Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
Vom Netzwerk:
konnte. Doch mittlerweile fror sie so sehr, dass ihre Lippen vor Kälte zitterten und sie nur noch den Wunsch verspürte, das Gespräch auf irgendeine erdenkliche Art zu Ende zu bringen.
    " Willst du deinen Vater rächen?" fragte er und stand wieder vor ihr. Mit seinem Zeigefinger strich er über ihre Wange und legte den Kopf schief. Es sah nicht so aus, als erwarte er eine Antwort und Elise hatte auch keine. Sie fragte sich, ob er entschieden hatte sie bei Kerzenschein zu töten, um ihren Gesichtsausdruck dabei sehen zu können. Sein Kopf näherte sich und das Ziel war ihr Hals.
    Elise Muskeln erschlafften und sie schloss die Augen. Als seine eisigen Lippen die Haut seitlich an ihrem Hals berührten, begannen sich die Wände um sie zu drehen. Sekunden lang kitzelte sein Atem auf ihrer Haut.
    "Wie viel weißt du über den Fluch?" fragte er plötzlich, ohne sich von ihrem Hals zu lösen - eine Geste, als hielte er ihr ein Messer an den Hals. 
    Sie blinzelte ins Leere.
    "Fluch?"
    "Eine Verdammung von solchem Alter und solcher Macht, dass sie so unumkehrbar ist, wie der Tod. Ein ironischer Gedanke, nicht wahr? Die Möglichkeit, dass etwas den Zustand meines Körpers verändern könnte, fasziniert mich trotz allem."
    Er bewegte den Kopf, als suche er die perfekte Stelle an ihrem Hals.
    Elise griff mit der gesunden Hand nach seiner Schulter und versuchte ihn von sich zu schieben, doch er bewegte sich keinen Millimeter. Sie musste zu ihrem Verhandlungspunkt zurückzufinden. Alles andere war unwichtig. Sie musste sich zusammenreißen, doch die Berührung seiner Lippen machte sie wahnsinnig.
    "Die Informationen für das Heilmittel liegen im Labor. Ich muss die Puzzleteile nur zusammensetzen. Danach komme ich wieder."
    Magnus lachte auf. Dann stützte er sich mit einem Arm an der Mauer ab und veränderte seine Haltung. Wenn er auch grade noch entschieden hatte, sie gehen zu lassen, so konnte er es sich im nächsten Moment schon anders überlegt haben und zubeißen.
    "Woher weiß ich, dass du mich nicht hinters Licht führst?" fragte er.
    "Ich lasse die Tür zum Labor unverschlossen." schlug Elise etwas zu begeistert vor. "Den Schlüssel lege ich auf die erste Treppenstufe der Höhle. Wenn ich nicht in wenigen Tagen zurückkehre, kannst du mich holen."
    Er lachte in sich hinein, als gäbe es überhaupt keine andere Möglichkeit. 
    "Jahrhunderte sind vergangen, in denen ich glaubte die Menschen zu kennen und jetzt liegst du in meinen Armen, bereit zu sterben, aber ohne lebensmüden Ausdruck in den Augen. Ich glaube, sie haben die Farbe von Seetang, nicht wahr?"
    "Du gehst kein Risiko ein, wenn du mich gehen lässt."
    "Ich bin interessiert an deiner Heilung. Aber bedenke, dass ich dich jede Nacht im Schlaf überraschen kann. Lass mich nicht zu lange warten."
    Etwas in seiner Mimik sagte etwas Anderes, doch Elise konnte dem Gedanken nicht nachgehen, denn Magnus Finger glitten durch ihr Haar und raubten ihr die letzte Selbstbeherrschung. Sie spürte, wie sie den Kopf schon wieder leicht nach hinten legte und ihre Lider schwer wurden.
    "Wie ein Sonnenaufgang." murmelte er. "Den Farbton hatte ich schon vergessen. Wenn die Hölle so gefärbt ist, wüsste ich gerne, wie man dorthin gelangt."
    Mit einer Geste, als wolle er seine Entscheidung ein letztes Mal prüfen, legte er seine Hand um ihren Hals. Sie konnte ihren eigenen Puls an seinen Fingerspitzen fühlen und ließ es zu. Ihre Augen schlossen sich. Ihr Herz schlug flatterhaft unter seiner Berührung, nicht unangenehm und ihre Sinne drifteten weg, als sei nichts mehr real.
    Dann merzte ein Windhauc h alles aus, was geschehen war. Elise war allein.
    Die Kerze flackerte noch am Boden, als einziger Beweis für seine Existenz.
    Selbst der Mantel war verschwunden.
    Im Schleier der Erleichterung, sank Elise an der Wand zusammen und stützte den Kopf in die Hand. Sie befand sich im gleichen Zustand, wie am Morgen nach dem Traum. Magnus war fort und den Rausch der Gefühle hatte er mitgenommen. Beinah war es, als vermisse sie die Intensität seiner Anwesenheit. Aber er würde wiederkommen und nun, nach dieser Begegnung, stellten sich ganz neue Fragen:
    Würde sie ihn im Notfall töten können, mit einer Spritze Botulinum? Konnte es ein Heilmittel geben, das aus einem so perfekten Wesen wie diesem Vampir, ein so lächerliches Wesen machte, wie einen Menschen?
    Elise zweifelte an beidem .
    Aber wenn ihr beides nicht gelang, bedeutete das im Umkehrschluss vor allem eins: Sie würde

Weitere Kostenlose Bücher