„Ich kann dir deine Verärgerung nicht verdenken“, sagte sie.
„Hey“, erwiderte er, „ist schon gut. Das ist kein Grund, böse zu sein. Ich war zeitig genug für uns beide da.“
Sonnet lächelte tapfer und ergriff Orlandos Hand. Er war ein Profi durch und durch und wusste, wie wichtig es war, pünktlich zu sein. Es wunderte Sonnet nicht, dass er damit beauftragt worden war, den Wahlkampf ihres Vaters zum Erfolg zu führen.
Sonnet konnte immer noch nicht glauben, dass ihr Vater US-Senator werden könnte. Andererseits überraschte es sie auch nicht. Laurence Jeffries war schon immer unübertrefflich gewesen. Obwohl er ihr leiblicher Vater war, musste Sonnet zugeben, dass ihn der Hauch eines Mythos umgab. Dennoch hoffte sie, eine enge, anhaltende Beziehung zu ihm aufbauen zu können.
Als Kind hatte sie immer davon geträumt, ihn häufiger als nur zwei Mal im Jahr zu sehen oder zu sprechen. Doch nachdem sie an einem großen College angenommen worden war, hatte sich plötzlich alles geändert. Plötzlich hatte sie etwas Bemerkenswertes erreicht, sie hatte ein Stipendium für eine erstklassige Ausbildung gewonnen. Ihr Vater hatte es nicht nur wahrgenommen, er hatte sich auch aus freien Stücken bei ihr gemeldet. Sie erinnerte sich noch immer an den überraschten Gesichtsausdruck ihrer Mutter, als sie ihr den Telefonhörer mit den Worten reichte: „Laurence will dich sprechen.“
Ihr Vater rief eigentlich nie freiwillig bei ihr an. Normalerweise gab es ein etwas steifes Telefonat am Nachmittag des ersten Weihnachtstages, wenn alle Geschenke ausgepackt waren und das Essen vorüber war. Manchmal dachte er auch daran, an ihrem Geburtstag anzurufen. Dass er sich außerhalb dieser Festtage meldete, war also wirklich außergewöhnlich.
„Du hast mich stolz gemacht“, waren seine ersten Worte an diesem Tag.
Und Sonnets Herzen waren Flügel
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