Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
Vom Netzwerk:
zwingst du sie. Wir wissen, dass es eine Heilung nicht gibt."
    Gabriel fixierte den Tresen mit einem Blick, als würde er gerade die Diagnose einer schweren Krankheit erfahren. "Wie weit entfernt bist du vom Schloss, Michael?"
    Cassy vergaß einen Moment weiter zu wischen. Ihr Herz schlug schneller. Schloss? Michael?
    Sie war zu allein, um es sich leisten zu können, Details aus Gesprächen zu vergessen und sich damit unbeliebt zu machen. Elise hatte von einem Micha gesprochen. Außerdem wohnte sie in einem Schloss und an Zufälle glaubte Cassy schon lange nicht mehr.
    Gabriels Blick verfinsterte sich zu einem tödlichen Ausdruck. Er schien nur noch körperlich anwesend, als Cassy bewusst wurde, wie entgeistert sie ihn anstarrte. Schnell griff sie in den Lappen und ging zum Tresen. Doch das Holz hier war bereits so sauber, dass es glänzte.
    "Ich fürchte, wir werden zu spät kommen. Sie wird sterben, bevor es ihr bewusst ist." sagte Gabriel und Cassys Gedanken setzten mit ihrer Atmung aus.
    Elise in Gefahr? Was hatte Gabriel überhaupt mit ihr zu tun? Sie hatten doch von ihr gesprochen, als er sie nach Hause begleitet hatte. Warum hatte Gabriel denn nicht erwähnt, wenn er Elise Brennan kannte?
    In ihrer Verwirrung bemerkte sie kaum, dass ihr Chef mittlerweile aufgelegt hatte und sie offen anlächelte.
    "Alles in Ordnung?" fragte er.
    "Was?"
    Es konnte ein Zufall sein, es gab viele Schlösser in Irland. Aber sie war sich sicher, dass Elise von einem Micha gesprochen hatte! Ihr erster Kuss auf der Großen Skellig Insel, die dem 'Erzengel Michael' geweiht war…
    "Ja, alles in Ordnung." brachte sie hervor, "Mir ist eben eingefallen, dass ich vergessen habe… die Miete zu überweisen." stotterte sie.
    Gabriel berührte sanft ihre Schulter.
    "Ein Freund braucht meine Hilfe. Wir eröffnen das Pub einfach morgen Abend. Ich geb' Dir den Rest des Tages frei, dann kannst du das in Ordnung bringen." Er lächelte. Cassy spürte seine Hand auf ihrer Schulter kaum, obwohl sie seit Tagen von nichts anderem träumte, als seiner Berührung.
    Dann wandte er sich ab und etwas klingelte in seiner Hand.
    "Du siehst heute wieder sehr hübsch aus." sagte er und zwinkerte ihr zu.
    Cassy brachte es nicht fertig zu reagieren. Dann war er aus der Tür. Endlich erwachte sie aus ihrem Schockzustand.
    Das Klingeln waren seine Autoschlüssel gewesen! Er fuhr zu Elise.
    Cassy schnappte ihre Handtasche.
    Hatte Elise nicht von einer Krankheit gesprochen? Es würde sie nicht wundern, wenn sie sich etwas antun wollte. Wäre doch gelacht, wenn sie nicht helfen konnte.

Sühne
     
    Sie kämpfte sich in der Finsternis vom Boden hoch und tastete nach der Tastatur des Laptops. Seine Stromzufuhr war gekappt, der Bildschirm schwarz.
    "Elise?"
    Magnus' Stimme sang und zitterte in ihrem Kopf. Dabei klang sie irgendwie nachsichtig und höhnisch zugleich.
    "Ich bin hier. Was willst du?" antwortete sie und tastete neben dem Laptop herum. Irgendwo musste das blöde Ding doch liegen! Endlich fühlte sie die Spritze. Erleichtert umschlossen ihre Finger die Kanüle. Sie nahm sie in die Faust, als wäre sie ein riesiges Messer. Magnus' Gesicht erschien vor ihrem inneren Auge, mit einem Blick, der alles in ihr auszulöschen und gleichzeitig zu entfachen vermochte. Konnte sie ihn überhaupt töten, wenn es sein musste?
    "Komm zuerst zu mir." sagte er und es klang ein bisschen herablassend, wie er es betonte. Als spräche er mit einem kleinen Mädchen.
    Elise spürte, dass sie zu ihm wollte. Auf eine krankhafte Weise, die nicht ihrem eigenen Willen entsprang. Sie raffte alles Misstrauen, dass sie in sich finden konnte, in unbändiger Kraftanstrengung zusammen.
"Warum schaltest du nicht das Licht an und kriechst aus deiner Höhle?" fragte sie und umklammerte die Spritze fester.
    Er antwortete nicht. Er wollte, dass sie die Schwelle überschritt. Also hielt ihn tatsächlich etwas davon ab, ins Schloss zu kommen. Micha hatte Recht - was ihr noch mehr Unbehagen bereitete. Sie fühlte sich wie eine Marionette in einem Leben, das außerhalb der Realität stattfand. Sie wurde von allen Seiten benutzt und belogen. Aber Michas Ratschläge konnten genauso gut eine Falle sein. Bei allem was sie wusste - bzw. nicht von ihm wusste, blieb ihr nur, auf sich selbst zu hören. Die Einsamkeit in diesem Beschluss deprimierte sie.
    Gegenläufig zu ihrem Entschluss spürte sie wie ihre Füße vorwärts rutschten. Ihre gefaustete Hand, mit der Spritze führte sie am Labortisch entlang. Als

Weitere Kostenlose Bücher