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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
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Frau neben Elise aufs Bett warf. Blut breitete sich auf dem Laken aus und kroch in Fäden zu ihr herüber. Mühselig schaffte sie es, sich aufzurichten. Sie blickte ins Gesicht der Toten. Zuerst fühlte sie nichts.
    Dann trafen sie zwei Schockzustände gleichzeitig.
    Neben ihr lag weiß und tot Cassys Körper. Ein Schuldgefühl, bemächtigte sich ihrer Seele. So heftig, dass ihr klar war, sie würde es ihr Leben lang nicht mehr loswerden.
    Im nächsten Moment erkannte sie, dass sie mit Magnus und Cassy nicht allein war. Um ihr Bett befanden sich an die zwanzig Vampire. Ihre Gesichter glänzten wie weißer Marmor, bläuliche Schatten hoben ihre Augen hervor, aber alle hielten sie die Köpfe gesenkt, während sie um Elises Bett auf dem linken Bein knieten, den rechten Fuß ritterlich aufgestellt. Nichts regte sich.
    "Heile mich." sagte Magnus, der sich über Cassy zu ihr herüber beugte. "Komm zu mir."
     
    Elise schreckte in ihrem Bett hoch. Ihre Hand tastete auf der Matratze herum - aber das Bett war leer. Sie war allein.
    Es musste mitten in der Nacht sein. Vor ihrem Fenster war es stockdunkel und sie fühlte sich, als wäre sie aus einer Tiefschlafphase gerissen worden.
    Zurück blieb ein Adrenalinstoß, der nur langsam versiegte.
    Natürlich brachte sie Cassy in Gefahr, weil sie darüber nachdachte, eine Freundschaft mit ihr zu beginnen. Aber etwas stimmte nicht an all dem. Sie fühlte es diesmal intensiver als am Sonntagmorgen. Der Traum war zu real und er schien nicht ihrem eigenen Bewusstsein zu entspringen. Außerdem hatte Ma gnus direkt neben ihr gestanden, warum bat er sie zu ihm zu kommen ?
    In der grauenvollen Erkenntnis, dass Traum und Wirklichkeit sich vielleicht vermischt hatten, blickte sie atemlos durchs Zimmer. Magnus' letzte Worte hallten leise in ihren Ohren nach, als flüsterte er sie ihr im Moment zu.
    Komm zu mir…
    Sie drückte die Handfläche an die Schläfe, in plötzlicher Panik noch immer nicht wach zu sein.
    Komm zu mir...
    Es half nicht. Sie warf die Beine aus dem Bett, um die Situation zu verändern.
    Komm zu mir…
    Pure Einbildung! Magnus war nicht im Raum. Ihr Herz raste. Das Blut pulsierte in ihren Ohren. Aber schon beim nächsten Atemzug war da nichts mehr. Das Flüstern war verschwunden. Ihr Herzschlag beruhigte sich und die Erleichterung ließ ihre Nerven zittern.
    Dann war es hell im Raum.
    Elise sprang vom Bett. Sie umklammerte ihren linken Arm und stolperte rückwärts, ihre Nachttischlampe fest fixierend.
    Einen Sekundenbruchteil später erlosch sie wieder und mit der Dunkelheit kam die Angst. Elise wusste nicht, was schlimmer war: dass die Lampe von allein ansprang oder dass sie mit dieser Erkenntnis jetzt im Dunkeln stand. Sie hätte zu ihm gehen sollen, viel früher! Jetzt rächte er sich.
    Mit kleinen Schritten stolperte sie zurück und fuhr zusammen, als sie ans Fenstersims stieß. Regentropfen schlugen ans Fenster.
    Komm zu mir, Elise…
    Da war keine Stimme im Raum. Es fühlte sich an, als denke sie die Worte selbst.
    In einem irrationalen Augenblick entschied sie das Gegenteil von dem zu tun, was jeder vernünftige Mensch in dieser Situation getan hätte. Sie wollte nicht fliehen. Im Endeffekt hatte sie gar keine Wahl.
    Schnell schob sie ihr Handy in die Hosentasche und rannte hinaus auf die Galerie.
     
     
     
     
     
     
     
     
    Elise ließ das Licht im Labor erst vollständig anspringen, bevor sie eintrat.
    Die Höhlentür war verschlossen . Sie atmete aus.
    Von Magnus keine Spur. Sie schüttelte den Kopf, ärgerlich über ihr kindisches Verhalten. Das Gefühl und der Lockruf waren im gleichen Moment, als die Neonröhren im Raum angesprungen waren , verflogen.
    Neben dem Laptop lag die Spritze Botulinum. Elise ließ sich auf den Hocker sinken und seine Feder wippte unter ihr nach. Sie war hellwach. Vielleicht war alles ein bisschen viel.
    Und dann dieses blöde Postfach. Warum bekam sie das Passwort nicht heraus? Sie hatte das Seelenleben ihres Vaters im Grunde kaum gekannt. Aber sie wusste wie er arbeitete, wie er dachte - vor allem wenn es um Vampire ging.
    Wenn sie Magnus nur etwas mehr bringen konnte, als reine Vermutungen, würde er ihr mehr Zeit geben.
    Aber David Brennan hatte einen Fehler begangen. Er vertraute darauf, seine Tochter würde das Postfach knacken. Doch sie war nicht so clever wie er.
    Und nirgends fand sich auch nur ein einziger Hinweis auf das Spinnengift.
    Elises Herzschlag wechselte den T akt, gleichzeitig stieg ihr Blutdruck. Was, wenn

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