Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
bin ich hier richtig beim Intensivtraining für hoffnungslos Verliebte?“, hauchte ich ihm ins Ohr, indem ich mich auf die Zehenspitzen stellte.
Er zog mich um sich herum, so dass ich jetzt vor ihm stand, musterte mich und meinte dann: „Nur wenn Sie die Stunde im Voraus bezahlen, schöne Frau.“
Zart berührte ich seine Wange mit den Lippen.
„Reicht das als Anzahlung?“
Er dachte kurz nach. „Nein, das überzeugt mich nicht.“
Diesmal küsste ich seine Halsbeuge.
„Was halten Sie hiervon, Herr Hohenberg?“
Er räusperte sich. „Schon etwas besser. Aber eine Stunde dauert sechzig Minuten.“
„Dann zeigen Sie mir doch, Herr Hohenberg, was Sie sich unter einer angemessenen Bezahlung vorstellen.“
Niemals zuvor war eine Frau geküsst worden, wie ich. Seine Hände wanderten über meinen Rücken bis hinunter zur Hüfte. Unsere Körper drängten aneinander.
Dann löste er seine Umarmung und hob mit der Hand mein Kinn an, um mir in die Augen zu blicken.
„Was ist los, Lilith?“
„Nichts.“ Ich versuchte, meinen Kopf an seiner Brust zu verstecken. „Ich habe dich nur sehr vermisst.“
Er fasste mir erneut unters Kinn, so dass ich ihm wieder in die Augen schauen musste. Er küsste mich nochmals, prüfend. Ich hielt seinem Blick stand. Dennoch merkte er, dass ich mich verändert hatte. Seine Augen wurden dunkler.
Mir wurde ganz elend zumute als ich ihren Ausdruck las.
„Johannes, bitte. Ich … ich weiß auch nicht, was los ist. Ich bin momentan … einfach etwas durcheinander.“
Ich wusste, dass ihn das nicht überzeugte.
„Du bist mir keine Rechenschaft schuldig“, sagte er tonlos und blickte zur Wand.
„Doch, das bin.“ Unter Tränen versetzte ich ihm einen harten Stoß in die Rippen. „Wie wär's mit Training? Ich möchte das jetzt schnell hinter mich bringen, damit wir möglichst bald zu dir können. Ich muss doch deine Küche kontrollieren.“
Wir lachten, es klang fast echt.
4
Wir stürzten uns Hals über Kopf in unsere Übungen. Johannes konnte seine Schläge und Tritte präzise kontrollieren und meine halbherzigen Angriffe wehrte er gleichsam mühelos ab, denn ich hatte große Hemmungen, ihn überhaupt zu attackieren.
Natürlich bemerkte er meine Unfähigkeit, ihm weh zu tun und seine Stimmung besserte sich zunehmend. Schließlich lachte er wieder sein Jungenlächeln und ich konnte mich überhaupt nicht mehr auf eine angemessene Angriffsstrategie konzentrieren.
„Jetzt komm schon“, rief er. „Du bist doch sonst nicht zimperlich.“
Aber ich schüttelte den Kopf. „Lass gut sein, Johannes. Ich kann nicht gegen dich kämpfen. Das schaffe ich einfach nicht.“
„Warum nicht?“
„Das weißt du ganz genau. Ich … ich habe Angst, dich zu verletzen.“
Er lachte. „Als ob du mich verletzten könntest.“
„Sei dir da nur nicht so sicher.“
Johannes horchte auf. Er hatte den Unterton in meiner Stimme gehört. Es war mir nicht gelungen, ihn völlig zu unterdrücken. Und er verstand sofort, dass ich nicht über unser Training sprach. Wieder musterte er mich nachdenklich.
„Vielleicht ist es wirklich besser, wenn wir es mit Einzelübungen probieren.“
Wir machten eine kurze Pause, teilten uns ein Wasser, denn zumindest ich war bereits schweißüberströmt. Anschließend verlegten wir uns auf einzelne Tritt- und Schlagformen. Johannes zeigte sie mir und ich versuchte, sie nachzumachen. Er war sehr geduldig und erklärte mir genau, worauf es bei der jeweiligen Bewegung ankam und was damit bezweckt wurde, wie sie den Gegner aufhalten bzw. treffen würde.
Allmählich fielen all meine Sorgen von mir ab. Ich genoss dieses Zusammensein mit ihm, das gemeinsame Training, bei dem es keine Missverständnisse zwischen uns gab und bei dem wir uns blind vertrauen konnten.
5
Johannes wurde nicht müde. Seine Bewegungen verloren nicht an Kraft. Aber bei mir kam allmählich der Punkt, an dem ich am liebsten eine weiße Fahne geschwungen hätte.
Johannes merkte, dass ich am Ende war. „Ich glaube, langsam haben wir beide genug.“
Er reichte mir die Wasserflasche, die ich in einem Zug austrank.
Spielerisch packte er mich an der Taille und wirbelte mich im Kreis herum. „Du warst gar nicht mal übel!“
Lachend ließ ich ihn mit nach hinten gebeugtem Oberkörper und weit ausgebreiteten Armen gewähren. „Du warst auch ganz passabel!“, rief ich ihm zu.
Er setzte zu einer Antwort an, runzelte die Stirn und stoppte. Irritiert blickte ich wie er zum
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