Für Emma & ewig
In deiner momentanen Verfassung kannst du nichts davon. Mach eine Therapie, werd endlich trocken, und bleib es auch, dann können wir weiterreden.”
Die Finger, die ihren Arm umkrallten, lockerten sich und lösten sich schließlich. “Das darfst du nicht tun.” Ihr Flüstern klang schockiert.
“Oh doch, das darf ich.” Emma legte den Arm um ihre Freunde. “Durch deinen Auftritt eben wissen jetzt mehr als genug Leute, dass du nicht in der Lage bist, dich um dich selbst zu kümmern, und noch weniger, einen kranken Menschen zu pflegen.”
Das Publikum bestand im Übrigen nicht nur aus Damon, Ceily und Casey, sondern auch aus Mrs. Reider und einem halben Dutzend Motelgästen. Zwei Autos waren stehen geblieben, und deren Insassen hatten die Szene beobachtet. In einem Nest wie Buckhorn brauchte es nicht viel, damit getratscht wurde. Emma würde sich nicht wundern, wenn sie morgen auf der Titelseite der Lokalzeitung alles über die Begegnung mit ihrer Mutter würde nachlesen können. Früher hätte sie das fertiggemacht, und sie hätte sich in Grund und Boden geschämt. Heute wollte sie nur noch, dass endlich eine Lösung gefunden wurde.
“Emma?” Ceily lächelte sie an. “Ich habe nie die Versicherung bemüht. Ich wollte nicht, dass meine Prämie erhöht wird, und hatte ohnehin vorgehabt zu renovieren, nachdem mein Großvater mir das Lokal komplett überschrieben hat. Also benutzte ich mein Erspartes für die Renovierung. Gabe und andere Freiwillige aus der Stadt haben mir dabei geholfen.”
Nickend sagte Emma: “Ich werde dir trotzdem eine Entschädigung zahlen.”
“Nein, das lässt du fein bleiben.” Ceily wandte sich an Mrs. Clark, die auf ihre Füße starrte. “Aber deine Mutter kann mir ein Viertel des Geldes zahlen, das ich damals ausgegeben habe. Denn wegen des Rauch- und Feuerschadens musste ich ein paar Dinge ersetzen, die ich ansonsten sicher nicht ersetzt hätte.”
“Ich habe kein Geld”, flüsterte Emmas Mutter und sah sehr niedergeschlagen aus.
Ceily zuckte die Schultern. “Dann suchen Sie sich einen Job. Von mir aus können Sie auch in Raten zahlen.”
Der schockierte Blick ihrer Mutter war schon beinahe komisch.
“Im Krankenhaus gibt es eine Beratungsstelle für Drogen- und Alkoholsüchtige”, erklärte Casey und richtete sich damit an Emma, nicht an ihre Mutter. “Lass sie uns dorthin bringen.” Er sah aus, als wollte er sie so schnell wie möglich loswerden.
Das wollte Emma auch. Noch vor Jahren hätte sie alles dafür gegeben, eine normale Beziehung zu ihrer Mutter aufbauen zu können. Wie hatte sie sie in ihren nüchternen Stunden angefleht, sich Hilfe zu besorgen! Doch wenn ihre Mutter nichts getrunken hatte, dachte sie, sie hätte ihren Alkoholkonsum im Griff. Dann versprach sie ihr immer, sie würde aufhören. Aber dieses Versprechen konnte sie nie halten, und Emma hatte es langsam satt, dass ihre Mutter ihre Krankheit nicht wahrhaben wollte.
Und es stimmte auch, was sie eben gesagt hatte – sie würde ihren Vater wegbringen, wenn ihre Mutter sich nicht um eine Therapie bemühen würde. “Mutter? Was sagst du dazu? Und bevor du zustimmst oder ablehnst, möchte ich dir noch eines sagen: Ich bringe dich entweder ins Krankenhaus zum Arzt, oder ich lasse dich hier. Das sind die zwei Möglichkeiten. Wenn du hierbleiben möchtest, wird Mrs. Reider sicher den Sheriff alarmieren, und dann könnte es sein, dass du zwangseingewiesen wirst.”
Ihre Mutter starrte sie an wie ein verwirrtes Kind. Sie keuchte und kämpfte mit den Tränen, doch Emma wusste, dass dieser Überschwang an Gefühlen auch durch die Krankheit ausgelöst wurde. Also wartete sie. Endlich nickte ihre Mutter und machte ihr damit überraschenderweise ein bisschen Hoffnung.
“Siehst du, Süße”, schaltete sich nun Damon ein. “Sie kann dir gar nichts.”
Emma wusste, dass das nicht stimmte. Die Eltern waren die Eltern, ob gute oder schlechte, und daraus musste man das Beste machen. Sie sah Damon an und lächelte leicht. “Sie bleibt meine Mutter.” Und dann fügte sie seufzend hinzu: “Und sie hat dafür gesorgt, dass wir aus dem Motel fliegen. Mrs. Reider hat gesagt, wir möchten doch bitte so schnell wie möglich ausziehen.”
Damon stöhnte. Ihre Mutter sah weg. Mrs. Reider stand schon im Eingang und sah ungeduldig aus – und auch neugierig, denn sie konnte nicht hören, was gesagt wurde.
Ceily und Casey fingen gleichzeitig an zu sprechen. “Ihr könnt bei mir wohnen.” Sie blinzelten, dann
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