Für ein Lied und hundert Lieder
väterlichen Beamten: »Es ist nicht vernünftig, einen Neuen einen Monat lang Nachtschicht machen zu lassen.«
»Das habe ich genehmigt!« Ju lachte kalt.
»Es ist trotzdem unvernünftig«, ich stellte auf stur, »wenn man nicht genug schläft, dann ist die Schicht nicht gut, und das beeinflusst auch die Verhöre.«
»Du hast auf Wache gepennt?«, sagte Ju streng. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, er drehte sich um und griff einen Elektroknüppel aus der Mauernische.
»Absolut nicht!«, beeilte ich mich, strammzustehen und zu lügen, »ich leide schon lange unter Schlaflosigkeit, bereit, die Verantwortung für die Nachtschicht zu übernehmen.«
»In die Hocke!« Das war eine energische Mahnung. »Wer hat gesagt, du sollst aufstehen? Gefangene müssen sich benehmen wie Gefangene, sie müssen ducken; wenn sie aufstehen sollen, dann auf Anweisung!«
Ich duckte mich nieder wie ein Hund, hob den Kopf in Richtung meines Herrn, da kam überraschenderweise ein noch größerer Herr, der Ju keines Blickes würdigte. Wie eine Holzpuppe ertrug ich seine Herumkommandiererei, passierte zwei Wachen, stieg die Treppe hinunter und eine Bodenerhöhung hinauf, bis wir am anderen Ende des Gefängnisses angekommen waren – das Verhörgebäude, wo das Material für die Verhandlungen vorbereitet wurde.
Die Verhörzimmer waren auf beiden Seiten des Flurs im Untergeschoss, ich wurde in irgendeine Tür gestoßen, eine neue Verhörrunde begann.
»Gemäß der Justizordnung unseres Landes ist dies ein vorbereitendes Verhör«, betonte der Hauptakteur, der Teamleiter Li, »das ist etwas anders als die Untersuchungsverhöre. Wenn dein ursprüngliches Geständnis nicht den Tatsachen entspricht, kannst du das hier widerrufen.«
Das war ein Köder, aber ich schluckte ihn ohne Wenn und Aber. Ich redete wie ein Wasserfall und klärte den wahren Sachverhalt, entgegen meinem sonstigen Schweigen und Leugnen kam ich im wiederholten Teufelskreis der Sprache auf den Ausgangspunkt des Verhörs zu sprechen. Die Umgebung war anders, ein helles, sauberes Fenster anstelle feuchter Dunkelheit, die Anzahl der Verhöre nahm zu, so dass ich langsam den Unterschied zwischen der letzten und dieser Verhörrunde nicht mehr deutlich ausmachen konnte. Ich zerbrach mir nicht mehr den Kopf, um den Faden in all dem zu finden, ich war der Kopf eines Verbrecherrings, mein Geständnis hatte etwas Autoritatives, diese Autorität schloss auch wirres Gerede zum Abpressen eines Geständnisses ein.
Eine wetterwendische Performance konnte ebenfalls als Beweis für die Tat herangezogen werden – an einem glühend heißen Nachmittag zwei Monate später verkündete Teamleiter Li schließlich, und ihm lief dabei der Schweiß in Strömen herab: »Die vorbereitenden Verhöre sind eine Überprüfung der vorherigen Verhörrunde, unsere vorbereitenden Verhöre kommen zu folgendem Resultat: Die Sachlage des Verbrechens ist geklärt, die Untersuchungsmethoden stehen im Einklang mit den Gesetzen, deshalb reichen wir unsere schriftliche Anklageempfehlung den Untersuchungsbehörden weiter. Ich bitte Sie, das Abschlussprotokoll der vorbereitenden Verhöre zu unterschreiben!«
»Das ist eine Falle«, fuhr ich dazwischen, »ich weigere mich, das zu unterschreiben!«
»Am 7. August haben wir zum wiederholten Male eine Konferenz mit über zwanzig namhaften Experten der wichtigsten Kulturorgane der Stadt Chongqing organisiert und die Frage des ›Massakers‹ und des ›Requiems‹ diskutiert. Das hier ist das zusammenfassende Protokoll der Konferenz, das ist das verbindliche Empfehlungsschreiben von sieben Professoren der Southwest Normal University. Darüber hinaus halten wir eine Vielzahl von Zeugenaussagen und Beweisstücken in Händen, einschließlich des Indizienbeweismaterials von Ihren Mitangeklagten und Ihrer Familie. Zeigen Sie Haltung, Liao Yiwu, Sturheit ist in Ihrer Lage nicht hilfreich, eine Herabsetzung des Strafmaßes liegt immer noch im Bereich des Möglichen.«
»Was der Soundso sagt, zählt nicht«, jetzt nahm ich ihn auf die Hörner, »das ist Amtsmissbrauch, man will mich persönlich treffen.«
»Das hat mit diesem Fall nichts zu tun.«
»Wie, nichts zu tun?«, ich fing an zu schreien, »diese Professoren, diese Schwänze, müssen sich aus der Affäre gezogen haben!«
»Wenden Sie sich direkt an den Gerichtshof«, sagte Li Kechang mitleidig, »das Gesetz ist blind.«
Einen zweiten Gedanken wert ist die Tatsache, dass damals auch das Militärgericht
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