Für einen Kuss von Frisco
schüttelte sie den Kopf.
„Rate mal. Was könnte es denn sein?“
„Etwas, was ich tun soll, aber nicht tun will?“, fragte sie.
Er konnte sich nur mühsam das Lachen verkneifen. „Mehr als das“, erwiderte er. „Eine Regel musst du immer befolgen, ob du nun willst oder nicht. Und sie bleibt immer gleich, egal ob ich schlafe oder wach bin.“
Sie konnte es nicht begreifen. Ihr kleines Gesichtchen blickte verwirrt und ungläubig drein.
Frisco fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er war so bleiern müde. Wie sollte er ihr nur erklären, dass sie seine Regeln jederzeit befolgen musste? Wie sollte er zu ihr durchdringen?
„Hallo ihr beiden!“
Frisco blickte auf. Mia Summerton näherte sich ihnen. Sie trug ein geblümtes Sommerkleid, ärmellos und mit langem wehenden Rock, der ihr fast bis an die Knöchel reichte. Ihre nackten Füße steckten in Sandalen. Sie sah kühl und frisch aus, wie die lang ersehnte Abendbrise am Ende eines glühend heißen Tages.
Wo war sie gewesen, dass sie sich so hübsch gemacht hatte? War sie mit ihrem Freund essen gegangen? Oder kam sie gar nicht nach Hause, sondern wollte gerade weg? Vielleicht wartete sie darauf, dass ihr Freund sie zum Essen abholte. Was für ein Glück der Junge doch hatte, dachte Frisco finster und gönnte sich den kleinen Luxus, den Unbekannten dafür zu hassen.
„In der Auffahrt steht ein Möbelwagen und lädt Sachen aus“, verkündete sie, ohne seine düstere Miene zu beachten. Ihre Worte schienen ausschließlich an Tasha gerichtet. „Ist die hübsche gelbe Kommode etwa für dich?“
Natasha sprang auf. „Ja, für mich“, rief sie begeistert und rannte los. „Sie gehört mir.“ Was Frisco gerade noch gesagt hatte, war schon wieder vergessen.
„Warte auf mich“, rief Frisco ihr nach und griff nach seinem Krückstock. Sein Gesicht verzerrte sich kaum merklich, als er das Knie belastete. Er wollte Mia nicht zeigen, wie groß seine Schmerzen waren. „Und bleib auf dem Gehsteig.“
Aber anscheinend konnte Mia direkt in ihn hineinsehen. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie besorgt und begleitete ihn zum Möbelwagen.
„Mir geht’s gut“, gab er schroff zurück.
„Hat sie dich den ganzen Tag auf Trab gehalten?“
„Mir geht’s gut“, wiederholte er.
„Es ist dein gutes Recht, erschöpft zu sein. Ich habe letzte Woche auf den vierjährigen Sohn einer Freundin aufgepasst. Man musste mich anschließend fast nach Hause tragen.“
Frisco warf ihr einen Blick von der Seite zu, den sie mit einem unschuldigen Lächeln erwiderte. Sie tat so, als seien die Spuren von Schmerz und Müdigkeit in seinem Gesicht nicht etwa auf seine Verletzung zurückzuführen, sondern nur darauf, dass er den Umgang mit einem energiegeladenen kleinen Kind nicht gewohnt war.
„Ja, sicher.“
Mia ließ sich ihre Enttäuschung über seine Einsilbigkeit nicht anmerken. Sie wollte dem Mann ein Freund sein. Sie hatte angenommen, dass sie auf der noch ein wenig wackligen Grundlage, die sie kürzlich erreicht hatten, eine echte Freundschaft aufbauen konnten. Aber das Verständnis füreinander, das heute morgen zwischen ihnen aufgekeimt war, hatte sich in Luft aufgelöst. Der alte, zornige, verschlossene Frisco war zurück, abweisender denn je.
Es sei denn …
Möglicherweise schmerzte ihn das Knie viel mehr, als sie dachte.
„Alan Francisco?“ Ein Möbelpacker kam auf sie zu. „Unterschreiben Sie hier.“
Frisco setzte seinen Namen an die bezeichnete Stelle. „Die Möbel kommen hinauf in Wohnung 2c, gleich oben an der Treppe …“
„Tut mir leid, Mister, aber ich lade nur ab. Mehr darf ich nicht tun, und für mehr werde ich auch nicht bezahlt. Um den Rest müssen Sie sich schon selbst kümmern.“
„Soll das ein Witz sein?“ Friscos Stimme klang ungläubig. Die Möbel standen auf dem Asphalt, gleich neben dem Laster.
Der Mann knallte die hintere Ladeklappe zu. „Lesen Sie das Kleingedruckte auf Ihrem Kaufvertrag. Auslieferung frei Haus steht da – und genau das haben Sie auch bekommen.“
Der Fahrer kletterte in seine Fahrerkabine und knallte die Tür zu. Wie sollte Frisco die Möbel die Treppen hinaufschaffen? In seinen Augen spiegelten sich Wut und Hilflosigkeit.
„Ich habe diesen ganzen Krempel in Ihrem Laden gekauft, weil Sie Lieferung frei Haus anbieten“, stieß er schroff hervor. „Wenn Sie es nicht bis in die Wohnung schaffen, können Sie ihn gleich wieder mitnehmen.“
„Erstens ist es nicht mein Laden“, erwiderte der Mann
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