Für Emma & ewig
Doch da sagte plötzlich jemand seinen Namen. Er sah sich um und erkannte Ms. Potter, die Bibliothekarin, die von einer Krankenschwester im Rollstuhl über den Flur geschoben wurde. Mit dabei war auch ihre Tochter Ann. Casey hielt Emma fest. “Warte mal kurz, ja?”
Er ging hinüber zu Ms. Potter und küsste sie auf die Wange. Sie errötete. “Kommen Sie heute raus?”
“Ja, endlich.”
“Sie waren doch nur zwei Tage hier”, tadelte die Schwester sie im Spaß. Dann sagte sie: “Und Sie waren eine wunderbare Patientin.”
Ms. Potter fuhrwerkte mit einem wunderschönen Frühlingsblumenstrauß herum, den sie auf dem Schoß hielt. “Die sehen trotzdem auf meinem Schreibtisch besser aus als hier auf der Fensterbank.”
Casey sah sie gespielt schockiert an. “Auf dem Schreibtisch? Sie wollen mir doch nicht sagen, dass Sie sofort wieder an die Arbeit gehen?”
“Am Montagmorgen, und das wird auch Zeit. Ich kann mir schon vorstellen, in welchem Zustand meine Bücherei ist. Niemand stellt die Bücher ordentlich zurück.”
Ann trat neben ihre Mutter. Ihre braunen Augen funkelten, und ihr braunes Haar fiel ihr in einer sanften Welle über die Schultern. “Die Blumen sind wunderschön, Casey. Vielen Dank dafür!”
“Gern geschehen.” Er bemerkte, wie Ann über seine Schulter hinweg zu Emma hinübersah. Also sagte er: “Ann, Ms. Potter – erinnern Sie sich noch an Emma Clark?”
Mr. Potter, geistig immer noch voll auf der Höhe, sagte: “Oh ja. Sie waren ein seltener Gast in der Bücherei, junge Dame.”
Peinlich berührt stammelte Emma: “Ich … ich hatte es nie groß mit Büchern.”
“Man muss nur das richtige Buch für Sie finden. Kommen Sie doch nächste Woche mal vorbei, dann suchen wir Ihnen etwas aus.”
Emma errötete. “Ja, Ma’am.”
Casey musste sich beherrschen, um nicht laut loszulachen. Ms. Potter schaffte es jedes Mal, andere Menschen in Verlegenheit zu bringen – doch immer mit den besten Absichten. Ihr lagen die Menschen am Herzen, und das spürte man.
Ann sah Emma lange an, dann fiel es ihr ein. “Ja, ich erinnere mich. Wir waren doch zusammen in der Schule.”
“Ja, vor ewigen Zeiten, Ich glaube, wir waren im selben Englischkurs.”
“Stimmt. Bist du nicht vor der Oberstufe abgegangen?”
“Ja.” Um nicht weiter ins Detail gehen zu müssen, wandte sich Emma grinsend Ms. Potter zu. “Das ist ja ein Prachtexemplar von einem Gips. Und auch noch im Art-déco-Stil.”
Ms. Potter nahm Caseys Hand und tätschelte sie. “Dafür hat dieser Halunke gesorgt. Ich wollte, dass mein Gips schön weiß bleibt, wie es sich für eine Bibliothekarin und eine Frau meines Alters gehört. Aber dann kam Casey mit den bunten Filzstiften an.” Sie deutete auf die seltsame Interpretation einer Blumenranke, die sich in den Farben Rot, Blau und Gelb um ihren Fußknöchel wand. “Bevor ich etwas finden konnte, um ihn zu schlagen, hatte Casey mich schon fertig bemalt. Und danach haben sich alle auf mir verewigt.”
Die Krankenschwester schüttelte den Kopf. “Sie war ganz begeistert. Ich durfte die Filzstifte nicht wegräumen, und sie sorgte höchstpersönlich dafür, dass keiner den Raum verließ, ohne unterschrieben zu haben.”
“Petze”, murmelte Ms. Potter lächelnd.
Emma bückte sich und studierte den Gips eingehend, dann lachte sie. Casey hatte seinen Namen unter das Kunstwerk mit der Ranke gesetzt. Andere hatten sich mit einer Sonne, Vögeln oder einem Regenbogen verewigt. “Sieht super aus.”
“Finde ich auch – jetzt, wo ich mich dran gewöhnt habe.”
Lachend sagte Ann: “Mom besteht darauf, wieder zur Arbeit zu gehen, aber vorerst darf sie nur Teilzeit arbeiten und nicht so viel tun wie vorher. Später kommt dein Vater noch vorbei, um sie sich anzusehen und zu entscheiden, ob das wirklich okay geht. Ich denke, er wird sie im Auge behalten.”
Casey drohte Ms. Potter mit dem Zeigefinger. “Ich weiß, dass Dad es gar nicht gefallen wird, wenn Sie es übertreiben.”
Ann sagte: “Das habe ich ihr auch gesagt. Deshalb habe ich auch zwei studentische Hilfskräfte gebeten, ihr vorerst zur Hand zu gehen. Sie werden sich darum kümmern, dass die Bücher auf ihre Anweisung richtig eingeordnet werden.” Ann zwinkerte Casey zu. “Die Bücherei wird in null Komma nichts wieder in Schuss sein.”
“Ich werde Dad fragen, was er Ihnen gesagt hat”, warnte Casey. “Also befolgen Sie lieber seinen Rat! Dieser Beinbruch war heftig.” Er schüttelte Ann die Hand. “Falls
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