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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
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sich keinen Reim machen konnte.
    "Was ist das in der Mitte?" fragte sie.
    "Ein Dreschschlegel." antworte Magnus und schlug, ein wenig zu schnell, die Augen nieder.
    Elise hatte Mühe ihre Mimik zu kontrollieren.
    "Wozu das?"
    Er hob die Augenbrauen.
    "Zum Dreschen?"
    Ihr Vater hatte dieses Werkzeug in dem Buch markiert, in dem die Holzpflöcke abgebildet waren! Ihr Blick glitt zu den Wandlampen und sie fragte sich unmittelbar, ob die langen Fackelhalterungen aus Holz bestanden?
    "Was dreschen Vampire denn so?"
    Es gelang ihr nicht den Blick von den Lampen zu nehmen.
    "Vampire? Nichts." entgegnete er in einem Ton, der die Fragestunde beendete.
    Kain war Feldarbeiter. In der frühen Landwirtschaft benötigte man Dreschschlegel... Sie sah aus den Augenwinkeln, wie Magnus nervös die Fingerspitzen aneinander tippte.
    "Um auf deine Anspielung bezüglich der Elektrik zurück zu kommen." lenkte er ab, "Wir haben es nicht so mit Feuer."
    "Wir?"
    Während sie sein Gesicht musterte, konnte sie sich vorstellen, dass er tötete, ohne dabei zu empfinden.
    Ein Stück rechts von ihr, mittig des Raumes, an der hinteren Wand, stand ein Bett mit einem Holzbaldachin aus bordauxfarbenem Samt, die an den Ecken von schweren Goldketten gehalten wurden. Nirgendwo gab es eine weitere Tür oder ein Fenster. Dabei musste es doch einen Ausgang ins Freie geben.
    Magnus konnte offensichtlich nicht durchs Schloss nach draußen gelangen. Er grinste, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Oder tat er es wegen ihrer Frage?
    "Keine Angst, in dieser Burg musst du dich nur vor einem Vampir fürchten."
    "Kannst du einen Moment damit aufhören?"
    Sie ließ den Rucksack fallen.
    Magnus blieb stumm, was vielleicht ein Einverständnis war.
    Die einzige Öffnung aus diesem Raum, war die Treppe zurück auf den Friedhof. Es gab nur ein weiteres Objekt, das sie nicht einzuordnen vermochte. Ein großer Steinklotz stand zwischen Bett und linker Außenwand.
    Es schien, als läg e schräg darauf eine Art Platte. Vielleicht befand sich dahinter der Weg nach draußen? Das Ding endete längsbündig mit dem Bett, war aber nur halb so breit und hinten an der Ecke, neben der aufliegenden Platte hing etwas über die Kante, das aussah wie schlaffes Stroh...?
    Elise warf einen prüfenden Blick zu Magnus hinüber, der noch immer reglos da saß und sie beobachtete. Sein Blick dagegen hatte sich verändert. Ein in seinem Gesicht fremd aussehender Schreck schien hinter seiner Stirn zu lauern. Er sah aus, als hätte sie ihn auf frischer Tat ertappt. Und dann wusste sie, was da in der Ecke des Raumes stand. 
    Sein Sarg…
    …und blonde Haare ragten daraus hervor!
    Zu ihrem Verstand schoss die Klarheit jetzt mit einer Heftigkeit durch, dass ihr schlecht wurde. Sie befand sich in der Wohngruft eines Vampirs und der Tisch war gedeckt!
    Sie hatte sich selbst eine Falle gestellt.
    Elise begann so heftig zu atmen, dass sich ihr Brustkorb sichtbar hob und senkte. Unfähig ihre Panik zu verstecken, weiteten sich ihre Augen und in einem atemlosen Grauen gefangen, starrte sie Magnus an, griff nach ihrem Rucksack und stürzte zur Wendeltreppe, die zurück auf den Friedhof führte.
    Magnus stand ihr im Weg, bevor sie überhaupt in die Nähe der Treppe gelangte. Sein Blick war ausdruckslos. Sie hieb mit dem Rucksack auf ihn ein, schnellte herum und rannte zurück zum Kamin. Wieder stand er ihr im Weg und diesmal prallte sie gegen seinen Brustkorb. Blitzartig drehte sie ihm den Rücken zu und blieb dann einfach stehen. Sie wollte weg. Von ihm. Der Leiche. Der Angst. Aber Flucht machte keinen Sinn. Er war schneller.
    Sie spürte seinen gesenkten Blick seitlich auf ihrem Hals. Seine kühlen Hände griffen nach ihren Schultern und umschlossen sie - ganz sanft.
    "Es gibt keinen Ausgang im Kamin." hörte sie ihn leise sagen und ihr Herz beruhigte sich fremdgesteuert durch seinen Zuspruch. Aber es klang zu ruhig. Er war der Henker und die Schlinge lag bereits um ihren Hals.
    Elise fand zu sich, entfloh dem Bann und wehrte sich mit einem Ruck. Der Schmerz, der durch den Druck seiner Hände an ihren Schultern aufflammte, hinderte sie nicht daran, erneut nach ihm zu schlagen. Eine lächerliche Verteidigung, bei dem sie zudem fester am Griff seiner Hände zerrte, als das Gewebe unter ihrer Haut verkraften konnte.
    Als wolle er sie nicht verletzen, ließ er sie plötzlich los und Elise taumelte nach hinten. Mit einer stolpernden Drehung fiel sie rücklings gegen die Wand, griff geistesgegenwärtig über

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