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Für eine Nacht

Für eine Nacht

Titel: Für eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Phillips
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sehr gut ohne mich zurecht«, brummte Chase.
    »Es würde ihr sicher helfen, wenn du ihr zur Seite stehen würdest«, beharrte Raina.
    Ihr strenger Blick erinnerte Chase an seine Jugendzeit. Genauso hatte sie ihn immer angesehen, wenn er etwas angestellt hatte. Aber das hatte schlagartig aufgehört, als er in die Rolle des Chandler’schen Familienoberhaupts hatte schlüpfen müssen. »Mom, ich bringe dich erst einmal nach Hause, sobald die Ärzte mit dir fertig sind.«
    »Das übernimmt Eric. Sogar Rick fährt gleich zu seiner Frau nach Hause, nicht wahr, mein Junge?«
    Rick nickte. »Worauf du dich verlassen kannst. Aber ich möchte keinesfalls verpassen, wie du Chase ordentlich die Leviten liest.« Mit einem breiten Grinsen lehnte er sich gegen die Wand. Er genoss es sichtlich, Chase in der Zwickmühle zu sehen.

    »Sieh zu, dass du Land gewinnst, junger Mann. Ich will mit deinem Bruder unter vier Augen sprechen.«
    »Ach, Mom, immer verdirbst du einem den ganzen Spaß«, murrte Rick.
    »Jetzt siehst du wieder aus wie der trotzige kleine Junge, dem ich ständig eine Standpauke halten musste«, stellte Chase belustigt fest, der unwillkürlich an die vielen ernsten Gespräche denken musste, die er mit seiner Mutter über seine beiden jüngeren Brüder geführt hatte. Nur stand dieses Mal sein eigenes Liebesleben zur Debatte.
    »Chase hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Er war so sehr damit beschäftigt, dir und Roman den Vater zu ersetzen, dass sein eigenes Leben dabei ganz auf der Strecke geblieben ist«, erklärte Raina. »Ein unnatürlicher und ungesunder Zustand für einen jungen Mann.«
    Chase blinzelte überrascht. Dass sich Raina durchaus darüber im Klaren war, welch schwere Last er all die Jahre getragen hatte, schockierte ihn geradezu. »Vorbei ist vorbei. Lass uns das Thema begraben.« Er wollte nicht, dass sie sich zu eingehend mit seinem Seelenleben befasste.
    »Nein. Ich habe zu lange tatenlos zugesehen, wie du deine eigenen Bedürfnisse hintanstellst.« In einem so resoluten Ton hatte Raina schon seit Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen.
    »Ich mach mich lieber vom Acker, ehe sie anfängt, sich auch noch auf meine Bedürfnisse zu stürzen«, murmelte Rick und hastete auf die Tür zu.
    »Feigling!«, rief Chase ihm nach.
    »Lieber ein Feigling als Gegenstand von Moms Analysen. Wir sehen uns heute Abend, Mom. Kendall und ich bringen was zu essen vorbei, also wag es ja nicht, dich an den Herd zu stellen«, warnte er seine Mutter, dann winkte er Chase noch einmal zu und verließ das Zimmer.

    Chase betrachtete seine Mutter. Ihr Anblick versetzte ihn in die Vergangenheit zurück. Genau so blass und zerbrechlich hatte sie in jenen furchtbaren Tagen nach dem Tod seines Vaters ausgesehen. Damals hatte er gespürt, wie sehr sie auf seine Hilfe angewiesen war, und hatte nicht lange gezögert. Heute erging es ihm nicht anders.
    Seine Wünsche und Träume traten angesichts einer Familienkrise in den Hintergrund. Und obwohl sie heute schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war Rainas Gesundheit Gegenstand einer solchen Krise. Bei ihrem letzten ›Anfall‹ hatten ihre Söhne – die damals nicht ahnen konnten, dass sie nur Theater spielte – vor lauter kopfloser Besorgnis jene Münze geworfen, die Romans Leben verändert hatte.
    Obwohl Chase sich des Ernstes der Situation bewusst war, würde er dieses Mal nicht zulassen, dass Raina ihn nach Belieben manipulierte. »Mom, wir sollten dieses Gespräch jetzt beenden.«
    »Erst nachdem ich das losgeworden bin, was mir schon so lange auf der Seele liegt.«
    Wohl wissend, dass es kein Entrinnen gab, ließ sich Chase gottergeben auf Ricks verlassenen Stuhl sinken. »Ich höre.«
    Raina drehte sich zum Fenster, was ihm die Gelegenheit gab, seine Mutter unauffällig zu studieren. Das Alter hatte seinen Tribut gefordert, trotzdem war es ihr gelungen, sich etwas von der Schönheit ihrer Jugend zu bewahren. Auch die Lebensklugheit und Herzensgüte, die sie manchmal dazu gebracht hatte, zum Wohle ihrer Familie die unmöglichsten Dinge zu tun, waren ihr noch zu Eigen. Chase konnte sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen.
    »Ich habe viele Fehler gemacht«, gestand Raina schließlich. »Und euch Jungs die Herzkranke vorzuspielen war nicht
gerade eine Glanzleistung. Aber auch nicht mein größter Fehler.«
    Chase konnte nicht anders, er musste lachen. »Tut mir Leid, aber eine größere Dummheit kann ich mir wirklich nicht denken.«
    »Ich schon. Mein größter

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