Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
durchnässt.
„Komm Asmodeo! Das ist wunderschön!“, rief ich ihm zu und streckte ihm beide Hände entgegen.
Er blickte mich einen Augenblick an. Dann zog auch er Schuhe und Strümpfe aus und kam zu mir. Er stand regungslos da. Das Wasser strömte über ihn. Einzelne Tropfen hingen an seinen Wimpern.
Ich nahm seine Hände. Wir schauten zum Himmel empor und blinzelten in den warmen Regen hinein.
„Und jetzt mach deine Augen zu“, sagte ich.
Er gehorchte und auch ich schloss die Lider.
Ich spürte nur noch das Wasser, das uns vereinte und die Wärme seiner Hände, die ich festhielt.
21
Asmodeo stand neben Lilith. Der Regen strömte auf sie beide herunter, schirmte sie wie ein Kokon von der restlichen Welt ab.
Es gab nur noch Lilith und ihn.
Asmodeo hob seinen Kopf und blinzelte in die Tropfen hinein, um anschließend wieder auf Lilith zu blicken. Inmitten des heftigen Schauers und des diffusen Lichts wirkten ihre Augen noch unergründlicher, ihr Haar verwandelte sich in dunkle Lava. Ihre Haut schien beinahe transparent zu sein und ließ ihr einzigartiges Wesen überaus deutlich nach außen treten.
Lilith griff nach seinen Händen und forderte ihn auf, die Augen zu schließen. Und zum zweiten Mal innerhalb einiger weniger Stunden überließ er ihr die Führung.
Er nahm ihre Kraft und ihre Wärme wahr, und auf seiner Haut die wunderbar sanften Regentropfen.
Es war das erste Mal, dass sie ihm etwas zeigte. Dass sie ihn an etwas teilhaben ließ.
Er wollte immer von ihr gehalten werden, er wollte immer ihre Nähe fühlen.
22
Wir waren enttäuscht, als der Regen nach einigen Minuten schwächer wurde und schließlich ganz aufhörte. Ich musste mich zwingen, Asmodeo loszulassen und auch er lockerte seinen Griff nur widerstrebend.
Wie zwei nasse Pudel gingen wir zurück unter das Vordach.
„Hoffentlich hat uns keiner gesehen, wie wir da im Regen standen“, scherzte ich, um meine eigentlichen Empfindungen ihm gegenüber zu überdecken, die mich stark verunsicherten.
„Mir ist es egal, was andere Leute von mir denken. Wenn ich mit dir zusammen bin, fühle ich mich immer …“, er überlegte. „Ich fühle mich immer vollkommen lebendig , wenn ich mit dir zusammen bin“, meinte er schließlich und diese Erkenntnis schien ihn zu überraschen.
„Du machst auch einen ziemlich lebendigen Eindruck auf mich“, neckte ich ihn, während sich meine Gefühle für ihn verstärkten.
„Solche Dinge wie das Laufen oder gerade der Regen, die machen eigentlich nur dann richtigen Spaß, wenn man sie zu zweit erlebt“, sinnierte er.
Ohne weiter darüber nachzudenken, was ich da von mir gab, sagte ich: „Weißt du, es gibt außerdem ganz andere Dinge, die zu zweit mehr Spaß machen, als alleine.“
Jetzt strahlte er wieder wie vorhin, als wir zusammen um die Wette gelaufen waren. „Von diesen Sachen, die man zu zweit machen kann, habe ich auch schon gehört.“
„Ach, sag bloß!“, grinste ich und mein Herz schlug bis zum Hals.
Wir zogen unsere Strümpfe und Schuhe an und machten uns auf den Heimweg. Die Sonne brach mit Macht durch die Wolkendecke.
Lachend stolperten wir schließlich durch den Vorgarten zur Haustür, die bereits geöffnet war. Gerti stand im Eingang. Sie wartete auf uns.
„Meine Güte, Kinder, wie seht ihr denn aus?“, rief sie entsetzt.
Erstaunt sahen wir uns an und blickten dann an uns herunter. Wir waren über und über mit Matsch beschmiert und unsere Haare standen in alle Richtungen ab. Wieder mussten wir lachen.
Gerti war das gar nicht recht, sie hatte vermutlich Bedenken, dass wir beide den Verstand verloren hatten. Gegen solche Tendenzen half nur eine straffe Organisation.
„Lilith, du gehst nach oben und duschst dich! Dann ziehst du dir warmen Sachen an und kommst wieder herunter.“
Zu Asmodeo gewandt meinte sie: „Asmo, du benutzt die Dusche im Erdgeschoss - du hast doch sicher Kleidung zum Wechseln dabei?“
Asmodeo wies stumm auf seine Sporttasche, die im Flur stand.
„Ich mache euch inzwischen einen Tee, der wird dann getrunken und dann geht es euch gleich besser .“
Wenn meine Oma in dieser Feldwebel-Stimmung war, widersprach man ihr lieber nicht.
Ich stapfte leise kichernd die Treppen zu meinem Zimmer hoch, ging in mein Bad und duschte, wie richtige Mädchen duschen. Das heißt, ich ließ endlos Wasser über mich laufen und probierte alle meine Duschgels nacheinander aus.
Ich hätte stundenlang weitermachen können, wenn ich nicht daran
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