Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für ein Lied und hundert Lieder

Für ein Lied und hundert Lieder

Titel: Für ein Lied und hundert Lieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
Vom Netzwerk:
Liu Taiheng zurückkamen, saßen noch immer sieben, acht Leute um den Tisch und tranken.
    »Unsere Musterarbeiter kommen!«, hieß es, »und keine schöne Frau da, die euch belohnt.«
    »Wenn Xiaomin nicht wäre, wäre die Wohnung hier ein Kloster«, beschwerte sich Li Yawei, »wie soll ich das nur aushalten?«
    »Das Bartgesicht und ich waren in Sichuan auf der Kunstakademie«, erklärte Liu Taiheng, »die Mädchen der neuen Strömung sind eine hässlicher als die andere, von denen können wir keine nehmen.«
    »Ich habe von den drei drallen Dingern, die der kleine Liang mitgebracht hat, Probeaufnahmen gemacht«, sagte Zeng Lei, »die gehn alle nicht.«
    »Morgen Abend machen wir uns auf den Partys um die Uni herum auf die Pirsch«, sagte ich, »da finden wir bestimmt etwas, was uns zusagt. Trotzdem sollten wir eine Regel aufstellen, während der Dreharbeiten keine Extratouren, das ist wichtig.«
    »Verdammt, ich habe schon ein halbes Jahr keine Frau mehr angefasst«, lachte Li Yawei verquer, »mir schrumpelt das Ding ja nach innen.«
    »Bartgesicht, leg dich ein wenig früher hin«, sagte Xiaomin besorgt, »du hast morgen viel vor.«
    »Das Bartgesicht ist ein Arbeitstier«, kam es sofort von allen, und Gläser wurden gereicht, »wenn er viel um die Ohren hat, ist das für ihn die beste Erholung.«
    Am nächsten Morgen in aller Frühe machte sich alles mit großem Tamtam an die Arbeit. Zeng Lei suchte die Drehorte aus; Li Yawei und ich hatten die Aufgabe, Schminksachen für die Maske, Videobänder und die grundlegenden Requisiten zu besorgen – wir kauften ein paar Meter rote, weiße, blaue und gelbe Seide; Liu Taiheng hielt zu Hause Wache und begrüßte die Leute und zeigte ihnen den Weg.
    Gegen Mittag verdunkelte sich der Himmel, ich bekam plötzlich ein Telegramm, Wu Bin und und seine Frau Liu Xia seien in Fuling angekommen. Also führte ich die Meute wohl oder übel aus dem Haupttor der Militärmedizinischen Universität auf die Straße hinaus. Ich wollte gerade die Hauptstraße überqueren, als ich einen robusten Kerl erblickte, der in jeder Hand jeweils ein großes Küchenmesser hatte. Er war hinter einem anderen her, offensichtlich genauso ein Waschlappen wie er selbst. An der Schulter des Ersten waren bereits zwei tiefe Kerben herausgehauen, das Blut sprudelte und strahlte von seinem ganzen Körper. Da der andere ihn nicht einholen konnte, warf er ihm ungestüm das rechte Messer hinterher, es fehlte nicht viel, und er hätte den Oberschenkel eines Passanten getroffen. Die anderen Passanten machten, dass sie wegkamen. Da der Kerl jetzt niemanden mehr hatte, an dem er seinen Heldenmut auslassen konnte, kniete er sich allen Ernstes auf die Straße und fing an zu fluchen: »Wenn ich meinen Bruder nicht umbringe, soll mich der Teufel holen!«
    Das Straßentheater, das die beiden Zwillingsbrüder da aufführten, war einigermaßen verblüffend, aber der Passant, der beinahe das Messer abgekriegt hätte, meinte anerkennend: »Das ist das Temperament der Leute aus Chongqing, das ist nicht wie in Chengdu, bei denen kommt immer nur heiße Luft.«
    Liu Taiheng konnte sein loses Mundwerk nicht halten: »Das nenne ich Temperament! Wenn ich morgen meinen Alten nicht umbringe, soll mich der Teufel holen.«
    Bevor ein Unglück passierte, zog ich den Halunken weg, und wir machten uns davon.
    Stromausfall. Im Wohnheim sah man die Hand nicht vor Augen. Wie ein Luftzug zog eine Stimme durch den Raum, so kalt, dass man unwillkürlich den Hals einzog. Wir stiegen in den ersten Stock hinauf, doch plötzlich, als seien wir eher in einen unterirdischen Tunnel gefallen, kam wie aus der Tiefe eines Steinkübels ein Meckern: »Nee, nee, alle wollen Bauernaufstand von den Bauern, nee, nee?!«
    Alle waren gleichermaßen verblüfft: »Wan Xia!« Ein ebenso dürrer wie großgewachsener Riesenziegenbock kam schwankend zum Vorschein und schüttelte wie der Genosse Kommandant seinen Kriegskameraden jedem einzeln die Hand. Als die Reihe an Yawei kam, der genauso ein Flegel war wie er selbst, fiel er ihm in die Arme. Dann ging es weiter im Text, wie immer prahlte er mit seinen Bettgeschichten: »Zur Zeit mag ich die Großen, Drallen …«
    In der Wohnung packte ich ohne ein Wort meine Sachen. »Wohin?«, fragte Wan Xia.
    »Wir drehen einen Film«, stotterte Yawei.
    »Wenn du nichts vorhast, komm mit, unterwegs erkläre ich dir alles.«
    Der alte Wan bestieg reichlich durcheinander das Taxi, es kostete mich einige Anstrengungen, den Fahrer

Weitere Kostenlose Bücher