Für Emma & ewig
nicht mehr so oft in die Sonne. Casey musste sich räuspern. “Nein, nicht sehr.”
“Alles ist irgendwie immer noch so wie früher, nur vielleicht etwas älter. Aber trotzdem immer noch … genauso.”
“Stört dich das?”
Sie lehnte sich zurück und schaute hinauf in den Himmel. “Nein.” Das sagte sie so leise, dass der Wind ihre Antwort beinahe verschluckte. Casey musste sich anstrengen, um sie zu verstehen. “Ich habe mich zwar total verändert, aber trotzdem immer noch das Gefühl, nicht hierherzugehören.”
Casey bekam Angst. “Aber du bist hier zu Hause.” Das hatte zu barsch geklungen, schon beinahe wütend. “Natürlich gehörst du hierher.”
Ein Schweigen hing zwischen ihnen und belastete ihn. Dann endlich drehte sie den Kopf wieder zu ihm. “Wenn du noch etwas anderes zu tun hast, lass mich doch einfach am Krankenhaus raus.”
Es störte ihn wahnsinnig, dass sie ihn immer wieder aus dem Weg haben wollte. “Ich warte auf dich.”
“Dad darf wahrscheinlich gar nicht so lange Besuch empfangen, aber eine Stunde könnte es trotzdem dauern.”
“Ich warte.”
Sie sah ihn an, also lächelte Casey, auch um seine beharrlichen Worte etwas zu entschärfen. Dann, weil er sie berühren musste, öffnete er die Hand, die am Schaltknüppel lag, zu einer einladenden Geste. Sie zögerte einen Moment, dann ergriff sie sie und schlang ihre Finger um seine. Wie in alten Zeiten.
Endlich! Das fühlte sich gut an – Emma streckte die Hand nach ihm aus, akzeptierte ihn wieder. Ihre Berührung, die ineinander verschränkten Finger taten ihm gut.
Zwei Minuten später fuhr er auf den überfüllten Besucherparkplatz des Krankenhauses. Emma, inzwischen wieder völlig verstummt, klappte die Sonnenblende auf ihrer Seite herunter und begann sich die Haare zu kämmen und Lipgloss aufzutragen. Diese Routine hatte er bei vielen Frauen beobachtet. Doch bei Emma faszinierte sie ihn.
Er stieg aus und öffnete ihr die Beifahrertür. “Du siehst wunderschön aus, Emma.”
Sie warf ihm einen erduldenden Blick zu. “Ich würde eher sagen, passabel. Aber danke.”
“Wenigstens sehr passabel.” Casey nahm ihren Arm, während sie gemeinsam den glühend heißen Parkplatz überquerten. Feuchte Luft stieg in Wellen vom Pflaster auf. “Erinnerst du dich noch daran, als wir das letzte Mal gemeinsam hier waren?”
Nickend antwortete sie: “Mit deinem Onkel Jordan und seiner Frau. Aber das war noch, bevor die beiden geheiratet haben.”
“Es war die Nacht, in der sie sich kennengelernt haben. Georgias Mutter Ruth war krank, und Jordan hatte sie und ihre zwei Kinder zum Krankenhaus gebracht.” Während er selbst auf dem Weg ins Krankenhaus gewesen war, um zu helfen, hatte er Emma gesehen, die durch die Straßen gelaufen war. Die Erinnerung daran hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt. Er wusste noch immer, was sie in jener Nacht getragen hatte: ultrakurze Shorts und ein neonpinkfarbenes Neckholder-Top. Ihre Haut war feucht gewesen von der tropischen Nachtluft. Sie ging ganz allein auf der Straße.
Er hatte sich – wie üblich – Sorgen um sie gemacht und darauf bestanden, sie mitzunehmen. Also war sie eingestiegen. Und da war ihm noch heißer geworden, so sehr hatte er sie begehrt.
Casey schüttelte den Kopf und fragte sich einmal mehr, warum er ihr Angebot damals eigentlich nicht angenommen hatte. Dann würde er jetzt vielleicht nicht so auf sie abfahren, und sein Leben wäre ganz anders verlaufen.
Er konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt und erklärte: “Ruth hat immer noch Lungenprobleme, aber inzwischen ist sie mit Mistys und Honeys Vater zusammen. Er verwöhnt sie nach Strich und Faden, und es geht ihr ziemlich gut.”
“Meinst du deinen Großvater? Der, für den du arbeitest?”
“Offiziell ist er ja mein Stiefgroßvater, aber ja, ich arbeite seit meinem Hochschulabschluss für ihn. Inzwischen bin ich Executive Vice President Marketing und Vertrieb.”
“Wow.” Emma klang ehrlich beeindruckt. “Klingt wichtig.”
Casey wusste, woher sein rascher Aufstieg in der Firma rührte, und grummelte: “Mein Großvater hat mich die Karriereleiter hochgeschubst. Er nutzt jede Gelegenheit, um mir ein größeres Büro, einen besseren Parkplatz oder sonstige Annehmlichkeiten zu verschaffen. Sein Plan ist es, dass ich irgendwann die Firma übernehme.”
“Und was ist das für ein Unternehmen?”
“Elektronikbranche. Computerhardware. Dieser ganze Technikkram fürs Büro, alles natürlich nur
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