Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
Freude Ausdruck verlieh.
Ich wusste nicht, wohin ich sollte. Ich hatte mich auf den Abend mit Johannes sehr gefreut, aber Asmodeo hatte ganze Arbeit geleistet.
Zu meinen Freundinnen konnte ich nicht, das war völlig ausgeschlossen. Ich hätte es jetzt nicht ertragen, überhaupt mit irgendeinem Menschen zu sprechen.
Nach Hause zu fahren, war ebenfalls keine Option. Gerti erwartete mich erst wesentlich später und ich müsste mich sicherlich ihren Fragen stellen, wenn ich jetzt heimkommen würde.
Unbewusst hatte ich mein Motorrad Richtung Autobahn gelenkt und ich beschleunigte, um endlich den Schnellweg zu erreichen. Ich hatte das Gefühl, in der Stadt zu ersticken. Ich musste raus.
Sobald ich mich auf der Autobahn befand, drehte ich meinen Gasgriff bis zum Anschlag auf. Meine Suzi machte zuerst einen Satz nach vorne und dann begann sie brav zu rennen. Es war früher Samstagabend, die Polizei würde erst wesentlich später unterwegs sein, um nach betrunkenen Fahrern Ausschau zu halten. Die Wahrscheinlichkeit, um diese Zeit in eine Radarkontrolle zu geraten war äußerst gering. Und es war mir ehrlich gesagt auch egal.
Ich sauste mit Maximalgeschwindigkeit dahin. Der Fahrtwind schüttelte mich durch. Die Umgebung rauschte an mir vorbei. Ich überholte Autos, LKWs und andere Bikes und kümmerte mich nur um mich selbst und um meine Maschine.
Einfach fahren - schnell nach nirgendwo.
Bewusst verlor ich mich an die Bewegung, an das Tempo, bis ich nichts mehr spürte und an nichts mehr dachte. Bis ich zu einem kleinen Partikel des nicht enden wollenden Stroms wurde, der ohne Anfang und ohne Ende die Strecke entlang floss, sich in unregelmäßigen Abständen teilte, um sich gleich darauf mit neuen Partikeln zu vereinen.
Die Zeit hatte keinerlei Bedeutung mehr für mich – sie hörte auf zu existieren. Die Landschaft, durch die ich brauste, war mir längst fremd.
Die Nacht kroch langsam aus den Schatten. Ich schaltete meinen Scheinwerfer ein. Vor einer unübersichtlichen Kurve waren mehrere Warnleuchten aufgestellt. Nach der scharfen Biegung sah ich einen Polizeiwagen quer auf der Fahrbahn stehen. Sein Blaulicht pulsierte wie ein Herzschlag und warf bizarre Bilder auf den Asphalt.
Ich bremste scharf und kam mit leicht quietschenden Reifen nur wenige Schritte vor dem Fahrzeug zum Halten. Ein Polizist tauchte vor mir auf. Er hielt eine rote Kelle in der Hand und dirigierte mich damit auf die Standspur. Ich stoppte vor einem weiteren Beamten und dessen Wagen, schaltete meinen Motor aus und nahm meinen Helm ab. Der Polizist trat an meine Maschine heran.
„Was ist los?“, erkundigte ich mich.
„Üble Sache“, stellte er emotionslos fest. „Ein schwerer Motorradunfall, aber wir haben den Fahrer noch nicht gefunden. Sie werden warten müssen, bis wir die Unfallstelle gesichert haben.“
Ich blickte zwischen den beiden Streifenwägen hindurch und erkannte ein völlig verbeultes und verbogenes Wrack, das einmal ein Motorrad gewesen war.
„Sie haben den Fahrer noch nicht gefunden?“, fragte ich nach. „Wie ist das möglich?“
Der Polizist zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Bei extrem hohen Geschwindigkeiten werden die Körper manchmal mehrere hundert Meter weit geschleudert. Das ist nichts Außergewöhnliches.“
Der Schein von Lampen blitzte an der Seitenböschung auf, dort, wo weitere Polizisten nach dem Opfer suchten. Ich stieg ab und schob meine Suzi auf der Standspur zur Seite.
Schritte erklangen. Sie kamen aber nicht von einem Ordnungshüter. Die Person, die ich sah, war relativ groß und schlank, in einen schwarzen Lederanzug gekleidet und trug noch ihren Helm.
„Hallo! Bitte kommen Sie hierher!“, rief der Polizist der Gestalt entgegen und winkte.
Die Person im Lederanzug reagierte aber überhaupt nicht auf ihn, sondern ging zielstrebig auf mich zu, bis sie nur noch zwei Schritte von mir entfernt war. Sie hob ihre rechte Hand, die leicht zitterte und deutete damit auf mein Bike. „Oh, da ist sie ja. Wo hast du sie gefunden?“ Es handelte sich um eine junge Frau, die mich ansprach.
„Wen soll ich gefunden haben?“ Mir war nicht klar, worauf sie anspielte.
„Na meine Maschine, meine Suzuki. Wo hast du sie gefunden? Ich suche sie jetzt schon längere Zeit, ich fürchte,… sie ist mir … irgendwie … abhanden gekommen?“
Die Stimme der jungen Frau hatte einen leicht träumerischen Klang, als wäre sie eben erst aufgewacht oder aber als würde sie schlafwandeln. Während sie
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