Fuer Elise

verfällst du ihm…
    "Gehen wir." sagte sie schnell.
    "Ich denke weder rational, noch moralisch. Schon gar nicht, wenn ich trinke."
    begann Magnus von neuem. "Eure Fi lme über Vampire sind Märchen. Der Vampir als Kavalier; das entspricht nicht den Tatsachen."
    "Ich brauche jetzt keine Buchrezension von Dir." spuckte sie aus.
    Er hob abwehrend die Arme und sah tatsächlich verletzt aus.
    "Ich will dir nur eines klar machen: wenn ich beiße, sind wir über den Punkt, an dem du mit entscheidest. Wir sind dann auch über den Punkt, an dem Michael etwas für dich tun kann. Es ist dann allein meine Vorstellung." Er machte eine Pause und ging ein paar Schritte durch den Raum.
    "Das ist doch eine Farce." meinte Elise. "Du wirst mich so oder so töten, wenn die Heilung misslingt." 
    "Ja, richtig. Da sind noch die anderen Vampire…. Die hätte ich fast vergessen. Unheilvoll, dass ich mich so schwer konzentrieren kann in deiner Nähe. Wenn ich dich nicht töte, werden sie es tun. Um ehrlich zu sein, werde ich mir diesen Genuss nicht nehmen lassen."
    Sie biss die Zähne zusammen.
    "Es gibt noch immer Michael, der mich retten kann." wandte sie ein.
    "Wie nützlich einen Engel zum Freund zu haben. Aber warum hat er wohl das Moor als Treffpunkt gewählt? Lektion 2: Vampire kann man nicht töten.
    Aber einmauern oder in einem Moor versenken, ist eine delikate Möglichkeit sie loszuwerden. Jedenfalls…" Er überlegte und zog eine Schnute "…wenn das Moor tief genug ist."
    Elise wurde ungeduldig. Diesmal war sie es, die auf ihn zutrat und ihn am Arm packte.
    "Ich setze mein Leben für dich aufs Spiel." zischte sie, "Was hat es mit der Engelgeschichte auf sich? Warum ist Micha hier, wenn er dich nicht töten kann und was ist dran an dieser Kain-Legende?"
    Magnus sah missbilligend auf die kleine Hand an seinem Oberarm herab. Noch bevor sie den Satz vollendet hatte, wurde ihr klar, dass sie einen Fehler begangen hatte. Magnus sah aus, als habe er nicht vor, eine Machtverschiebung zwischen ihnen zu dulden. Er griff nach ihren Armen und schleuderte sie rücklings gegen die Wand. Sofort stemmte sich einer seiner Arme neben ihrem Gesicht an die Mauer. Reflexartig drehte sich Elise auf die andere Seite. Doch auch hier versperrte er ihr den Weg. In einer mühelosen Bewegung sprang er mit den Stiefeln an die Wand. Sie schloss die Augen.
    "Ich werde dir nichts tun." hauchte er so nah an ihrem Ohr, dass sie die Kühle seiner Lippen spürte. Ihr war unklar, ob er den jetzigen Moment meinte oder den Heilungsversuch.
    "Aber ich muss dir etwas verraten, Elise. Ich denke manchmal an die gemeinsamen Minuten im Sarg und stelle mir vor, wie es wäre, wenn du jeden Tag bei mir lägst. Als meine Gefährtin."
    War das eine Alternative, ein Angebot oder eine Drohung? Elise witterte die Chance zur Verhandlung.
    "Ist das dein Wunsch?" fragte sie und zwängte ihre Angst mit aller Kraft zurück.
    "Ohhhh ja."
    "Dann biete ich dir meine Seele an, falls die Heilung schief geht. Aber die Bedingung ist, dass wir den Versuch in Anwesenheit von Micha unternehmen."
    "Den Teil habe ich verstanden. Und danach schläfst du wirklich bei mir im Sarg?" 
    "Romantisch." entgegnete Elise. "Wenn ich ein Vampir bin, hätte ich doch gern meinen eigenen."
    Er machte ein übertrieben enttäuschtes Gesicht.
    Eine Sekunde später bemerkte sie, dass sie atmen und sich umdrehen konnte. Er war zurückgewichen und streckte ihr seine Hand entgegen.
    "Ich kann es kaum erwarten."
    Elise ließ ihre Sinne zurückkehren, dann ging sie an ihm vorbei und stellte sich unter die Luke.
    "Du verwandelst mich nur, wenn es schief geht. Während des Versuchs lässt du mich am Leben. Das ist der Deal." 
    "Ich tue was ich kann." antwortete er.
    Elise wippte von den Fersen auf die Fußballen. Sie musste es einfach fragen.
    "Und wie kommen wir ins Moor? Kannst du … fliegen oder so?"
    Magnus lachte böse auf.

Bestimmung
     
    Und so verließ Kain die Nähe des Herrn und wohnte im Land Nod, östlich von Eden...
    1. Moses, 4, 16

Bisswunden
     
    Ihre Fingernägel gruben sich in die Schalensitze des Wagens. Mit Sicherheit würde das Spuren hinterlassen. Spätestens, wenn Magnus ein Mann war, musste sie das zerstörte Leder ersetzen, schoss es ihr durch den Kopf.
    Cleft Castle lag nur wenige Minuten von Clifden entfernt. Dort hatte Magnus sein Auto, formtechnisch eine Mischung aus Wildkatze und Batmobil, auf einem verlassenen Fabrikgelände hinter alten Containern versteckt. Er konnte das Auto schlecht