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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
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die Gerade. Er ließ sie los, als hätte er sich an ihrer Haut verbrannt und lehnte sich an die Wand. Sein Adamsapfel ragte aus seinem Hals und seine weißen Locken hoben sich von der dunkelgrauen Mauer in seltsamem Kontrast ab. Einen Moment überlegte Elise, welcher der beiden Männer schöner war.
    Micha konnte kein Vampir sein. Sie waren völlig verschieden. Michas Haut besaß die Farbe eines Feldarbeiters, seine Ausstrahlung war makellos, geradezu unantastbar. 
    Magnus wirkte dagegen wie eine verwünschte Leiche. Seine Aura umfing einen wie ein Käfig aus hauchdünnen Stahlrohren und gefangen darin vergiftete er jedwedes Gefühl. Man wollte sich vor ihm in Staub werfen, auch wenn man wusste, dass es den sicheren Tod bedeutete. Elise hielt die Luft an.
    Genau das war es, was sie bei ihm gefühlt hatte! Den Drang sich ihm hinzugeben, den Hals nach hinten zu legen und…
    Michas Worte rissen sie aus der Trance.
    "Liebe gibt es für mich nicht. Ich habe andere Aufgaben."
    Elise war wieder voll da. Wie konnte sie in einen Tagtraum abgleiten, während Micha ihr gerade sein Herz öffnete?
    "Aber du darfst doch lieben?" fragte sie.
    "Nicht wie du."
    Sie senkte den Blick. Das Licht im Gang erlosch. Der Zeitintervall war abgelaufen. Sie betätigte den Lichtschalter nie, wenn sie ins Labor ging. Micha hatte ihn gedrückt - vielleicht um Situationen wie diese zu vermeiden.
    Fast liebevoll hob er ihr Kinn an.
    "Du bist in Gefahr und alles woran du denkst, ist ein Mann, der dich nicht verdient hat." sagte er.
    Elise brachte ein halbes Lächeln zu Stande.
    "Zölibat, Hexenverbrennung, Inquisition… mein Vater tat gut daran Atheist zu sein." antwortete sie und nahm die nächste Stufe.
    In der Küche häufte Micha Käse, Brot und Mixed Pickles auf einen Teller.
    "Was möchtest du?"
    Der Appetit war ihr vergangen. Sie lehnte sich an den Küchentresen.
    "Vielleicht haben wir den völlig falschen Ansatz." murmelte sie. "Wir überlegen immer, welches Gift oder welches Mittel das Richtige sein könnte, um ihn zu  heilen. Aber da unten liegt eine Bibel aufgeschlagen, kein Medizinlexikon."
    Micha verschwand wieder hinter der Kühlschranktür.
    "Da unten liegt viel aufgeschlagen herum." entgegnete er.
    "Was ist mit Jesus? Er hatte die Gabe Menschen zu heilen. Einige Vampire müssten zu seiner Zeit gelebt haben?"
    Ihre Miene erhellte sich bei der Eingebung. Doch Micha sah sie fragend an, die Hand am Kühlschrankgriff, die Stirn in Falten.
    "Du denkst ein Vampir hätte sich die Bergpredigt angehört? Sie können doch nicht mal in die Sonne."
    Elise zuckte die Achseln.
    "Wer weiß. Magnus ist gelangweilt und Jesus war ein Superstar seiner Zeit. Vielleicht war es eine Abwechslung. Vermutlich war Jesus auch mal bei Dunkelheit irgendwo anzutreffen."
    "Ma aaagnus…" wiederholte Micha abschätzig den Namen. "Jesus hätte einen Vampir nie nahe genug an sich heran gelassen, um ihn zu heilen - da bin ich mir verdammt sicher."
    "Woher willst du das wissen?"
    "Weil Vampire verfluchte Geschöpfe sind!" rief er und Elise erstarrte, aufgrund der Heftigkeit seiner Reaktion.
    Hatte Magnus nicht von einem Fluch gesprochen? Micha fing sich und stellte ihr den Teller vor die Nase. Sie nahm ein Stück Brot und knabberte alibimäßig an der Ecke herum.
    "Was ist mit der Geschichte von Kain und Abel?" fing er erneut an.
    "Was für einen Zusammenhang soll es da schon geben?" fragte Elise entnervt.
    Micha lehnte sich neben ihr an den Tresen und sie korrigierte ihre Haltung, um den Abstand zwischen ihnen etwas zu vergrößern.
    "Ich bin gern in Deiner Nähe." sagte Micha.
    "Aber mir tut es weh."
    Sie ging zur Kaffeemaschine auf die andere Seite der Küche. Sein Blick strich fühlbar über ihren Rücken. Sie hoffte, er würde sich die Bemerkung verkneifen, dass sie zu dünn war.
    "Vor einiger Zeit unterhielt ich mich mit einem Kurskollegen, der der Meinung war, Kain sei von Gott verflucht worden, nachdem er seinen Bruder erschlug." erklärte Micha und Elise knabberte weiter an ihrem Brot, während der Kaffee in eine Tasse lief. Sie durchforstete in Gedanken ihre Studiensemester: Gifte, medizinische Präparate, chemische Verbindungen…
    aber wogegen sollten sie überhaupt wirken? Gegen den Tod?
    Sie hörte auf zu Kauen.
    "Okay!" sagte Elise und schlug mit der flachen Hand auf die Arbeitsplatte. "Wenn wir so tun, als wäre Magnus krank. Was ist das Kernproblem eines Vampirkörpers?"
    Micha kaute unberührt weiter. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    "Du

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