Fuer Elise
er gegenüber menschlichen Wesen stets aufrechterhielt.
Sie ging neben ihm in die Hocke. Warum erinnerte er sich nicht an ihren Namen?
"Cassy O'Keefy." sagte sie und in ihrem Gesicht lag eine Glückseligkeit, die ihm den Atem raubte. Es gab seinesgleichen nicht in Frauengestalt. Aber wenn, wäre sie vielleicht eine davon. Der Gedanke ärgerte ihn sofort und er zog die Brauen zusammen. Flüchtig reichte er ihr die Hand und löste sich verwirrt von ihrem Lachen.
Er dachte nicht darüber nach, warum er Cassy O'Keefy, die Babyeinkäufe nach Hause trug, während sie unaufhörlich auf ihn einredete. Er hielt sich ja nur vorsichtshalber in Galway auf. Nahe genug, um eingreifen zu können, wenn Michael ihn brauchen sollte. Elise Brennan hatte die Vampirhöhle betreten. Doch auf halbem Weg nach Choisric hatte Michael bereits gespürt, dass sie wieder außer Gefahr war. Um ehrlich zu sein, interessierte es ihn wenig, was mit Elise geschah. Sie war nur ein einzelner Mensch auf dem falschen Weg.
Cassy O'Keefy nestelte mit zwitscherndem Lachen den Schlüssel aus der Manteltasche und grinste ihn von der Seite aus an. Das Lachen traf ihn erneut unvorbereitet und löschte alle Gedanken an Michaels Verfehlung. Cassy zeigte eine Dankbarkeit, als hätte er ihr nicht die Einkäufe, sondern das Leben gerettet!
Er sah sich nach einem Straßenschild um und merkte sich den Namen. Cassy erklomm in ihren mörderischen Schuhen die ersten Stufen zum Hauseingang eines Altbaus der in grellem Gelb gestrichen war.
Mit einem Schlüsselbund, an dem circa Tausend Schlüssel hingen, klapperte sie am Türschloss, wobei sie einen rosa Fuchsschwanz wiederholt mit dem kleinen Finger wegstieß. Er stellte die Einkaufstüten ab. Irgendwo im Haus schrie ein Kind. Sie drehte sich mit entschuldigender Miene um.
"Ihr Baby?" Er nickte nach oben.
"Um Gottes Willen!" rief sie und lachte.
Die Tür war noch nicht offen.
"Eine Kollegin aus der Tankstelle und ihr drei Wochen altes Baby wohnen bei mir. Es ist eng in meinem 2-Zimmer-Appartement. Aber wissen Sie - was soll man machen? Die Arme hatte einen miesen Typen. Und wenn ich sage mies, meine ich mies!" Sie rümpfte die Nase. "Ich konnte sie mit dem Baby ja schlecht auf der Straße sitzen lassen. Und sonst hat sie nur entfernte Bekannte. Tja, wer möchte schon gern ein spukendes Bündel in der Wohnung haben?"
Ja, wer möchte das, dachte Gabriel und musterte seine neue 'Angestellte'. Die verdrängten Gedanken drohten sich in Faszination zu verwandeln, bevor er etwas dagegen unternehmen konnte.
Wurde er vielleicht geprüft?
"Wenn ich ehrlich bin," fuhr Cassy fort und sah zu Boden "hoffte ich, dass eine Freundschaft daraus wird. Ich bin etwas einsam, müssen Sie wissen." Sie zuckte die Achseln, "Nun, e s sieht nicht danach aus, wenn Sie mich fragen.
Ich rede ihr wohl zu viel." Sie kicherte und wirbelte mit der Hand in der Luft herum, wobei die Schlüssel aneinanderschlugen.
Freude, Dankbarkeit, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit? Innerlich schüttelte er sich. Menschen waren nicht ehrlich. Er hatte genug Jahrhunderte hinter sich , um das zu wissen. Was Menschen sprachen, bestand zu 80 Prozent aus Ausreden, Andeutungen und Beschönigungen. Aber dann sah er Cassy an und ihm war klar, dass sie anders war. Auf dem Grund ihrer Seele lag nur Güte. Das konnte unmöglich ein Zufall sein. Der Zusammenstoß ihrer Existenzen besaß einen Sinn! Plötzlich merkte er, dass er nicht einfach gehen konnte und presste die Lippen aufeinander.
"Darf ich I hnen die Tüten vielleicht nach oben tragen?" fragte er und Cassy legte sich die Hand auf die Brust. Sie kam ein paar Stufen herunter, nahm sein Handgelenk, an dessen Hand schon wieder die Tüte mit den Einkäufen baumelte und drückte sie.
"Wissen Sie, es gibt kaum Menschen, die zuhören und noch weniger, die helfen . Sie sehen umwerfend aus und Sie sind ein wundervoller Gentlemen."
S ie hob einen gelackten Fingernagel und zog die Brauen hoch. "Ihre Frau ist gesegnet."
Gabriel lächelte. Sie wollte herausfinden, ob er liiert war. Die Gefühle, die er spürte waren ihm fremd.
"Ich bin nicht verheiratet." sagte er und Cassy legte die Stirn in Falten, bevor sie sich umdrehte und die Treppe hochstieg.
"Es gibt da eine Frau, die ich I hnen gerne vorstellen würde. Sie ist meine beste Freundin und ein wundervoller Mensch. Sie hätte jemanden wie Sie verdient. Sie leidet fürchterlich. Natürlich würde sie das nie zugeben, aber man sieht es in ihren Augen, wenn man sie
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