Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
gewesen.
Gerti tat, als hätte sie nichts gehört. Auch Asmodeo antwortete nicht, nur seine Augen loderten für einen kurzen Augenblick auf.
„Willst du wirklich mit Joggen gehen?“, begab ich mich auf unverfänglicheres Terrain.
„Selbstverständlich!“
„Du schaust ja nicht untrainiert aus, im Gegenteil.“ Ich gab mir in Gedanken selbst einen Tritt für diesen erneuten Ausrutscher. „Aber Joggen ist etwas anderes als zum Beispiel … ähm, Hanteltraining .“
Sein Ausdruck veränderte sich nicht. Er sah mich nur weiter mit diesem Lächeln an.
Gereizt fuhr ich fort. „Nicht, dass du dich übernimmst. Ich laufe mindestens acht Kilometer und ich nehme keine Rücksicht auf Kranke oder Verwundete.“
„Ich denke, … acht Kilometer …, das werde ich schaffen“, war seine Erwiderung.
Zum Abschied gab ich Gerti einen Kuss und es war mir unangenehm, dass Asmodeo sie auf die andere Wange küsste.
Draußen zogen wir unsere Laufschuhe an. Vor unserem Gartentor stand seine rote MV Agusta. Ganz offensichtlich hatte Asmodeo heute seinen sportlichen Tag.
Zum Aufwärmen trabten wir gemächlich ein paar hundert Meter bis zum Wald. Dort blieb ich stehen, um mich zu stretchen. Ich machte das eigentlich nicht immer, aber ich wusste, dass ich sehr beweglich war und wollte sehen, inwieweit Asmodeo da mithalten konnte. Und er konnte mühelos mithalten.
Ich beobachtete ihn unauffällig, wobei sich mir das Bild eines Tigers regelrecht aufdrängte. Asmodeo war zwar sehr muskulös, aber er dehnte sich mit der Leichtigkeit eines geübten Athleten.
Von wegen reines Hanteltraining.
Auch er beobachtete mich die ganze Zeit über. Ich spürte seinen Blick, wie er über meinen Körper glitt und insgeheim freute ich mich, dass ihm offenbar gefiel, was er sah.
Wir begannen zu laufen. Die ersten zwei Kilometer gingen zügig bergan. Das war meine Lieblingsstrecke. Hier hatte ich vor, ihm ein für alle Mal klar zu machen, was ich unter ernsthaftem Jogging verstand.
Ich beschleunigte mehr, als mir gut tat. Meine Lunge schmerzte, ich atmete rasselnd und er hatte nicht einmal die kleinste Schweißperle auf seiner Stirn.
Langsam fand ich in meinen eigenen Rhythmus. Wir liefen mit langen ausladenden Schritten nebeneinander her. Er war sorgsam darauf bedacht, sich meiner Geschwindigkeit anzupassen und allmählich vergaß ich meine ursprüngliche Absicht, ihm irgendetwas beweisen zu wollen.
Die Luft war klar, es hatte seit gestern ein wenig abgekühlt. Meine Lebensgeister kehrten zurück und damit auch meine gute Laune. Ich strahlte ihn an und auch er strahlte. Ich hatte ihn bisher noch nie so gelöst sehen.
Wir waren auf dem Scheitel des Berges angekommen, von wo aus man rundherum einen weiten Blick in die umliegende Landschaft hatte. Am Horizont klebten schwarze, tiefhängende Wolken, die schnell auf uns zukamen.
„Was glaubst du, wann die da sind?“, fragte ich Asmodeo im Laufen und deutete auf den dunklen Himmel.
Asmodeo hob kurz seinen Kopf. „In fünf, sechs Minuten.“
„Wenn es gleich anfängt zu schütten, sollten wir uns unterstellen. Komm mit.“ Ich kannte mich in der Gegend sehr gut aus und wusste, dass sich in der Nähe eine Hütte befand, die von Waldarbeitern benutzt wurde. Ich spurtete los.
Ich rannte so schnell ich konnte. Nach kurzer Zeit schloss er zu mir auf, lief im gleichen Tempo neben mir her. Ich musste lachen. Und Asmodeo strahlte wieder über das ganze Gesicht.
Die ersten Tropfen fielen bereits, als wir die Hütte in ein paar Hundert Metern Entfernung sahen. Ich strengte mich ein letztes Mal an und wir waren kaum unter dem ausladenden Vordach neben dem aufgestapelten Brennholz angekommen, als der Platzregen einsetzte.
Es war einer dieser Regenfälle, wie es sie bei uns im Mai häufig gibt. Zuerst kommen dicke Tropfen, vereinzelt, als Vorhut, und dann scheint jemand im Himmel die Schleusen zu öffnen und das Wasser auf einmal hinunterzuschütten.
Wir standen sicher im Trockenen und genossen den Anblick, wie alles um uns herum triefend nass wurde.
Asmodeo lehnte an einem Holzpfeiler und blickte fast staunend in die Natur hinaus - als würde er zum ersten Mal in seinem Leben einen Regenschauer bewusst wahrnehmen.
Ich weiß nicht, warum ich das tat, aber ich zog meine Schuhe und Strümpfe aus und trat vor die Hütte. Ich hob meinen Kopf, schloss meine Augen, breitete meine Arme aus und drehte mich langsam im Kreis. Der warme Regen schoss an mir herunter. Innerhalb einer Sekunde war ich völlig
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