Für ein Lied und hundert Lieder
werde selbst ein Flugzeug steuern und die Südliche Straße des Volkes in Chengdu bombardieren! Und meine Bomben werden schöne Frauen sein, bis an die Zähne bewaffnete schöne Frauen, wir werfen so viele ab, wie nötig ist, bis wir genug von ihnen haben!«
Der Vorschlag wurde begeistert aufgenommen, nur Taiheng sagte bedauernd: »Vielleicht wird so ein Tag kommen, aber unsere Knochen wird man dann nicht mehr finden.«
»Heul nicht, bevor du geschlagen wirst, ich allein beschaffe vierzig Weiber«, rief Yawei pathetisch, »im schlimmsten Fall falle ich in Scheiben auseinander.«
»Eine Salve von vierzig Schuss«, spottete ich, »du wirst aussehen wie ein Sieb.«
»Haha, Weiberheld!«
Von draußen drang grollendes Donnern in den Gerichtssaal und vermischte sich mit dem Dröhnen des Flugzeugmotors, in das ich mich versenkte, in meinen Mundwinkeln erschien ein unweigerliches Lächeln.
»Angeklagter, haben Sie noch etwas zu sagen?«, sagte der Richter.
»Ich möchte wissen, ob meine Rede über schöne Frauen, die mit dem Fallschirm über Chengdu abspringen, als Anstiftung zur Konterrevolution gewertet wird?«, sagte ich geistesabwesend.
»Was sagen Sie?«
»Ich habe nichts gesagt.«
»Die Urteilsverkündung wird vertagt.«
Es vergingen etwa zwei Monate, bis ich wieder vor Gericht zitiert wurde, um mein Geständnis und andere juristische Dokumente zu unterzeichnen und mein Kreuz zu machen, dann wurde ich in einem vollkommen wirren Urteil zu vier Jahren verurteilt, die politischen Rechte wurden mir auf zwei Jahre aberkannt.
In den darauffolgenden Tagen starrte ich apathisch durch das Gitter, die Freiheit, die ich schon in Händen zu haben glaubte, war davongeflogen, wie sollte ich die verbleibende Zeit hinter mich bringen?
Der saure Regen und die sengende Sonne, das waren die beiden großen Spezialitäten von Chongqing, die Saison des sauren Regens zog sich hin, vom Winter bis zum Übergang des Frühlings in den Sommer. Man sah nichts als irgendwelche Hügelstraßen, die sich wie Echsen patschnass vom Ufer des Flusses durch einen Wust von Hochhäusern schlängelten. Die Industrieabgase kondensierten zu Nebel und verdüsterten die Welt, manchmal gab es einen heiteren Tag, aber auch da war der Himmel eng und schmutzig, wie eine Schuppenflechte des Schöpfers. Vom vielen Kratzen ist alles voll von geronnenem Blut, das, je frischer es wird, das Herannahen der brüllenden Sommertage der Bergstadt ankündigt.
»Gestern haben wir noch eine Wollweste getragen«, seufzte der alte Wang und ließ seine Tüte sinken, »und heute ist es heiß, dass wir alle mit nacktem Oberkörper hier sitzen, sieht so aus, als habe der Herrgott schlechte Laune.«
»Red keinen Unsinn und mach voran!«, befahl unser Zellenoberhaupt Großvogel, »wenn du die Kleinen hier fertig hast, müssen die Großen noch verpackt werden, wir dürfen nicht hinter die anderen Zellen zurückfallen!«
Rasch hielt ich den alten Wang zurück, der aufspringen wollte, der Großvogel drückte seinen fleischigen Bauch heraus und rief: »Du wagst es, dich der Umerziehung durch Arbeit zu widersetzen?«
»Wir sind hier nicht bei der Umerziehung durch Arbeit«, korrigierte ich ihn.
Der alte Wang hatte einen Geistesblitz, streckte sich und sagte: »Die Leute hier drin stinken, ich muss ans Eisengatter, ich brauche frische Luft.« Die Meute kicherte, Wang Xiaoyue, ein kleiner Kerl aus Guizhou, der gestern zu uns gestoßen war, sagte: »Die Hunde bellen eher als die Herren.«
Der Großvogel mit seinem wabbelnden Fett stürzte heran, den Kreis schlossen die anderen von der Totenpartei, das Entenküken Ye, der alte Yin und ein paar andere. Aber der kleine und schmächtige Wang Xiaoyue war agiler als erwartet, er kämpfte mit ihnen in dem engen, von Papierkartons vollgestapelten Raum und warf nicht einmal etwas um. Unter dem düsteren Papierstaub brüllte der Großvogel verkrampft wie ein Lüfter lauthals »Meldung«, die Eisentür ging auf – der Wachhabende war unser Zwerg Li, ausgerechnet. Der Innenhof war wie ein Aquarium, wenn man in einiger Entfernung von dem Gatter gegen das Licht sah, sah es aus, als versinke er auf dem Boden des modrigen Flussbetts.
»Ich melde Regierung Li, sie widersetzen sich der Arbeit, und sie beschimpfen meine Leute«, klagte der Großvogel uns an.
Der Zwerg Li rief ein paar Luftblasen blubbernd Wang Xiaoyue raus und gab ihm ohne weitere Diskussion einen Elektroknüppel zu kosten. Am Nachmittag holten die Offiziellen
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