Für eine Nacht
zu Chase um; entschlossen, ihm nun ebenso kühl zu begegnen wie er ihr.
»Ich kann das Futter und die Behandlung für Dog selbst bezahlen, vielen Dank«, sagte sie in einem kalten, distanzierten Ton, den sie ihm gegenüber noch nie angeschlagen hatte. Bildete sie es sich nur ein, oder zuckte er tatsächlich zusammen?
»Egal wer die Kosten übernimmt, Chase soll dich auf jeden Fall begleiten. Hier ist er überflüssig.« Raina machte eine ausladende Geste. Die eisige Atmosphäre, die plötzlich im Raum herrschte, schien sie nicht zu bemerken.
»Das sehe ich ganz anders. Erst will ich von den Ärzten Auskunft darüber haben, was dir nun eigentlich fehlt und was wir in Zukunft beachten müssen.« Er verschränkte die Arme vor der Brust; eine Geste, die wohl mehr dazu gedacht war, Sloane aus seinem Leben auszuschließen, als Raina zu verstehen zu geben, dass er auf seinem Willen beharren würde.
»Das ist doch lächerlich!«, empörte sich Raina.
Chase hob eine Braue. »Ach wirklich? Du hast mich schon
einmal zum Narren gehalten, Mom. Dieses Mal lasse ich mir von deinem Arzt persönlich bestätigen, dass du nicht wieder nur Theater spielst.«
Raina runzelte missbilligend die Stirn, dann wandte sie sich an Sloane. »Ruf Dr. Sterling lieber an, ehe du zu ihm fährst. Vielleicht ist er gar nicht in seiner Praxis. Viele Leute hier in der Stadt nutzen seine Gutmütigkeit aus und erwarten, dass er Hausbesuche macht, statt ihre Tiere zu ihm zu bringen.« Sie zupfte an den Kabeln herum, mit denen sie an einen Monitor angeschlossen war. »Ich will hier raus«, beschwerte sie sich erneut.
»Es dauert ja nicht mehr lange.« Chase nickte zum Telefon hinüber. »Mom hat Recht, Sloane. Ruf den Tierarzt erst mal an.«
Sloane missfiel es, dass er ihr in diesem kalten, nüchternen Ton vorschrieb, was sie zu tun und zu lassen hatte, aber da sie einsah, dass sein Rat vernünftig klang, ging sie zum Telefon, nahm den Hörer ab und tippte die Nummer ein, die Raina ihr nannte. Sie lauschte einen Moment und hängte dann resigniert ein. »Stimmt, da läuft nur der Anrufbeantworter.«
»Siehst du?« Raina freute sich sichtlich darüber, Recht behalten zu haben. »Dann kannst du ja noch ein Weilchen hier bleiben.« Sie klopfte einladend auf die Kante ihrer Matratze.
Sloane lächelte die ältere Frau an. »So gern ich das täte, aber ich habe noch etwas zu erledigen.« Außerdem brauchte Chase sie nicht und wollte sie ganz offensichtlich nicht hier haben.
»Was denn?«, erkundigte sich Raina.
»Das geht dich nun wirklich nichts an«, erwiderte Chase scharf.
Sloane rang erschrocken nach Luft und tat so, als hätte sie
husten müssen. Sie ging dann zu Raina hinüber, drängte sich zwischen sie und Chase und tätschelte ihre Hand. »Das ist kein großes Geheimnis. Ich möchte mir das Haus ansehen, in dem meine Mutter gewohnt hat«, erklärte sie, dabei strahlte sie Chases Mutter an. »Die Adresse habe ich ja.«
»Ich finde, da solltest du nicht alleine hingehen.«
»Warum denn nicht?«, fragten Chase und Sloane gleichzeitig.
Sloane wusste nur, dass sie aus dem Krankenhaus und vor ihren widersprüchlichen Gefühlen fliehen musste. Chase hatte ihr nun wirklich deutlich genug zu verstehen gegeben, dass sie hier unerwünscht war.
Sie erinnerte ihn ständig daran, dass er seine Mutter ihretwegen im Stich gelassen hatte, und das machte ihm zu schaffen. Für ihn kam seine Familie stets vor seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Sloane straffte sich. Nun, das war sein Problem. Für Männer, die sich nicht die kleinste menschliche Schwäche gestatteten, war in ihrem Leben kein Platz. Außerdem hatte sie schon genug damit zu tun, ihren Vater ausfindig zu machen, da brauchte sie sich zusätzlich zu ihren eigenen nicht auch noch mit Chases Problemen zu belasten. So gern sie das auch getan hätte.
Raina schnalzte mit der Zunge, ein Tadel, der ihnen beiden galt. »Weil der Anblick des Elternhauses ihrer Mutter Sloane bestimmt sehr nahe geht und sie ein bisschen Beistand gebrauchen kann, wenn sie sich mit der Vergangenheit auseinander setzt.«
»Es ist die Vergangenheit meiner Mutter, also nur indirekt auch meine.« Sloane zuckte die Achseln. Sie war entschlossen, sich ihre wahren Gefühle nicht anmerken zu lassen. Zumindest nicht, bis sie diesen Raum verlassen hatte. »Ich schaff das schon alleine.«
Raina schnaubte verärgert. »Aber ich kann Chase hier nicht gebrauchen!«
Chase warf ihr einen Blick zu, dann beugte er sich über den
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