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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
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Minileuchte, die sie bei ihrem Höhlenausflug mitgenommen hatte. Sie streckte die Hand aus, um sie entgegenzunehmen. Doch entgegen ihrer Annahme behielt er sie und leuchtete für sie auf den Holzsteg. Sie zog eine überraschte Schnute.
    "Ein Gentleman?"
    Magnus bedachte sie mit einem ironischen Seitenblick und schaute dann in die Finsternis.
    "Da hinten."
    Elise konnte lediglich drei Lichtpunkte erkennen, die leicht auf und nieder wippten. Nach geschätzten zweihundert Metern hoben sich auch für ihre Augen drei menschliche Schemen dahinter ab. Eine beklemmende Angst ergriff sie. Würde Magnus es als Verrat deuten, dass Micha nicht, wie besprochen, alleine kam?
    "Ich weiß nicht, wen er mitbringt." flüsterte sie. Doch Magnus' Gesicht blieb stumm. Er nahm ihre Hand, aber ihr war nicht klar, ob es eine beruhigende oder besitzergreifende Geste sein sollte.
    "Er kommt mit Verstärkung." beantwortete Magnus ihre Aussage.
    Wollte Michael Magnus tatsächlich 'loswerden'? Ihr Gehirn hatte akzeptiert, dass ein leibhaftiger Vampir neben ihr stand, aber gegen die Vorstellung, ein Engel kam in Menschengestalt auf sie zu, wehrte sich ihr Verstand vehement.
    Als sie die männliche Person seitlich hinter Micha im Mondlicht erkannte, wurde ihr so schnell schlecht, dass sie mehrmals schlucken musste, um den Würgereiz zu unterdrücken. Eine Einordnung für sein junges, absolut unverändertes Gesicht fand sie nicht. Gabriel sah noch genauso aus, wie in ihrer Erinnerung.
    Instinktiv griff sie nach einem Arm zum Festhalten, als der Schwindel sie zu überwältigen drohte. Neben Gabriel, eingehakt in seinem Arm, erkannte sie Cassy. Als Elise bemerkte, dass sie sich an Magnus klammerte, zuckte sie zurück und Magnus' Gesicht wechselte andeutungsweise in eine unbefriedigte Miene.
    Die Gestalten gegenüber hielten in großzügigem Abstand an, während Elise der Kreislauf zu versagen drohte. Schwarze Punkte verbanden sich zu Flächen vor ihren Augen und in ihren Ohren dröhnte es. Magnus schien ihre Körper funktionen zu erspüren. Er legte ihr den Arm um die Taille und hielt sie mit der anderen Hand, an der ihm zugewandten Schulter fest. Unfähig zu denken, war Elise dankbar für die kühlende Berührung.
    Sie taxierte erst Gabriel, dann Cassy. War Cassy ein Engel? Sie sah aus wie immer: seltsam geschminkt und unpassend gekleidet, aber ihre Mimik ließ sich kaum deuten. Sie wirkte blass und eingeschüchtert. Nahmen Engel Geißeln?
    Als ihr Blick sich mit Michas traf, erschrak sie. Er hatte von allen den offensichtlichsten Ausdruck. Er sah sie an; nur sie und sein Blick wich keine Sekunde zu Magnus oder Gabriel ab, während er im Mondlicht aschfahl und existenzmüde aussah.
    "Du bist eine Schönheit geworden, Elise." eröffnete Gabriel das Treffen und Elises Blutdruck jagte in die Höhe, was als angenehmen Nebeneffekt den Schwächeanfall vertrieb.
    "Du dagegen hast dich in 20 Jahren nicht verändert." brachte sie hervor.
    Magnus stellte in einer übertrieben langsamen Geste, als wolle er niemanden einen Grund zur Panik geben, die Taschenlampe mit der leuchtenden Seite nach oben auf den Steg.
    "Du hast allen Grund wütend auf mich zu sein." sagte Gabriel. "Aber so funktioniert unser Wirken auf der Erde nun Mal. Ich nehme an, er hat dich eingeweiht?"
    Auf Gabriels Lippen lag ein boshaftes Lachen, weshalb Elise sich an Micha wandte, dessen Miene mit jeder Minute mehr dem eines Folteropfers glich.
    G abriel holte sich ihre Aufmerksamkeit zurück.
    "Das Labor zog dich schon immer an. Ich kam damals beinahe zu spät. Du hattest die Tür bereits geöffnet. Schon damals hattest du den Drang der Dunkelheit zu folgen. Und nun bist du ihr letztlich gefolgt."
    Er blickte zu Magnus und Elise spürte Wut in sich aufsteigen. Sie hatte Gabriel gütig in Erinnerung, aber dieser Mann, war der Meinung, sie habe die Seiten gewechselt.
    "Zu diesem Zeitpunkt waren die Ereignisse nicht wichtig genug, um zwei von uns zu Eurem Schutz abzustellen. So kam schließlich Michael ins Spiel."
    Der Schmerz überwältige ihre Seele und es hatte keinen Sinn sich weiter dagegen zu wehren. Sie wollte es nicht glauben, aber plötzlich machte alles Sinn. Das Schmerzhafteste dabei war wohl Magnus' Ehrlichkeit in direkter Gegenüberstellung zu Michaels Betrug.
    Vor ihrem inneren Auge zogen Szenen aus vergangenen Tagen vorbei und ein Rädchen griff ins nächste. Michas ständige Nähe, die vehemente Sorge um sie. Nie fiel seinerseits ein anzügliches Wort und nie geschah zwischen

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