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Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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Tag tun. Wir schritten den Gang entlang, bis wir zu einer großen Steintreppe kamen. Von unten tönte uns Musik entgegen, altertümlich schrill und ohne jede Melodie. Mit jeder Stufe, die wir hinabgingen, drangen die Töne tiefer in mein Ohr ein. Ich erkannte die Instrumente, den Rhythmus und ihre Bedeutung. Es war Tanzmusik, sie war fröhlich und beschwingt.
    Wir kamen in einen Saal. Das Licht dort war so grell, dass es mich erneut blendete. Hunderte von Kerzen brannten und ihr Licht reflektierte sich tausendfach in raumhohen Spiegeln. Der Saal nahm kein Ende, in ihm war eine unüberschaubare Zahl von Menschen. Sie redeten und lachten, sie tanzten und schienen die beste Zeit ihres Lebens zu haben.
    Der Graf blickte mich an. „Schenken mir Madame La Comtesse den nächsten Tanz?“ Seine Stimme war glatt, ohne Gefühlsregung.
    Wir stellten uns mit weiteren Paaren in der Mitte des Saales auf, so dass wir uns gegenüber standen und er begann einige seltsame mir unbekannte Gesten und Schritte zu vollführen. Im Spiegel an der Wand gegenüber konnte ich feststellen, dass ich mich bewegte wie er, und zu meiner allergrößten Überraschung sah ich dabei hinreißend aus. Ich merkte und fühlte, wie mich die Männer und Frauen in dem Saal beobachteten, wie sie jede meiner Bewegungen, jeden meiner Schritte verfolgten. Das Gefühl war göttlich.
    Ein Mann schritt vorbei. Er überragte die Menschenmenge. Ich schätzte ihn auf mindestens zwei Meter.
    Alle Tänzer verharrten mitten in ihrem Schwung. Sie verbeugten sich tief, nur ich blieb stehen und schenkte dem Neuankömmling die Spur eines Lächelns. Er hielt unvermittelt an und gab mir mein Lächeln zurück. Die Musik verstummte, niemand bewegte sich.
    „Madame La Comtesse, der Comte ist ein glücklicher Mann.“
    „Ihr seid zu gütig, mein König.“ Ich führte einen vollkommenen Hofknicks aus. Bescheiden und doch sehr selbstbewusst neigte ich meinen Kopf.
    Im ganzen Raum wurde Beifall geklatscht. Ich wusste, dass ich ein einzigartiges Kompliment erhalten hatte. Als ich wieder aufblickte, war der König verschwunden.
    Die Musik begann erneut zu spielen und setzte den Saal in Bewegung.
    Wie liebte ich es zu tanzen! Wie herrlich war das Gefühl zu wissen, dass ich die schönste, die begehrenswerteste Frau auf dem Ball war!
    Jemand tippte mir an den Arm. Eine Maske wurde mir gereicht. Sie war aus weichem weißem Stoff und bedeckte die Hälfte meines Gesichtes, als ich sie mir umband.
    Inzwischen war jeder maskiert.
    Jetzt wurden die Kerzen gelöscht. Lediglich einige wenige Fackeln blieben übrig, die ein spärliches Licht spendeten.
    Ein fremder Mann trat auf mich zu, verbeugte sich tief vor mir. Dann hakte er sich bei mir unter und wir begannen uns im Rhythmus der Musik zu bewegen. Er blieb eng bei mir. Ich roch sein süßliches Parfum.
    Der Mann wurde weggezogen und ein weiterer Fremder trat an seine Stelle. Er umfasste meine bloßen Schultern, hielt mich am Oberarm fest. Glühende Lava schoss durch meine Adern.
    Wieder tanzten wir, doch obwohl die Melodie gleich blieb und auch die Schrittfolge unverändert war, war dieser Tanz vollkommen anders, als vorher. Ich spürte die Energie, die von dem Fremden ausging. All die Sehnsucht, die in mir war, wurde mit einem Schlag geweckt und ich wusste, dass ich nur zu ihm gehören wollte.
    Wir bewegten uns im Halbdunkel. Jeder unserer Schritte war auf die des anderen abgestimmt. Es kam mir vor, als würden wir uns schon ein ganzes Leben kennen. Er beugte sich zu mir, flüsterte mir in mein Ohr und seine Stimme war samtweich und männlich. Sein Atem brannte auf meiner Haut, ließ mich erschauern.
    Er sagte: „Lilith, es wird Zeit, dass wir gehen.“
     
    16
     
    Ich wollte ihm überall hin folgen. Dort wo er war, war der Mittelpunkt meines Lebens. Wir schritten durch den Raum. Neidische Blicke waren auf uns gerichtet.
    Ich war bei ihm, alles andere war mir gleichgültig, würde mir immer gleichgültig sein.
    Wir verließen den Saal, folgten einen spärlich beleuchteten Gang und traten ins Freie. Draußen warteten zahlreiche Kutschen, Pferde wieherten und eine ganze Schar von Dienstboten bewegte sich geschäftig hin und her.
    Mein Begleiter hielt abrupt inne. Ich wusste nicht, warum er das tat. Dann sah ich einen Mann vor uns, der uns den Weg versperrte. Er war drahtig und trug wie wir eine weiße Maske. Er hielt sich auf eine besondere Weise steif und gerade - ich erkannte seine militärische Ausbildung. Abscheu überschwemmte mich.

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