Für ein Lied und hundert Lieder
nichts anderes geredet als über das Scheißen, wieder und wieder wurde das Glücksgefühl beschrieben, wenn man sich der Last entledigt hatte, sie ahmten sogar wirklichkeitsgetreu die ganzen Geräusche des gesamten Vorgangs nach: das Herunterlassen der Hose, das Hinhocken auf den Abtritt, das Drücken, das Lupfen des Afters, den alten Jiang regte das so auf, dass er Krämpfe bekam. Die Meute wartete nur darauf, dass er hastig auf die Toilette stürzte, sofort waren sie um ihn herum, wie ein Rudel hungriger Hunde, das auf die Scheiße scharf ist, und krakeelten unisono: »Gib Gas! Gib Gas!!«
Der alte Jiang bedeckte vor lauter Scham sein Gesicht, die Tränen und der Schweiß rannen ihm durch die Finger. Da tröstete ihn einer: »Reg dich nicht auf, das müssen wir machen, das ist Nachbarschaftshilfe.«
Ein anderer sorgte sich: »Jiang, Alter, hast du Steine in der Rosette, dass es nicht geht?«
Und noch ein anderer scherzte: »Das ist immer so beim ersten Kind, das dauert, gut Ding will Weile haben.«
Der alte Jiang, der von seinem übermäßigen Yang-Feuer im Körper schon den ganzen Kopf voller Krätze hatte, drückte etwa am elften Tag unter markerschütternden Schreien endlich ein paar Schafskötel heraus. Als die Meute das mitbekam, stiegen alle traurig auf wie ein ganzes Nest voller Hummeln.
Ein paar von den Kerlen saßen am Rand des Kangs und taten so, als säßen sie auf der Toilette, mit hocherhobenem Hintern in Richtung Jiang; ein paar andere stürmten auf ihn, zogen ihn am Ohr, zogen seine Hände auseinander, drückten ihre verzerrten Fressen an sein Ohr und schrien: »Gib Gas!«
Dem alten Jiang lief Blut aus Nasenlöchern und After. Als die Meute etwas Rotes sah, war die Freude groß. Alle redeten durcheinander: »Der alte Jiang ist gestern Abend sodomisiert worden!«
»Den Fall muss man melden! Das ist doch schlimm!«
»Auweia, tut mir das leid? Lass mich los, das müssen wir sehen!«
»Warum ist der denn voll Blut?«
»Er hat seine Tage!«
»Er hat sich umoperieren lassen!«
»Deshalb! Sein Schwanz hat sich nach innen verzogen.«
Der alte Jiang wrang seinen Hosenbund zwischen den Händen, kam ein paarmal hoch und hockte sich wieder, auf einmal, Not macht erfinderisch, drehte er sich um und entleerte sich in die andere Richtung, sein großes weißes Gesäß stand wie ein Fanal vor der Meute.
In der Zelle war die Hölle los, der Großvogel brüllte: »Endlich zeigst du uns dein wahres Gesicht, du beleidigst unsere Menschenwürde!«
Ye, das Entenküken, ein Räuber, tadelte ihn: »Hast du nicht was von Kultur und Manieren gesagt?«
Der Ölkopf goss Öl ins Feuer: »Auch so ein Scheißkerl, der sich für was Besseres hält.«
Danach kämpfte sich die Meute mutig in die vorderste Reihe, packte den alten Jiang an der spindeldürren Schulter und zwang ihn, seine Körperhaltung zu korrigieren. Der alte Jiang kreischte: »Nein, nicht, es kommt gleich!«
Ye, das Entenküken, haute ihm eine herunter, schrie: »Hoch!«, woraufhin Himmel und Erde sich umkehrten.
»Jetzt ist es wieder weg!«, jammerte der alte Jiang laut.
Der Großvogel sagte verächtlich: »Heulen, weil man nicht scheißen kann, ein Mann in deinem Alter!«
Insgeheim machte ich mir Sorgen, also kramte ich eine lange Winterhose heraus, schob die Meute auseinander und reichte sie ihm mit den Worten: »Zieh die über, wenn es stockfinster ist, dann stell dir vor, du bist ganz allein im Universum, dann geht es bestimmt.«
Der alte Jiang steckte wortlos seinen Kopf in den Hosenlatz, während die Meute vor Lachen ganz aus dem Häuschen war: »Unser Konterrevolution hat doch die meisten Ideen!«, lobte mich das Entenküken, wobei ihm die Tränen das Gesicht herunterliefen.
Aber das konnte das Problem nicht lösen und von dem Hinterfenster kam plötzlich ein scharfer Schrei: »Der Scheißkerl hat die Stirn, sich umzubringen!«
Die Meute fuhr vor Schreck auseinander wie ein Schwarm Spatzen und gab den Blick frei auf den alten Jiang, wie er mit dem Kopf in der Hose steckte und die beiden Hosenbeine ihm von den Ohren auf die Schultern hingen, er sah aus wie der verkleidete Priester irgendeiner Sekte.
»Auf keinen Fall!«, brüllte der Wachhabende weiter herum, »Großvogel, Sun, nimm ihm das da vom Gesicht!«
Der alte Jiang klammerte sich mit allem, was er hatte, an die Hose, und der Wachhabende ging endgültig in die Luft: »Wenn du draufgehst, hilft dir das nichts, vorher mache ich dir das Leben noch zur Hölle. Eine letzte
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