Für Emma & ewig
ihnen also alles erzählt?”
Sie sah ihn kurz an, dann wandte sie den Blick ab. Ohne auf seine Frage einzugehen, sagte sie: “Sie nahmen mich bei sich auf und behandelten mich wie ein echtes Familienmitglied. Parker half mir sogar, meinen Schulabschluss nachzuholen und einen Job zu finden, der mir sehr viel Spaß macht. Jetzt ist mein Leben einfach wunderbar.”
Sie hatte alles, was schmerzhaft gewesen war, ausgelassen, die Frage war nur, wem sie es ersparen wollte – ihm oder sich. Doch das war Casey zu wenig. Er wollte plötzlich wieder ihr Freund sein, der Freund dieses Mädchens, in deren Blick immer eine Einladung zu schimmern schien. Das Mädchen, das immer voller Bewunderung zu ihm gekommen war und das Herz auf der Zunge getragen hatte. Das Mädchen, das ihn gewollt hatte – und nur ihn.
Seine Entscheidungen, seine Gefühle für sie damals waren einfach und klar gewesen. Er musste die Dinge unter Kontrolle haben, wollte sie nur so nah an sich heranlassen und ihr so viel von sich geben, wie
er
es wollte. Alles andere hatte er nicht zugelassen.
Das hatte er zumindest geglaubt.
Doch irgendwie war Emma ihm unter die Haut gegangen und hatte sein Herz und seinen Verstand erobert. Das war ihm allerdings erst aufgegangen, als sie weg war. Ab da fehlte ihm ein Teil von sich. Er wurde zum Mann, ohne dass sie da war, doch das hatte nichts an seinen Gefühlen für sie ändern können. Es hatte alles nur komplizierter gemacht.
Irritiert von seiner eigenen Reaktion, nahm er eine ihrer Haarsträhnen und wickelte sie sich um den Finger. “Diese Geschichte ist so löchrig wie ein Schweizer Käse.”
“Ich habe dir alles Wichtige erzählt.”
“Em …”
“Dank Parker und Damon geht es mir gut”, fügte sie noch einmal bekräftigend hinzu. Sie lächelte ein wenig, und in ihren Augen blitzte Humor. “Ich schulde den beiden möglicherweise sogar mehr Dank als dir.”
In seinem Inneren rang Ärger mit Zärtlichkeit, und wieder klang Casey barscher als gewollt. “Du schuldest mir gar nichts, und das weißt du.”
“Ich dachte mir schon, dass du so denkst.” Sie schüttelte den Kopf und lächelte immer noch dieses Lächeln, das ihn in den Wahnsinn trieb. “Das ist es, Casey. Das macht dich so besonders.”
Als er das hörte, wurde er ruhiger. Es gefiel ihm, dass er etwas Besonderes für sie war – denn sie war ja auch etwas Besonderes für ihn. Nur hatte er das erst viel zu spät erkannt.
Aus einem spontanen Impuls heraus nahm er ihre Hand. “Lass uns morgen gemeinsam frühstücken. Wir können über die alten Zeiten quatschen, und du kannst mir alles erzählen, was du jetzt ausgelassen hast.”
Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern. “Ich kann nicht. Morgen früh muss ich als Erstes ins Krankenhaus.”
Er hatte ihren Vater beinahe vergessen und kam sich jetzt wie ein gefühlloser Idiot vor. Es überraschte ihn jedoch, dass sie zurückkehrte zu dem Mann, dessentwegen sie damals davongelaufen war. Doch vielleicht war es ja tatsächlich so, dass die Zeit alle Wunden heilte. Und Dell ging es offensichtlich wirklich nicht gut. “Dann eben Abendessen.”
Sie schloss leicht genervt die Augen. “Ich denke nicht, Casey.”
Ihre Zurückweisung versetzte ihm einen tiefen Schlag. “Ich dachte, ich bin jemand Besonderes für dich”, sagte er. “Aber offensichtlich nicht besonders genug, dass du mit mir essen gehst.”
Sie drehte sich zu ihm. “Es tut mir leid …”
Von einer Sekunde auf die andere rastete er aus. “Sag das nicht andauernd!”
Sie warf das Haar zurück und funkelte ihn an. “Schrei mich nicht an.”
“Dann hör auf, dich zu entschuldigen.” Dann murmelte er: “Du hast dich schon immer viel zu oft entschuldigt.”
B. B. gab ein warnendes Knurren von sich und durchbrach damit die wütende Stimmung. Emma drehte sich zu ihrem Hund um und streichelte seine Schnauze. Ruhig sagte sie: “Ich kann keine Pläne machen, weil ich nicht weiß, was anliegt und wie viel freie Zeit ich habe.”
Und sie schläft nicht allein.
Casey fluchte leise, doch er konnte Devaughn auch verstehen. Würde er selbst mit Emma das Bett teilen, würde er sie auch nicht mit einem anderen Mann losziehen lassen.
Doch er würde nicht aufgeben. Er würde es vielleicht etwas langsamer angehen lassen. Früher war er ihr Freund gewesen, vielleicht ihr einziger Freund in Buckhorn. Darauf baute er nun. Er würde ihr Zeit lassen, mit der neuen Situation zurechtzukommen und sich wieder an ihn zu gewöhnen.
Bis
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