Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
daran dachte, dass Lilith sich jetzt mit diesem Johannes traf.
Und er dachte unentwegt daran.
Seine Gedanken kreisten ausschließlich um die Tatsache, dass sie mit Johannes zusammen war.
Teil II - Verlust der Mitte
Kapitel 5 - Konfrontiert
1
Die Zeit vergeht - sie lässt sich nicht aufhalten, ganz gleich, was man unternimmt. Und es war Zeit für mich, meine Taek-Sachen zusammenzusuchen, um mich mit Johannes im Sportzentrum zu treffen.
Mit weitaus größerer Sorgfalt als gewöhnlich, packte ich alles was ich brauchte in meine Sporttasche. Dann gab es nichts mehr anderes zu tun, als zu gehen.
Ich sagte Gerti, ich würde spät heimkommen, sie bräuchte nicht auf mich zu warten.
„Triffst du dich wieder mit …“, sie hielt kurz inne, … mit Johannes?“
Ich tat, als hätte ich ihr Zögern nicht bemerkt. „Wir trainieren zusammen und nachher gehen wir weg.“
Gerti musterte mein zum Ausgehen viel zu schlichtes Outfit und ihr zweifelnder Blick bewies mir, dass sie argwöhnte, ich würde nachher Johannes zuhause besuchen. Aber sie sagte nichts, wofür ich ihr dankbar war. Letztendlich war es ohnehin meine Entscheidung.
2
An diesem Nachmittag fand auf den großzügigen Außenanlagen des Sportplatzes ein ganztägiges Fußballturnier statt. Je näher ich dem Zentrum kam, desto zugeparkter waren die Straßenränder.
Auf dem Parkplatz selbst war die Hölle los. Jeder nur erdenkliche Freiraum war zugestellt. Selbst auf den für Trainer reservierten Flächen standen Fahrzeuge. Mehrere frustrierte und entnervte Autofahrer kurvten teils schimpfend, teils fluchend umher. Selbst mir fiel es schwer, ein klitzekleines Fleckchen für mein Motorrad zu finden.
Schon auf dem Parkplatz konnte ich das Fußballturnier hören, besser gesagt, die pfeifenden und grölenden Fans, die ihre Mannschaften auf jede erdenkliche Art und Weise unterstützten.
Die geheimnisvolle Anziehungskraft des Fußballs war für mich unergründlich. Ich konnte mich nicht in die Faszination hineinversetzen, die von zweiundzwanzig Spielern ausging, die auf der Jagd nach einem Ball das Spielfeld hinauf und hinunterrannten. Aber jedem das Seine.
Im Eingangsbereich der Anlage herrschte dichtes Gedränge. Verschwitzte Fußballspieler liefen Zickzackkurse zwischen desorientiert blickenden Müttern und herumwuselnden Kindern, daneben stand laut redendes Betreuungspersonal, welches man sofort am dicken Bauch und der großen Trillerpfeife erkannte. Sanitäter und Feuerwehrleute in Uniform achteten darauf, dass nichts passierte. Und überall gruppierten sich Männer und diskutierten über die Spielergebnisse.
Ich drängelte mich hindurch und ging Richtung Halle. Hier wurde es immer ruhiger. Die Spiele fanden im Freien statt - fast kein Mensch wollte heute etwas anderes sehen oder spielen als Fußball.
Die Damenumkleide war gähnend leer.
3
Als ich die Halle betrat, ließ ich die Geräusche des Turniers wie ein leises Rauschen endgültig hinter mir zurück. Gewohnheitsmäßig verbeugte ich mich.
Dann sah ich Johannes. Er war schon vor mir gekommen und übte Formen. Wieder konnte ich meinen Blick nicht von ihm wenden. Er hatte mir so gefehlt.
Johannes bewegte sich scheinbar schwerelos. Manchmal kamen seine Tritte dermaßen schnell, dass ich sie kaum wahrnehmen konnte, ich wusste nur, dass er sie ausführte. Und wenn er gegen die aufgestellten dreißig Zentimeter dicken Matten trat, spürte ich die Wucht des Aufschlages über den Parkettboden unter meinen Füßen.
Bisher hatte ich keine Gelegenheit gehabt, ihn alleine zu beobachten, wie er sich und seinen Körper beherrschte. Seine Präzision, seine Schnelligkeit und seine Kraft zogen mich in ihren Bann. Ich hatte ihn beim Training mit anderen gesehen, aber jetzt, in diesem Raum, musste er sich nicht zurückhalten. Er gab alles und es lag ein unbändiger Zauber über ihm.
Wie ein Schwamm sog ich jede seiner Bewegungen in mich auf, um sie mir für immer zu bewahren. Gegen meinen Willen merkte ich, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Ich wurde wütend auf mich selbst und wischte sie weg. Dann überquerte ich die Halle um zu ihm zu kommen.
Er schien mich wahrzunehmen, denn er brach eine Angriffsform mitten in der Bewegung ab.
Bevor er sich umdrehen konnte, war ich hinter ihm. Ich legte meine Arme um seinen Hals. Er nahm meine Hände und küsste mich nacheinander auf die Innenseiten meiner Handgelenke. Allein davon bekam ich weiche Knie.
„Entschuldigen Sie bitte,
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