Fuer Elise
müsstest ihn wiederbeleben. Vielleicht eine Mund-zu-Mund-Beatmung."
Er machte eine Pause, dann grinste er und unterdrückte ein Husten. "Oder ein Defibrillator?"
Elise ignorierte den Hohn, grübelte aber über seine Worte nach.
"Das Herz ist der Kern eines menschlichen Körpers. Magnus hat einen menschlichen Körper. Viele Völker glauben, dass im Herz die Seele wohnt. Und das Herz treibt den ganzen Organismus an - richtig?"
Micha nickte halb. Elise vergaß den Kaffee unterm Auslauf und trat auf Micha zu.
"Ein Gift…" flüsterte sie und riss die Augen auf. Dann stürzte sie aus der Küche. "…ein Gift, das den Herzschlag anregt, aber beim Menschen zu stark wirkt. Ich hab da kürzlich was gelesen." Sie holperte die Stufen ins Labor hinunter.
Micha fand sie eine Minute später zwischen Leitz-Ordnern am Labortisch und beugte sich über ihren Rücken. Sie hörte wie er Luft einzog.
"Gutes Shampoo."
"Ich leih es dir gern mal aus." sagte sie und rückte ein Stück weg. Sein Verhalten war genauso launisch wie das des Vampirs.
"Hier: das Gift eines Tiers, wirksam im medizinischen Bereich bei Angina Pectoris. Einer Herzkrankheit."
Sie deutete auf den Text.
"Du hast dich verändert seit du bei ihm warst." sa gte Micha. Elise verstand nicht, auf was er hinaus wollte und es machte sie ärgerlich.
"War ich depressiv gefügiger?"
"Nein. Es ist Balsam für meine Schuldgefühle, dich so lebendig zu sehen.
A ber ich frage mich einfach, woran es liegt."
Elise wandte sich ihm zu, nur um sogleich wieder in seinem Gesicht zu versinken. Vielleicht sah er das an ihrem Gesichtsausdruck, vielleicht tat ihm leid, was er gesagt hatte - jedenfalls wechselte sein Gesichtsausdruck und er richtete den Blick zurück ins Buch.
"Was hast du gefunden?"
Erleichtert nahm sie den Themenwechseln hin.
"Das Gift dieser Spinne regt den Herzschlag und den Kreislauf an. Beim Menschen zu stark, deshalb besteht beim Biss die Gefahr eines Herzstillstandes. Warum ist mir das nicht gleich aufgefallen?" Sie wirbelte herum und zog ein Tierlexikon heran.
"Welche Spinne?" fragte er und zog die Augenbraue hoch.
"Die schwarze Witwe."
Sie blätterte. "Hier: ihr Gift führt zu Hochdruckkrisen, Herz- und Gefäßkrämpfe, das Gefühl zu Ersticken, Niedergeschlagenheit, Berührungsempfindlichkeit, Schmerzen im gesamten Körper…"
"Wie angenehm…" meinte er.
Elise schlug den Wälzer zu.
"Das Herz eines Vampirs wieder zum Schlagen bringen durch den Biss bzw. das Gift einer Spinne…" Sie brach den Satz ab und sein Blick zeigte ihr, dass auch für ihn die Parallelen ineinandergriffen.
"Es ist zu gefährlich. Selbst wenn es funktioniert, wird er für die Verwandlung Blut benötigen, Menschenblut und zwar Frisches." wandte Micha ein und Elise musste sich eingestehen, dass sie diesen Gedanken selbst gehabt hatte. Blut trieb den Vampirorganismus an, hielt ihn sozusagen am "Leben". Es war unwahrscheinlich, dass eine Heilung ohne frisches, sauerstoffreiches und warmes Menschenblut funktionieren würde.
Die Mimik entglitt ihr, als sich daraus die nächste Frage ergab:
"Wie viel davon?"
"Genug um dich zu töten."
"Vielleicht nicht." murmelte sie, ohne seine Annahme zu beachten, sie würde selbstverständlich ihr eigenes Blut für den Versuch verwenden.
Micha blies Luft aus, stemmte die Arme in die Hüften und machte ein paar Schritte im Raum.
"Es wäre besser, wir würden uns damit beschäftigen, wie wir ihn von hier vertreiben." schimpfte er.
"Er hat Interesse an einer Heilung. Ich wäre dumm, mir die Chance entgehen zu lassen." sagte Elise.
"Du bist dumm, wenn du dich von seinen Verlockungen einlullen lässt."
"Es wäre ein Leichtes für ihn mich umzubringen. Kannst du ihm nicht den Hauch von Ehrlichkeit zubilligen?"
"Nein! Es gibt keine Heilung. Er weiß das! Du solltest mir Vertrauen entgegenbringen. Stattdessen glaubst du seine Lügen. Elise, er ist ein Raubtier, ein Fehler der Natur, alles in ihm ist dunkel, verdreht und böse!"
Elise bewegte sich nicht, denn Micha schrie beinah. "Ich wünschte du hättest Recht mit deiner Hoffnung. Aber David war auf dem Holzweg!"
Elise legte den Arm um ihren Körper. Micha versuchte etwas zu verbergen , das war offensichtlich. Er wirkte nervös. "Ich habe die irrwitzige Hoffnung,…" fuhr er fort und nahm ihre Hand in seine, "…dass du keinen Schritt mehr ohne mich tust. Versprichst du das?"
"Was hast Du im Gegenzug anzubieten?" fragte sie.
Micha ließ den Kopf hängen und ein paar Locken fielen
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