Für eine Nacht
vor der Brust und nickte zufrieden. »Aber wem auch immer sie nachschlagen, Ihre Söhne sind ausgesprochen gut aussehende Männer, Mrs. Chandler.«
»Danke. Klingt es sehr vermessen, wenn ich Ihnen in diesem Punkt zustimme?«, lachte Raina.
»Natürlich nicht.« Eric legte ihr einen Arm um die Schultern, und Raina kostete das Gefühl der Geborgenheit aus, das diese Geste ihr schenkte. »Raina wäre nicht Raina, wenn sie ihre Söhne nicht bei jeder Gelegenheit in den Himmel heben würde. Vor allem den letzten noch unverheirateten«, fügte er trocken hinzu.
»Er kennt dich gut, das musst du zugeben, Mom.« Chase hob eine Braue, um jedweden Widerspruch im Keim zu ersticken.
»Wollt ihr beide wohl aufhören, mich auf den Arm zu nehmen? Vergesst nicht, dass ich alt und gebrechlich bin.«
Als Chase und Eric in schallendes Gelächter ausbrachen, wünschte Raina, sie hätte wirklich nur einen Scherz gemacht. Aber in letzter Zeit wurde sie zunehmend kurzatmiger und ermüdete leicht. Sie hatte sogar ihr heimliches Training auf dem Laufband eingeschränkt. Vielleicht war das Gottes Art, ihr mitzuteilen, dass sie schon entschieden zu lange Theater
gespielt hatte. Aber da sie sich nach einer kurzen Ruhepause meist besser fühlte, pflegte sie ihre Beschwerden für gewöhnlich zu ignorieren. Sie würden schon wieder vergehen.
Die beiden Männer lachten immer noch, und Eric drückte sie an sich. Chase hatte Recht. Eric kannte sie entschieden zu gut. Er wusste über die Scharade Bescheid, die sie aufführte, und billigte sie nicht, aber er verstand ihre Beweggründe dafür. Und er akzeptierte sie so, wie sie war. Obgleich sie Eric aufrichtig liebte und wusste, dass er ihr eine Zukunft bot, würde sie die Vergangenheit nie ganz ruhen lassen können. Wie denn auch, da John ihr drei so prächtige Söhne geschenkt hatte?
Letzteres war Sloane allem Anschein nach gleichfalls nicht entgangen. Aber Raina war sich sicher, dass Chase bei ihr den Vogel abgeschossen hatte. Immer wieder schaute sie zu ihm herüber, und jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen, knisterte die Luft zwischen ihnen vor Spannung.
Wie herrlich, jung zu sein! Raina unterdrückte ein glückliches Lachen. »Sie scheinen zu wissen, dass der Weg zum Herzen einer Mutter direkt über ihre Söhne führt, Sloane.«
Chase funkelte sie böse an. »Lass sie in Ruhe, Mutter. Sie will dich nicht um den Finger wickeln, sondern einfach nur höflich sein.« Er legte eine Hand auf den Türknauf. »Eines musst du über sie wissen«, sagte er zu Sloane. »Sie hat mit aller Gewalt versucht, jeden ihrer drei Söhne zu verkuppeln, und jetzt, da nur noch ich übrig bin, wird sie geradezu schamlos.«
Sloane wehrte lachend ab. »Schon gut. Deine Mutter geht nur von falschen Voraussetzungen aus. Erstens glaubt sie, ich hätte Interesse an dir.« Sie hob einen Finger. »Zweitens denkt sie, ich würde ihren Segen dazu brauchen.« Ein zweiter Finger fuhr in die Luft. »In diesem Punkt hat sie allerdings
Recht. Jede Frau, die an einem Mann interessiert ist, sollte sich mit seiner Mutter gut stellen.«
»Eine kluge Frau«, lobte Raina, der die freimütige Art des Mädchens gefiel.
»Zufälligerweise sind Chase und ich aber nur Freunde, Mrs. Chandler.« Sloane legte Raina eine Hand auf den Arm. »Trotzdem würde ich mich über Ihre Zustimmung freuen.«
Sie legte den Kopf schief, während sie auf eine Antwort wartete, und wieder spürte Raina diese eigenartige Vertrautheit. »Die haben Sie – von ganzem Herzen.«
Sloanes Wangen färbten sich zartrosa, während Chase sie förmlich mit den Blicken verschlang. O ja, Raina mochte diese junge Frau. Und ihr Sohn war offensichtlich fasziniert von ihr. Raina glaubte nicht eine Minute lang, dass Sloane diese Gefühle nicht erwiderte. Sie war einfach nur schüchtern, was in diesem frühen Stadium der Beziehung ja verständlich war.
Wenn Raina all die Anzeichen richtig deutete, dann konnte aus Chase und Sloane vielleicht ein Paar werden. Und dann war das Ende von Rainas ›Herzproblemen‹ in Sicht. Dann konnte sie sich Erics Verlobungsring, der im Schließfach einer Bank lag, an den Finger stecken und auf ihrer eigenen Hochzeit tanzen. Natürlich erst, nachdem sie die Hochzeit ihres ältesten Sohnes gefeiert hatte.
Sie wusste zwar noch nicht, wie sie aus dem Lügengespinst, in dem sie sich verfangen hatte, wieder herausfinden sollte, aber sie würde schon einen Weg finden. Sie hatte ihre beiden jüngeren Söhne glücklich unter die Haube
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