Für Emma & ewig
Ich war mir nicht sicher, ob man ihr nicht doch glauben würde.”
“Keiner hätte ihr geglaubt.”
“Du vielleicht nicht. Aber …”
“Ich auch nicht”, behauptete Ceily.
Damon beugte sich vor, um Ceily anzusehen, dann lächelte er sie an und drückte sie fest.
Emma konnte es nicht fassen, dass alle so nett zu ihr waren. Es wäre viel leichter für sie, wenn alle sie jetzt hassen würden. Dann wäre das Thema wenigstens erledigt. “Es tut mir doppelt leid, dass ich so feige war. Das Feuer war schon außer Kontrolle geraten, also rief ich anonym bei der Feuerwehr an, brachte meine Mutter nach Hause, und … dann kam es zur Katastrophe.”
“Sie hat dich verprügelt, stimmt’s?”
Casey klang wütend und traurig und … verletzt? Weil man sie verletzt hatte? Sie sah ihn an, gab aber keine Antwort, denn sie wollte ihn nicht noch tiefer hineinziehen. “Also beschloss ich abzuhauen.”
“Und kamst zu mir.”
Sie schüttelte den Kopf. Er verstand es einfach nicht. Sie stellte fest, dass er dieser kleinen Tatsache viel zu viel Bedeutung beimaß. “Ich wollte nur die eine Nacht bleiben.”
“Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dich nie wieder gehen lassen.”
“Ich musste weg. Wenn ich bis zum nächsten Morgen geblieben wäre, als das mit dem Feuer bekannt wurde, dann wäre sicher jemand darauf gekommen. Dann hätte ich nicht mehr die Chance gehabt zu gehen.”
Casey machte ein finsteres Gesicht, verschränkte die Arme vor der Brust und schien sehr unzufrieden mit dieser Einschätzung von ihr zu sein. “Wie bist du überhaupt so schnell aus der Stadt weggekommen?”
Emma zuckte wieder zusammen. “Ich bin getrampt, als ich auf der Hauptstraße angekommen war. Zum Glück sahen mich weder Morgan noch der Deputy, denn sie hatten ja immer noch mit dem Brand zu tun. Ich konnte mit zwei Leuten bis nach Cincinnati fahren, und von dort nahm ich den Bus nach Chicago.”
Ceily sah sie schockiert an. “Meine Güte. Dir hätte ja sonst was …”
Damon unterbrach sie. “Aber ihr ist nichts passiert. Stattdessen lernte sie meine Familie kennen, und jetzt gehört sie zu uns.” Er streichelte ihr Kinn. “Und sie hat echt die Hölle durchgemacht wegen der Geschichte.”
“Bitte, Damon, entschuldige dich nicht für mich. Ich hätte schon vor langer Zeit die Wahrheit sagen sollen. Ich hätte von Anfang an nicht lügen dürfen.”
Damon, immer noch mit Ceily im Arm, sagte zu ihr und Casey: “Sie brauchte ein paar Jahre, um ihr Leben in Ordnung zu bringen. Sie dachte darüber nach, nach Hause zu fahren und alles in Ordnung zu bringen. Doch ihr Vater bat sie, nicht zu kommen. Und nachdem inzwischen so viel Zeit vergangen ist …”
Emma legte die Hände ineinander. “Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass meine Mutter vielleicht ins Gefängnis kommt.”
In diesem Moment kam ihre Mutter auf die Füße, erbost über die Mutmaßung. “Keiner bringt mich irgendwohin. Ich habe nichts getan, das warst du!”
Casey und Ceily sahen sich an, und sie nickte ihm zu. “Nein, Sie kommen nicht ins Gefängnis. Es war Unachtsamkeit, keine gewollte Brandstiftung. Und der Einbruch ist mittlerweile acht Jahre her. Wahrscheinlich ist das schon verjährt.”
Emma wartete gespannt. Ihre Mutter schaute selbstzufrieden in die Runde.
“Aber bestimmt will doch die Versicherung ihr Geld zurück. Ich weiß, dass der Innenraum damals schwer beschädigt wurde”, überlegte Emma.
Ihre Mutter packte sie unsanft am Arm. “Halt den Mund, Mädchen.”
Casey wollte eingreifen, doch Emma hinderte ihn mit einem Blick daran. Sie hatte es lange genug vermieden, sich mit ihrer Mutter auseinanderzusetzen. Als Jugendliche wäre sie dazu auch nicht in der Lage gewesen, doch jetzt … Sie musste endlich Verantwortung übernehmen – und ihre Mutter auch. “Du wirst eine Therapie machen.”
“Ich brauche keine Therapie.”
Seit über zehn Jahren fühlte Emma nichts mehr. Sie war nicht verletzt, sie spürte keine Not, nicht einmal Mitleid fühlte sie. “Es mag sein, dass die Sache mit dem Einbruch verjährt ist. Und es gibt jetzt auch andere Dinge, die wichtiger sind. Dad hatte einen schweren Schlaganfall. Sobald er in der Lage sein wird, das Krankenhaus zu verlassen, nehme ich ihn mit zu mir.”
“Was soll das heißen, mit zu dir? Er ist mein Mann!”
“Und mein Vater. Er braucht jemanden, der in der Lage ist, sich um ihn zu kümmern – und nicht umgekehrt. Er muss in die Reha, man muss ihm Mut machen, ihn aufpäppeln.
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