Für eine Nacht
Carlisle für dich behältst.«
Ihr erhitztes Gesicht und die verschleierten Augen verrieten ihm, dass es ihr nicht leicht fiel, die aufkeimende Leidenschaft zu unterdrücken. Aber sie hatte ihm soeben eine grundsätzliche Frage gestellt, auf die sie eine Antwort verdiente.
Würde er mit irgendjemandem über das sprechen, was er gerade erfahren hatte? Veröffentlichen konnte er diese Sensationsmeldung ohnehin nicht, solange Sloanes und Samsons Leben in Gefahr war. Er wollte keinen von beiden zu einer lebenden Zielscheibe machen. Aber durfte er der Polizei die Wahrheit verschweigen?
»Chase, bitte«, flehte sie, als das Schweigen erdrückend wurde. »Wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass der Senator seine Tochter jahrelang belogen hat, dann könnten seine Wähler das Vertrauen in ihn verlieren, und dann wäre seine Karriere beendet.« Sie sah ihn eindringlich an, während sie auf seine Antwort wartete.
Chase hatte es die Sprache verschlagen. Obwohl der Senator sie getäuscht und belogen hatte, hielt Sloane noch immer zu ihm. »Ich bewundere deine Loyalität.«
»Er hat mich wie sein eigenes Kind aufgezogen und nie einen Unterschied zwischen mir und meinen ...« Sie zögerte. »Meinen Schwestern gemacht, und Eden und Dawne sind sein Fleisch und Blut.« Sie schluckte hart. »Er liebt mich, und er hat mich seine Liebe immer spüren lassen. Ich weiß nicht, aus welchem Grund er mir die Wahrheit über meine Abstammung vorenthalten hat, aber ich werde nicht zulassen, dass sein Lebenswerk zerstört wird. Also versprich mir, dass du nicht darüber sprichst und keinen Artikel darüber schreibst.«
Ich habe dir vertraut, Chase. Sie hatte die Worte nicht laut ausgesprochen, aber er hörte sie trotzdem. Und er war zwischen widersprüchlichen Gefühlen hin und her gerissen. »Rick kann Samson zur Fahndung ausschreiben. Es wäre zu seinem eigenen Besten, wenn er möglichst schnell gefunden würde.«
»Nein. Dann würde die Geschichte an die Öffentlichkeit gelangen. Gib uns ein bisschen Zeit, um ihn zu suchen.«
»Uns?« Es gefiel ihm, dieses Wort aus ihrem Mund zu hören.
»Du hast doch ausdrücklich gesagt, du würdest mich unter keinen Umständen allein nach Harrington fahren lassen. Also gehe ich davon aus, dass du dich von nun an als mein Partner betrachtest.«
»Aber Rick kann uns helfen«, beharrte Chase. »Diese Explosion könnte eine Warnung sein, die wir nicht in den Wind schlagen sollten.«
Sloane nickte. »Sollte sich herausstellen, dass es kein Unfall war, dann gehe ich mit dir zu Rick und erzähle ihm alles. Ist das ein Kompromiss?« Noch immer hielt sie seine Hand fest umklammert. »Und in der Zwischenzeit machen wir uns auf die Suche nach Samson. Was hältst du davon?« Sie bedachte ihn mit einem entwaffnenden Grinsen.
Sie manipulierte ihn, und sie beide wussten das. Trotzdem konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. Außerdem hatte er seine Entscheidung bereits getroffen. »Ich verspreche dir, kein einziges Wort von dieser Geschichte zu verraten. Aber falls Samsons Haus vorsätzlich in die Luft gejagt wurde, nehme ich dich beim Wort und schleppe dich zur Polizei.«
In der Zwischenzeit wollte er vor allem verhindern, dass die Männer ihres Vaters sie hier aufstöberten – wenn sie das nicht schon längst getan hatten. Genaueres würde er erst wissen, wenn das endgültige Untersuchungsergebnis der Feuerwehr vorlag.
Sloane ergriff dankbar seine Hand. Aber sie sollte sich lieber nicht zu früh freuen, dachte er. Er war und blieb in erster Linie Reporter. Und sowie sie Samson gefunden hatten und einen Weg, die drohende Gefahr auszuschalten, würde ihre Geschichte verdammt gute Schlagzeilen abgeben. Wenn er die Nachrichten über das Lügengespinst des Senators nicht veröffentlichte und andere Reporter davon Wind bekamen, würden sie weit skrupelloser vorgehen, als er es tat, und einen ungeheuren Skandal auslösen. Wenn er dagegen die Sache in die Hand nahm, konnte sich Sloane wenigstens auf eine sachliche und unvoreingenommene Berichterstattung verlassen.
Aber ihm blieb noch etwas Zeit, bevor er sich darüber Gedanken machen musste. Zeit, die er nutzen wollte, um seine Beziehung zu Sloane zu vertiefen.
Chase stellte seinen Truck vor Rainas Haus ab. Das alte Gebäude im Kolonialstil wirkte dank des frischen Anstrichs und der Reparaturen, die er und sein Bruder regelmäßig durchführten, stets sauber und gepflegt.
Er drehte sich um und legte eine Hand auf die Lehne des
Beifahrersitzes.
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