Für ein Lied und hundert Lieder
zu bleiben, dankend abgelehnt und kehrte enttäuscht zurück. Ji hat mit mir privat geredet, wir sollen die Helden wie etwa Huang Xing und andere aus der Xinhai-Revolution nachmachen, in unser eigenes Land zurückkehren und eine Geheimorganisation gründen, um mit den Mitteln der Gewalt nach und nach die diktatorische Regierung zu stürzen.«
»Wer ist der alte Ji?«
»Ein Doktorand von der Universität Guizhou, Marxismus-Lenismus und der stellvertretende Direktor einer großen Firma in Shenzhen«, sagte Wang Xiaoyue stolz, »er war ein großer Intellektueller, aber er hatte einen Heidenrespekt vor hohen Tieren in der Armee und hat sich mit mir verbrüdert. Wir beide und dann war da noch Zhao Laosan, gemeinsam haben wir die Chinesische Gesellschaft zur Förderung der Demokratie ins Leben gerufen. Der alte Ji war ihr Präsident, ich war Leiter der Abteilung Anschläge im Innern, Laosan kümmerte sich um Organisation und Propaganda. Unser erster Plan war die Sprengung des Satelliten-Abschuss-Zentrums in Jiuquan, um damit ein politisches Erdbeben auszulösen. Ich hatte auf der Satellitenbasis bereits vier Jahre beim Bodenpersonal gearbeitet und kannte das Gelände und die Truppenstärke wie meine Westentasche. Wir haben uns mit dem Geheimbund von der Pingyuan-Straße in Yunnan zusammengetan und vom Haus einer Märtyrerwitwe in Laoshan aus Waffen, Munition und explosives Material angekauft, sind tief in die Berge und haben dort mehrmals Versuchssprengungen durchgeführt.«
Ich kam mir vor wie in einer Erzählung aus 1001 Nacht, die Meute arbeitete weiter und spitzte die Ohren. Der alte Wang lobte: »Das ist aber um einiges befriedigender als meine Rolle in dieser Oper! Wer das Gesetz des Himmels verletzt, wird in des Himmels Knast gesetzt.«
Wang Xiaoyue redete weiter: »Wir haben über zwei Monate trainiert, und wir haben große Fortschritte gemacht. Dann haben wir diskutiert und beschlossen, am ersten Tag des neuen Jahres nach Norden zu gehen, davor wollten wir uns trennen, und jeder sollte zu sich nach Hause.
Es waren noch keine vierzehn Tage herum, als der alte Ji gegen die Abmachung vor der Tür stand, also ging ich mit ihm. Laosan war verhaftet worden und hatte unser Geheimnis ausgeplaudert. Mir ist bis heute nicht klar, wodurch er die Polizeihunde auf sich gezogen hat. Der alte Ji und ich sind in der darauffolgenden Nacht von Guizhou bis an die Stadtgrenze von Chongqing geflohen, hatten unsere Verfolger aber immer noch nicht abgeschüttelt. Auf einem Gebirgspass haben wir beide dann wegen der Launenhaftigkeit des Schicksals die Köpfe in die Hände gelegt und geheult. Der alte Ji sagte deprimiert: ›Wir haben noch gar nichts gemacht und sind schon derart aus dem Spiel, wenn der Himmel dich und mich aufgibt, wollen wir wenigstens gemeinsam aus dem Leben gehen.‹
Wir zogen unsere Pistolen, drückten sie uns an die Stirn, ich zählte bis drei. Ein kalter Wind heulte, das Sternenlicht zitterte, von der Straße jagte eine Reihe von Motorradscheinwerfern herüber. Der alte Ji wartete eine halbe Ewigkeit und beschwerte sich: ›Wieso zählst du nicht bis drei?‹ Ich nahm die Pistole herunter und sagte: ›Ich bin Soldat, ich kann nicht so sterben, nicht so feige.‹
Das fand Anklang bei dem alten Ji, dann sind wir weiter in die Vororte von Chongqing geflohen, ich habe zwei Polizisten erschossen, zwei Motorräder gestohlen, wir sind wie die Wahnsinnigen einen Tag lang nach Norden geflohen, dann hatten wir keinen Sprit mehr und beschlossen, getrennt weiterzugehen. Eine Woche später wollten wir uns in einem Hotel in der Kreisstadt Jiuquan treffen. Wenn einem etwas Unvorhergesehenes zustoßen sollte, sollte der andere allein die letzten Maßnahmen treffen.«
»Und wie ging es weiter?«, sagte der alte Wang und schluckte.
»Wie es weiterging, das habt ihr alle gesehen«, Wang Xiaoyue ballte die Fäuste, »aber damit gebe ich mich nicht zufrieden!«
Die Meute war ganz ehrfürchtig geworden, selbst sein Widersacher, der Großvogel, sagte mit Bedauern: »Auch wenn ihr die Satelliten nicht habt in die Luft jagen können, eine Tankstelle ist doch auch schon was, auf alle Fälle ist dein Schicksal besiegelt.«
»Eine gewaltsame Revolution ist keine Willkür«, sagte Wang Xiaoyue streng.
Die Hundstage hatten erst vor ein paar Tagen begonnen, als Wang Xiaoyue und andere wegen Mordes, Raub, bewaffneter konterrevolutionärer Gewalt, Propaganda für eine konterrevolutionäre Vereinigung zweimal zum Tode, einmal zu
Weitere Kostenlose Bücher