Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
mich innerlich schüttelte. „Probier mal.“
Asmodeo schlürfte zurückhaltend an seiner Mischung. Dann nahm er einen größeren Schluck. „Das schlägt jeden Grog um Meilen“.
Über das Kerzenlicht hinweg prosteten wir uns zu. Langsam dehnte sich eine wohlige Wärme in mir aus. Zufrieden lehnte ich mich an Asmodeo, legte meine Beine auf unseren Couchtisch und sah in die flackernden Kerzen.
„Was machst du eigentlich den ganzen Tag, wenn wir nicht zusammen sind? Ich meine, außer arbeiten. Hast du Hobbys? - Die Art Hobbys, von denen du mir erzählen kannst.“
Asmodeo lachte kurz auf. „Wenn du es so willst, bin ich ein Workaholic. Ich arbeite eigentlich rund um die Uhr.“
Ich drehte mich zur Seite, um ihn besser sehen zu können und stütze mich mit meinem Ellenbogen am Sofa ab. „Aber was machst du, um dich zu entspannen?“
Er dachte nach. „Ich trainiere, ich übe mit meinen Waffen – das nimmt wirklich viel Zeit in Anspruch -, und früher, ich erinnere mich ganz schwach, traf ich mich mitunter mit gutaussehenden Damen.“
„Arme Futzirella!“, sagte ich mit einem tiefen Seufzer. „Ich hoffe, du hast sie wenigstens finanziell entschädigt.“
Asmodeo schubste mich leicht und ich verschüttete beinahe mein neues Lebenselixier.
„Du hast gefragt“, meinte er und dann fügte er hinzu: „Aber da ist noch etwas ganz Wichtiges. Etwas ganz Persönliches, das kaum jemand von mir weiß. Es wird dich vielleicht überraschen, aber ..., ich lese sehr gerne.“
Ich erinnerte mich an den überdimensionalen Bücherschrank in seiner Loftwohnung. Die Romane standen dort also nicht zur Dekoration herum.
Der Scotch zeigte seine Wirkung. „Was liest du denn gerade?“, stichelte ich. „Ich vermute mal Brennen muss Salem , oder aber der Exorzist oder vielleicht ein nettes Märchen, wie z.B. Otto, der kleine, fiese Alchemist …“
Bevor ich fortfahren konnte, knuffte er mich erneut. Aber diesmal war ich vorbereitet und hielt meine Tasse fest.
„In meiner Freizeit will ich mich entspannen, Lilith. Ich bin deswegen ein unverbesserlicher Dumas-Fan.“
Mit vielem hatte ich gerechnet, aber damit nicht. „Du liest die Romane von Alexandre Dumas?“
Asmodeo lächelte fast entschuldigend. „In seinen Büchern ist das komplette menschliche Leben eingefangen. Du findest Mut, Hass, Stolz und Liebe. Ich kann gar nicht aufhören, ihn zu lesen.“
Ich drückte mich an Asmodeo und schob meine eiskalten Finger zum Aufwärmen unter seinen Pulli. „Du könntest mir etwas von ihm vorlesen.“
„Sprichst du denn Französisch?“
„Eigentlich nicht. Aber in unserem Traum, als wir in Frankreich waren, habe ich es verstanden“, erinnerte ich ihn.
„Das waren besondere Umstände. Das funktioniert hier nicht. Jedenfalls nicht bei Menschen. Du müsstest schon ein Dämon sein, um eine Fremdsprache auf Anhieb zu verstehen, aber das bist du nicht.“
Widerspruch regte sich in mir. „Vielleicht habe ich die Sprache im Traum gelernt.“
„So geht das nicht, Lilith. Leider.“
Ich weiß nicht warum, aber eine innere Gewissheit bewog mich dazu, weiter zu drängeln. „Aber wir könnten es doch einmal probieren. Und wenn es nicht klappt, höre ich einfach deiner Stimme zu.“
Asmodeo gab nach, wenn er auch skeptisch blieb. „Du willst es wirklich?“
„Ja, bitte.“
Er stand auf, ging ins Gästezimmer und kam mit einem dicken ledergebundenen Wälzer zurück. Le Chevalier de Maison-Rouge stand in goldenen Lettern auf dem Buchrücken. Er setzte sich auf seinen Platz zurück, ich kuschelte mich bei ihm ein und schob meine Hände wieder unter seinen Pulli. Er öffnete das Buch an einer Stelle, die er markiert hatte und begann mir vorzulesen.
Ich verstand überhaupt nichts.
Anfänglich ärgerte mich das ungemein. Aber ich liebte es, dem Klang seiner Stimme zu lauschen und die Melodie der Wörter war einfach wunderschön. Also schloss ich die Augen, ließ mich treiben und konzentrierte mich auf die einzelnen Silben. Fast konnte ich in ihnen einen Sinn erkennen, ich war kurz davor, ich musste nur noch ein wenig genauer hinhören.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, in meinem Kopf an eine Art Barriere zu stoßen. Zuerst verhalten tastete ich mich vor, drückte vorsichtig dagegen und spürte, dass die Abgrenzung nicht starr war, sondern nachzugeben schien. Ich erhöhte meinen Druck, dehnte die Barriere weiter aus, immer weiter, bis ich spürte dass sie erste Risse bekam. Die Risse wurden größer und
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