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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
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dann wohl dein Lockenköpfchen?" Er warf einen kurzen Blick über die Schulter. "Hast du dich näher mit dem Gemälde beschäftigt, das du bei deinem letzten Besuch erwähnt hast?"
    D as Bild vom Engelsturz tauchte vor ihrem inneren Auge auf.
    "Die Hauptperson in der Mitte des Bildes - wer ist das?" fragte er weiter.
    Im gleichen Moment fuhr er zu ihr herum und stand vor dem Kamin, so dass die Flammen den Hintergrund für seine schwarze Silhouette bildeten. Er sah aus wie ein Teufel mit wachsweißer Haut, der vor dem Tor zur ewigen Glut stand.
    Elise rührte sich nicht. Sie schottete ihr Gehirn ab gegen einen wahnwitzigen Gedanken, die die Mauer in ihr einzureißen drohte.
    Magnus schnalzte einen tadelnden Laut mit der Zunge.
    "Hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht unsere Vampirheilerin. Rubens hat einen der obersten Engel von Gottes Heerschar in die Mitte seines Gemäldes gesetzt." Er schritt zum Tisch, nahm sein Glas auf und erst als er es wieder abgestellte, sah er Elise an. "Einen Erzengel. Sein Name ist… Michael."
    Die Mauer brach. Erst wehrte sie sich dagegen, dann setzte ihr Hirn die Teile ganz automatisch zusammen. Die Hinweise, darauf, dass Michael übermenschliche Fähigkeiten besaß, seine Vorahnungen, die Geschwindigkeit, mit der er auftauchen konnte, wenn Gefahr drohte. Die Güte, die er ausstrahlte, das Theologiestudium…
    "Was willst du damit sagen?"
    S chwarze Punkte begannen vor ihren Augen zu tanzen.
    Magnus grinste.
    "Was spielt es schon für eine Rolle, was einer aus der Hölle dazu sagt?"
    Elise atmete aus, dann zerriss seine Stimme ihren Schockzustand.
    "Er stellt uns eine Falle. Er will mich loswerden und vielleicht nimmt er deinen Tod in Kauf. Das tun sie immer, wenn es höheren Zwecken dient."
    E r glaubte daran. Elise konnte es in seiner Mimik sehen. Da war keine Angst, nur Entschlossenheit.
    " Kann er dich denn töten?" fragte sie.
    "Das darf er nicht." schmunzelte Magnus.
    Im gleichen Moment, als sie begreifen und aufnehmen wollte, was Magnus erklärte, verließ sie die Realität. Es war zu viel für ihr menschliches Gehirn, auch wenn sie von Kindesbeinen an mit Übernatürlichem konfrontiert war.
    Sie musste denken. Rational. Für sie ging es letztlich nur um die Heilung und ums Überleben!
    "Wo genau in deinem Körper befindet sich das Vampirgift?" fragte sie, um zum eigentlichen Kernproblem zurückzukehren.
    Er zuckte die Achseln.
    "Es wurde noch kein Vampir je seziert."
    "Oh, bitte! Wir haben nicht ewig Zeit." drängte sie.
    Darauf lachte er und Elise verstand.
    " Ich habe nicht ewig Zeit." korrigierte sie und als wäre es eine Selbstverständlichkeit antwortete er endlich vollkommen sachlich.
    "Im Moment des Bisses, schießt das Gift in meinen Mund. Mit dem Biss an sich wird der Zugang gelegt. Woher das Gift in meinem Körper kommt? Nun, ehrlich gesagt habe ich darüber noch nicht nachgedacht."
    "Weiter?" Elise wippte mit dem Fuß.
    "Ich beiße." hauchte er und sein Blick umfing sie wie eine Zwangsjacke. In einer gewollten Andeutung fletschte er die Zähne und Elise fühlte eine unbändige Schwäche in sich aufsteigen, die sich ihrer Instinkte bemächtigte und jegliches Gefühl der Angst oder Vorsicht hinweg spülte. Alles in ihr schrie danach sich ihm hinzugeben. Es war stärker, als jedes menschliche Verlangen. Ihre Knie zitterten, ihr Muskeltonus erschlaffte. Sie sah in seine Augen, die aussahen wie eine verkehrte Sonnenfinsternis und verbot sich jede Bewegung, weil es ihr als einzige Möglichkeit erschien, zu verhindern, sich vor ihm auf den Boden zu werfen.
    "Ich beiße…" wiederholte er und seine Stimme zerriss das Band. Elise war frei. Sein Gesicht entspannte sich.
    "Dann ziehe ich die Zähne aus dem Fleisch, bedecke die Bisswunden mit dem Gift und sauge das Blut." Er verstummte, musterte Elise und sah zu Boden, als sei die Situation für ihn anstrengend.
    Heimlich atmete Elise aus und als Magnus in dem Moment den Blick hob und ihre Luftnot belächelte, blitzen seine Eckzähne auf.
    "Weiche Knie?" fragte er.
    "Davon träumst du nachts."
    "Tags…" korrigierte er und fügte mit der Andeutung einer Verbeugung hinzu, "Es tut mir wirklich leid, wenn ich dich verwirre…"
    "Micha wartet auf uns." 
    "Im Moor, richtig. Der Gute soll ja zusehen, wenn ich dich entleere."
    'Entleeren' bedeutete 'Töten'.
    Mit Sicherheit überlegte er, ob sie sich an seine Ausführung erinnerte. Ein scharfes Gemisch aus Aufregung und Angst schoss in Elises Unterbauch.
    Wenn … du der Angst verfällst,

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