Für eine Nacht
erwiderte Sloane ruhig, ohne sich zu ihm umzudrehen, dann setzte sie zum nächsten Stoß an. Diesmal verfehlte sie eine leicht zu treffende Kugel und bedeutete Earl, dass er wieder an der Reihe war.
Earl versenkte die restlichen drei Kugeln, die noch auf dem
grünen Tuch lagen, und beendete das Spiel. Sloane hob beide Hände. »Das war’s dann wohl. Sie haben gewonnen.«
Earl stieß ein Triumphgeheul aus, während ihm ein anderer Mann, der noch weniger Zähne im Mund hatte als er, begeistert auf den Rücken klopfte. Unterdessen griff Sloane in ihre Hosentasche, zog ein paar zerknüllte Geldscheine heraus und ließ sie auf den Tisch flattern. »Gutes Spiel, Earl. Danke, dass Sie mir ein paar Tricks gezeigt haben. Ich habe übrigens niemanden übers Ohr gehauen«, rief sie dem Mann hinter ihr dann über ihre Schulter hinweg zu.
»Die Lady will dir damit zu verstehen geben, dass du ein Idiot bist, Dice«, feixte ein anderer Biker und grinste seinen Freund hämisch an.
Chase krümmte sich innerlich. Diese Typen herauszufordern war ein äußerst unkluger Schachzug von Sloane.
Aber Earl strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Lobende Worte bekam er wohl nicht allzu oft zu hören. Eines musste Chase Sloane lassen – sie benahm sich, als würde sie sich in dieser Umgebung genauso wohl fühlen wie im Kreis der politischen Freunde ihres Vaters, des Senators. Ihr Schneid nötigte ihm einigen Respekt ab, aber im Gegensatz zu ihr wusste er, dass Dice sie nicht so ohne weiteres aus seinen Klauen lassen würde. Erstens schien er Gefallen an ihr gefunden zu haben, und zweitens hatte sie ihn vor seinen Freunden lächerlich gemacht.
Sloane stellte den Billardstock auf den Boden, stützte sich darauf und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Earl. »Sie sagten, Samson würde wahrscheinlich Freitagabend hier aufkreuzen?«
Earl nickte. »So gegen acht, wie immer.«
»Falls er Kohle in der Tasche hat«, warf eine andere Stimme ein.
Was ganz nach Samson klang, dachte Chase.
»Ich sorg schon dafür, dass du Freitag hier bist, um ihn zu treffen, Baby.« Dice löste sich endlich aus der Menge seiner Kumpane. Er war keine beeindruckende Erscheinung; er trug eine abgewetzte schwarze Lederjacke, hatte einen ungepflegten Bart und trug einen beachtlichen Bierbauch vor sich her. Aber er war um einiges größer als Sloane und sah aus, als könne er sie mühelos zerquetschen.
Chase stöhnte. Seine Zeit als unbeteiligter Zuschauer war vorbei. Er straffte sich und ging zum Billardtisch hinüber. »Die Lady hat für Freitagabend schon eine Verabredung.«
»So?« Sloane wirkte sichtlich überrascht, aber dennoch erleichtert, ihn zu sehen.
Dice riss ihr den Billardstock aus der Hand und schleuderte ihn quer durch den Raum. »Sieht so aus, als würde sie keinen Wert auf deine Gesellschaft legen, Süßer.« Er kam näher und baute sich drohend vor Chase auf. Seine Freunde bekundeten ihre Bereitschaft, ihm den Rücken zu stärken, indem sie sich um ihn scharten.
»Wie hast du mich gefunden?«, fragte Sloane Chase kleinlaut.
»Du solltest jetzt lieber keine Zeit mit Fragen verschwenden, sonst fängt dein Galan hier gleich an, sein Revier abzustecken.«
»So wie du das gerade tust?« Erst jetzt registrierte sie, dass er einen Arm um ihre Schultern gelegt hatte. Sie begann zu zittern.
Ausgezeichnet, dachte Chase. Sie hatte endlich kapiert, dass sie bis zum Hals in Schwierigkeiten steckte, und diese Erkenntnis, gepaart mit Angst, half ihm vielleicht dabei, sie in Zukunft davon abzuhalten, weitere Dummheiten zu begehen.
»Ich bin mit ihm zusammen.« Sloane deutete auf Chase, sprach aber mit Dice.
Dieser verschränkte die muskelbepackten Arme vor der Brust. »Wir spielen hier fair.« Er beachtete Sloane überhaupt nicht, sondern starrte nur Chase drohend an. »Wenn sie dir gehört, lass ich sie in Ruhe, aber da sie alleine hier war, will ich Beweise sehen.«
Chase hatte nicht damit gerechnet, dass der Kerl so hartnäckig sein würde. Er stank gotterbärmlich nach Bier, Rauch und noch anderem, worüber Chase lieber nicht nachdenken mochte.
»Gehört sie dir oder nicht?«, knurrte Dice.
Chase spürte, wie sich Sloanes Muskeln unter seinen Fingerspitzen verhärteten. »Sie ist durchaus imstande, für sich selbst zu sprechen.«
Scheiße.
Dice runzelte finster die Stirn. »Wenn ich sie mal fünf Minuten richtig durchziehen würde, käme sie gar nicht mehr auf die Idee, mir zu widersprechen.« Noch immer sprach er Sloane nicht direkt an,
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