Fuer dich mein Glueck
wünschte Sonnet, sie trüge etwa Konservativeres als ihre Vintage-Jacke und die Stiefel.
„Sonnet, ich hatte gehofft, dich hier zu treffen. Wie geht es dir?“ Angela lächelte sie warm und herzlich an. Sie hatte sehr gute Manieren und behandelte Sonnet immer mit einer gewissen distanzierten Höflichkeit. Sie nahm Sonnets Hand. „Und sieh nur deine Haare an. Sie sind überraschend kurz.“
„Danke!“
„Es gefällt mir“, versicherte Angela ihr. „Es ist nur eine große Veränderung. Und Sonnet, es tut mir so leid, das von deiner Mutter zu hören. Wenn ich irgendetwas tun kann …“
Sonnet unterbrach sie schnell, bevor es unangenehm werden konnte. „Angela, darf ich dir meine Mom vorstellen? Das ist Nina Bellamy.“
Sonnet hätte sich keine Sorgen machen müssen. Dank ihrer Jahre an der Seite eines hochrangigen Offiziers war Angela Jeffries die vermutlich taktvollste Frau der Welt. Nina war ebenfalls auf lokaler Ebene politisch tätig gewesen, und ihre natürliche Wärme und ihr Charme halfen ihr jetzt.
„Es freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte sie und schüttelte Angelas Hand. „Ich hoffe, Avalon und der Willow Lake gefallen Ihnen.“
„Es ist eine ganz wundervolle Stadt“, versicherte Angela ihr. „Unglücklicherweise lässt uns Laurences Zeitplan kaum Zeit, sie genauer anzusehen.“
„Vielleicht kommen Sie mal zu Besuch, wenn die Zeiten ein wenig ruhiger sind.“
„Ja, das wäre schön.“ Angela hielt inne und nahm Ninas Hand. „Ich meine es ernst. Das würde mir sehr gefallen.“
„Ich bin froh, dass wir uns endlich einmal kennenlernen. Ich möchte Ihnen für Ihre Gastfreundschaft danken, mit der Sie Sonnet bei sich aufgenommen haben, als Sie in Europa waren.“
Angela lächelte Sonnet herzlich an. „Es war mir ein Vergnügen. Es war ein wahrer Glücksfall, dass wir gerade auf dem NATO-Stützpunkt stationiert waren, als sie ihr Praktikum in Deutschland absolvierte.“
Sonnet fragte sich, ob sie es wirklich als Glück empfand, plötzlich mit dem unehelichen Kind ihres Ehemannes konfrontiert zu werden. Angela hatte Sonnet zwar von Anfang an akzeptiert, allerdings auch immer eine gewisse Distanz beibehalten, was Sonnet nicht störte. Ihr war es wichtig, einen Weg zu ihrem Vater zu finden, und sie war Angela noch immer dankbar dafür, dass sie ihr Haus für sie geöffnet hatte.
Während Angela und Nina sich unterhielten, sah Sonnet aus dem Augenwinkel etwas Korallenrotes aufblitzen. Es war Courtney Proctor, die sich auf der anderen Seite des Foyers mit einem Teammitglied unterhielt. Mehrere Kameralinsen zeigten in ihre Richtung. Sonnet wurde ein wenig übel.
„Mom!“
„Mrs Jeffries, es ist an der Zeit, Ihren Platz einzunehmen“, sagte jemand und führte Angela davon.
Sie sah Sonnet entschuldigend an. „Vielleicht sehen wir uns später noch mal.“
„Natürlich.“ Sonnet blickte ihr hinterher. Sie wusste, dass keiner von ihnen sich große Mühe geben würde, den anderen aufzutreiben.
Sie nahm ihre Mutter am Arm und geleitete sie in den Lesesaal. Sie hoffte, dass die Reporterin ihnen nicht dorthin folgen würde. Wieso sollte sie auch? dachte sie. Das Ereignis der Debatte war doch wesentlich wichtiger. Ihr Vater wollte sich um mehr Arbeitsplätze, eine verbesserte Ausbildung, die Umwelt und die Verbrechensbekämpfung kümmern. Darauf sollten die Reporter sich konzentrieren.
„Das war also Angela“, sagte Nina. „Sie wirkt wie die ideale Politikergattin.“
„Irgendwie habe ich das Gefühl, das ist nicht als Kompliment gemeint.“
„Ich will nicht böse sein, aber sie macht auf mich nur nicht den Eindruck, eine selbstständige Persönlichkeit zu sein.“
„Ich weiß, was du meinst.“ Es war nicht leicht, die echte Angela kennenzulernen. Sie schien sich in ihrer Rolle als Anhängsel ihres Mannes sehr wohlzufühlen. Manchmal fragte sich Sonnet, ob sie wohl jemals etwas für sich haben wollte, etwas, das nichts mit Laurence und ihren zwei Töchtern zu tun hatte. Die Vorstellung, sich komplett der Karriere des Ehemannes unterzuordnen, war Sonnet zuwider.
Sie fanden ihre Plätze im Zuschauerraum, in dem es jetzt vor Beobachtern und Presseleuten nur so wimmelte. „Geht es dir gut?“, fragte sie ihre Mom.
„Ja, alles fein.“
Sonnet hatte sich angewöhnt, ständig Müsliriegel mit sich herumzutragen, falls Nina Hunger bekam. „Möchtest du?“, fragte sie und bot ihr einen Kokosnuss-Zitronen-Riegel an.
„Nein danke. Im Moment nicht.“
Diese Worte hörte
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