Für eine Nacht
Bedrohung für Dads Wahlkampf.«
Madeline beugte sich vor. Ihre Augen blickten jetzt groß und ernst. »Was für eine Art von Bedrohung?«
»Die schlimmste überhaupt. Sie ist persönlicher Natur.« Sloane biss sich auf die Unterlippe. Es fiel ihr schwerer, die Worte auszusprechen, als sie gedacht hatte. »Angeblich behauptet ein Mann namens Samson, mein leiblicher Vater zu sein.«
»Oh, verdammt!«
Sloanes Augen weiteten sich überrascht. Madeline Carlisle
fluchte niemals. Sloane hingegen schon. Ihr Dad und Eden und Dawne auch, aber Madeline vertrat die Auffassung, wenigstens ein Mitglied der Familie müsse mit gutem Beispiel vorangehen. Dass sie sich zu einer Verwünschung hinreißen ließ, war kein gutes Zeichen.
»Dann stimmt es also?«, fragte Sloane tonlos.
Madeline griff nach einer von Sloanes zur Faust geballten Händen und hielt sie fest. »Ja, Liebes, es stimmt.«
Sloane hatte sich nicht eingestehen wollen, dass sie insgeheim noch immer gehofft hatte, Madeline würde diese ungeheuerliche Behauptung widerlegen. Stattdessen hatte sie ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Sie spürte, wie sich ein Kloß in ihrer Kehle bildete, und rang um Fassung. Sie wollte diese Sache durchstehen, ohne zusammenzubrechen.
Madeline sah sie an, und in ihren Augen las Sloane trotz allem noch immer dieselbe Liebe, die ihre Stiefmutter ihr entgegengebracht hatte, so lange sie denken konnte.
»Ich schulde dir wohl eine Erklärung.« Madelines Stimme zitterte, aber sie sprach weiter, ohne ins Stocken zu geraten. »Deine Mutter war meine beste Freundin. Ich hätte alles für sie getan. Ihr zuliebe habe ich deinen Vater geheiratet. Auf diese Weise konnte ich mich so um dich kümmern, wie es deine Mutter gewollt hätte.«
Sloane drückte die Hand ihrer Stiefmutter. »Du warst immer für mich da. Mehr hättest du für mich gar nicht tun können.« Außer mir die Wahrheit zu sagen, dachte sie, aber dieses Gespräch war für sie beide nicht leicht, und auch Madeline schien eine Ermutigung zu brauchen. »Du hast mir nie das Gefühl gegeben, dass ich dir weniger bedeute als Eden und Dawne, und dafür liebe ich dich.«
Madeline blinzelte, um die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten.
»Ich liebe dich auch. Und ich liebe deinen Vater, obwohl ich mich erst in ihn verliebt habe, als wir schon lange verheiratet waren.«
Sloane lächelte. Sie kannte die Geschichte von Michaels und Madelines Ehe. Ihre Eltern erzählten häufig, dass sie einander erst lieben gelernt hatten, während sie gemeinsam Sloane großzogen. Aber das reichte ihr als Erklärung nicht aus. »Wieso dachtet ihr, es wäre das Beste für mich, mir die Wahrheit zu verschweigen?«
Madeline legte einen Finger an die Lippen und dachte einen Moment nach. »Deine Mutter kam in Yorkshire Falls zur Welt und ist dort aufgewachsen. Die Stadt liegt ungefähr zwanzig Minuten von Newtonville entfernt, wo wir wohnen. Sie besuchte gemeinsam mit mir das College und verbrachte die Sommerferien zu Hause, und da verliebte sie sich in einen Mann namens Samson Humphrey.«
So also lautete sein Nachname. Er versetzte Sloane einen Stich ins Herz, und sie atmete tief durch, um den Schmerz zu lindern. Es half nichts.
»Was ist zwischen Mutter und ... Samson vorgefallen?« Sie zwang sich, seinen Namen laut auszusprechen, als könne sie dadurch die qualvolle Wahrheit leichter ertragen.
Madeline schüttelte den Kopf. »Das ist eine lange Geschichte. Jacquelines Vater, dein Großvater, war Politiker durch und durch. Er zählte sich und seine Familie zu den oberen Zehntausend, und deswegen war er der Meinung, Samson wäre nicht gut genug für seine Tochter. Außerdem befürchtete er, diese Verbindung könnte seiner Karriere schaden.«
»Großvater Jack war auch Senator, nicht wahr?« Sloane hatte den alten Mann nie gekannt; er war gestorben, als sie noch ein kleines Kind gewesen war.
Madeline nickte. »Dein Großvater stellte Nachforschungen an, stieß auf irgendein dunkles Geheimnis in Samsons Familie und erpresste Samson dann damit, um ihn dazu zu zwingen, sich von deiner Mutter fern zu halten.«
Sloane schüttelte ungläubig den Kopf, während sie versuchte, all diese Informationen zu verarbeiten, die ihr so viele Jahre lang vorenthalten worden waren.
»Wahrscheinlich erkannte Samson, dass ihm gar keine andere Wahl blieb«, sagte Madeline leise.
»Oder er war einfach nur schwach«, murmelte Sloane.
»Nein, denn sonst hätte deine Mutter ihn nicht lieben können, Schätzchen. Und
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