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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
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Kopf fand keinen Platz, so dass sie ihn seitlich gedreht halten musste, um hindurch zu rutschen. Es wurde heller.
    Schließlich griff sie mit der rechten Hand an den nächstliegenden Pfeiler und stieß sich daran ab. Ihre festsitzende Schulter löste sich von der Spalte und sie fiel. Als sie mit dem Hinterkopf aufschlug , blendete sie gleißendes Licht. Schnell schirmte sie mit ihrer Hand die Augen ab, rollte sich auf die Seite und kam hoch.
    Ihre Empfindungen überschlugen sich, als sie erkannte , wo sie war. Die Anstrengungen des Weges blieben hinter ihr zurück und an ihre Stelle trat verblüfftes Grauen.
    Zweifellos befand sie sich in einer riesigen Höhlengrotte, doch an der Decke im weißen Dämmerschein hingen tausend zusammengefaltete Bündel von Lebewesen. Einige schlugen in klatschendem Ton mit den Flügeln. Die meisten schliefen kopfüber.
    Die Vampirfledermäuse ihres Vaters aus Texas hatten hier eine irische Kolonie gegründet!
    S chlimmer als der Behang der Decke, war, was sich zu ihren Füßen erstreckte. Zwei schmiedeeiserne Laternen bestückt mit elektrischem Licht erleuchteten den seltsamen Ort.  
    Kruzifixe aus Stein mit ringartigen Verzierungen, steckten auf Hunderten von Erdhügeln.
    Sie stand auf einem unterirdischen Friedhof.
    K eins der Gräber war mit Namen versehen. Es sah aus, als habe jemand notdürftig eine gefallene Armee begraben. Ein unterirdisches Massengrab.
    Elise würgte. Sie blickte über das Gräberfeld, während gleichzeitig ihr Gehirn die elektrischen Laternen in die Höhle einzuordnen versuchte. Die Erde auf einem der Gräber, drei Schritte entfernt, war im Gegensatz zu den anderen krümelig und feucht. Darauf stand kerzengerade ein Kreuz aus hellem Holz.
    Dahinter lag ein Laken im Dreck.
    "Willkommen."
    Seine Stimme tauchte aus dem Nichts auf und Elise entfuhr ein Schrei. Sie strauchelte, verlor das Gleichgewicht und landete auf dem nächstliegenden Grabhügel.
    Ihr Blick fiel zuerst auf seine schweren Stiefel mit den silbernen Beschlägen an den Seiten, darüber trug er nachtblaue Jeans und ein schwarzes Seidenhemd. Es schien auf Haut aus elfenbeinfarbenem Wachs zu liegen. Ihre Kehle schnürte sich zu. Er verursachte ein erschreckendes Gefühl der Anziehung.
    Magnus dagegen wirkte völlig gelöst und hielt ihr die Hand hin. Sie zögerte, griff dann aber doch danach. Besitzergreifend schlossen sich seine Finger um ihre, während er sie mit Leichtigkeit heraufzog. Forschend und interessiert sah er sie an, erst dann gab er ihre Hand wieder frei.
    "Du überzeugst mich."
    Er bückte sich, hob den Rucksack auf, der ihr bei dem Sturz von der Schulter gerutscht sein musste und hielt ihn ihr hin.
    "Du erschreckst mich." entgegnete sie und entriss ihm die Tasche.
    Er lächelte.
    "Wie war dein Abstieg?" 
    "Wir haben etwas zu klären."
    Er schien sich auch darüber zu amüsieren.
    "Konntest du dein Versprechen halten oder darf ich dich töten?"
    Seltsamerweise kam ihr erst in diesem Moment etwas in den Sinn und sie wunderte sich darüber, wie sie etwas so Elementares hatte vergessen können.
    Sie musste in jedem Fall verhindern, dass Magnus zu viel über das Heilmittel erfuhr. Es konnte eine Gefahr für sie und andere Menschen bedeuten, wenn Magnus die Rezeptur kannte.
    "Was ist das hier?" sagte sie, um sich abzulenken.
    "Ein Friedhof?"
    "Ich bin nicht blind."
    "Du bist die Tocht er eines schlauen Mannes… eines - wie nannte er sich gleich - Vampirheilers? Kannst du es dir nicht denken?"
    Magnus hatte angefangen zwischen den Gräbern umherzugehen und Elise registrierte, dass er glücklicherweise, ohne die Vibration in seiner Stimme sprach. Er kontrollierte also auch dieses Jagdmittel.
    "Deine Ahnen?" fragte sie.
    Enttäuscht schnalzte er mit der Zunge und blickte zu Boden. Dann schlug er die Augen in einer verführerischen Geste zu ihr auf. Elise fühlte sich wie die Beute einer Echse.
    "Was denkst du, mache ich mit den Überresten meiner Mahlzeiten? Soll ich sie den Familien blutleer vor die Haustür legen?"
    Er hatte sich während er sprach leicht vorgebeugt und Elise wich automatisch zurück. Sie schüttelte den Kopf, um die Bilder zu vertreiben, die seine Worte herauf beschworen.
    "Mörder." flüstere sie und schulterte den Rucksack.
    "Du willst schon gehen?"
    War da Interesse? Etwas selbstsicherer richtete sie den Zeigefinger auf ihn.
    "Was ist mit Reue? Mitgefühl? Was ist mit den Opfern, deren Familien? Ist irgendein menschliches Gefühl in dir übrig? Sonst habe ich hier

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