Für ein Lied und hundert Lieder
großes Stück Fleisch ab, das Blut floss in Strömen und färbte mir den Hintern rot.
Der Fisch stirbt, oder er beißt das Netz durch – diese heroische Entschlossenheit half, die fürchterlichen Schmerzen zu unterdrücken, und was war das für ein Glücksgefühl, als die linke Hand aus der Handschelle rutschte! Der Selbstmordtrieb ist stärker als die Libido. Ich holte ein paarmal tief Luft und sprang wie ein Fisch ins Lustbecken.
Die Oberen traf das völlig unvorbereitet, der Quadratschädel bekam einen Eisenkopf gegen die Brust, und auch Nr. 2 und Nr. 3 der Oberen trugen Blessuren davon. Ich fasste meinen Mörder Li um die Hüfte, riss das Maul auf und biss ihm in die Nase. Sofort neigte er den Kopf, und ich zog ihm mit Wildschweinhauern tiefe Furchen in die Schädeldecke, ein Fetzen Haut ging dabei mit ab.
Li stieß ein unmenschliches Geheul aus, in der Zelle herrschte Chaos, es müssen über tausend Hände gewesen sein, die mich einkreisten. Füße, Hände, Hüften, Rücken, am Ende wurde jede einzelne Zelle von mir gepackt. Der Quadratschädel höchstpersönlich zog in die Schlacht und nahm mich in den Schwitzkasten. Ich biss um mich, und der Quadratschädel machte einen Satz in die Luft wie ein Affe. Der verbissene Kampf erreichte seinen Höhepunkt, als auf einmal gegen die Eisengitter geschlagen wurde und der Wachhabende fragte: »Was ist hier los?«
Der sensibel reagierende Quadratschädel schoss wie der Blitz an die Tür, stand stramm und meldete: »Beim Nichtstun, machen ein Spielchen!«
»Jetzt ist der Kerl auch noch naiv!«, schimpfte der Polizist lachend. Dann wurde sein Gesicht ernst, und er brüllte: »Spielchen kannst du mit deiner Mutter spielen, setzt euch mal anständig hin!«
Alle begaben sich auf ihre eigentlichen Plätze, ich wischte mir über den Mund und spuckte ein paar Fleischfetzen aus. Der Polizist war kaum weg, als das Diebesgesindel weitermachen wollte. Ich tat so, als müsse ich pinkeln, und ging zum Abtritt, hinter meinem Rücken rückte mir eine uneinnehmbare Wand nach.
Ich zog hastig den Klodeckel ab, drehte mich um 180 Grad, und wie diese Fortgeneräle, die Ende der Qing-Dynastie für ihr Land einen heroischen Opfertod starben, richtete ich die zum Himmel stinkende Öffnung meiner Latrinenkanone auf diese nachgemachten westlichen Teufel. [34] Ich setzte alles auf eine Karte und brüllte: »Und wenn das Ding draufgeht, auch gut!«
Die Scheiße als Waffe zeigte sofort Wirkung. Vor der Aussicht, »in Kot und Urin zu schwimmen«, zogen sich die feindlichen Truppen nacheinander zurück. Der Quadratschädel hisste die weiße Fahne für Verhandlungen und sah sich gezwungen, Frieden zu schließen: Aller Hass und aller Groll der Vergangenheit wurden gestrichen, von heute an sollte die Quelle nicht mehr den Fluss angreifen.
Aber ein ungleicher Kampf bringt dem Sieger keinen Ruhm, bei dem Diebesgesindel war das natürlich Hauptthema: »Der Dreckskerl, und das soll ein Politischer sein?«
Die Regenzeit wollte nicht enden, selbst die Knochen fingen einem an zu schimmeln. Ich saß unglücklich in meiner Ecke und quälte mich durch »Die Räuber vom Liang-Schan-Moor«. Die Berghänge draußen vor dem Fenster waren grün, und mit ihnen wurden auch die Zeilen mit ihren Schriftzeichen grün.
»Verzweiflung macht aus dem Menschen ein Schwein«, dachte ich, »oder es werden glückliche Tage – ›mit der großen Waage trennt man Gold und Silber, mit der großen Schüssel isst man Fleisch und trinkt man Wein‹. Leider bietet mir kein Liang-Schan-Moor Zuflucht.«
Der Klare rief über den Korridor herüber, ich nickte lächelnd, aber ich gab keinen Laut von mir. Die Oberen tuschelten herum, zu ganz ungewöhnlichen Zeiten, sie heckten einen teuflischen Plan aus, um mir einen Denkzettel zu verpassen. Ich weiß nicht, wer auf die ungute fixe Idee kam, dass »politische Gefangene samt und sonders Literaten sind und Literaten vor nichts eine solche Angst haben wie vor dem Alleinsein« – jedenfalls kam unmerklich ein kaiserliches Edikt über uns, dass niemandem mehr erlaubt war, mit mir zu sprechen. Ganze acht Tage habe ich, außer, um mich zu räuspern, keinen Ton mehr von mir gegeben. Der kleine Fujian wurde aus seinem Dienst als »fleischgewordene Bank« entlassen und übernahm wieder seinen Job als Latrinenausleerer; wenn ich ihn anschaute und er bemerkte es, senkte er sofort den Kopf. Und weitere zehn Tage später wurde er freigelassen. Er hatte einmal versprochen, er werde mir
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